Montag, 21. April 2008

Vida cotidiana (Teil VII)

Nachdem der Blog, den ich gestern in Stunden langer Arbeit (naja, fast..) geschrieben habe, spurlos verschwunden ist, hier ein neuer Versuch.
Siebter Teil meines Alltagslebens - zehn teile will ich schaffen. Die Zeit vergeht immer schneller, mit Schrecken wird mir bewusst, dass mir nur noch wenig mehr als vier Monate in Südamerika bleiben. Natürlich freue ich mich auch auf das Wiedersehen mit Familie und Freunden in der Schweiz, und auf die Aufnahme meines Studiums der Internationalen Beziehungen in Genf.

Mercado Canadá
Jeden Tag fuhr ich mindestens einmal am Markt im Barrio Canadá vorbei, und erfreute mich an den einfachen Markstständen und den bunten Gemüsen und Früchten, die dort zum Verkauf angeboten wurden. Bis dann eines Tages die aus Steinen, Holz und Blech gezimmerten Windschütze leer und verlassen dastanden: endlich waren die Verkäuferinnen ins schicke neue grosse Marktgebäude umgezogen. Nicht allen aber scheinen das feste Dach und die dicken Wände zu behagen, täglich scheinen mehr ihren Stand vor den Türen des protzigen Gebäudes aufzubauen - respektive ihre Waren auf den bunten Aguayo Tüchern zum Verkauf anzubieten.

Mercado Canadá


Andine Flora (Teil 1 von 4): Früchte
Gerade tropische Vielfalt herrscht in den Anden ja nicht, und wer das Altiplano als karge, steppenähnliche Landschaft vor sich sieht, liegt damit auch nicht falsch. Dennoch gibt es so einige Pflänzchen, Körner und Wurzeln die dort gedeihen.
Was die Früchte angeht, wachsen die wohl lieber in den Tälern zwischen den hohen Andengipfeln; auf 1500 bis 3000m.ü.M.

Da ist zum einen mal die Chirimoya, von Mark Twain anscheinend als "the most delicious fruit known to men" bezeichnet. Aussen grün, innen weiss, fleischig, weich, süss und unglaublich aromatisch. Als Mischung aus Banane, Erdbeere, Mango und Ananas beschrieben, schmeckt jede Frucht anders, aber immer gut. Ausser wenn sie überreif sind, dann nämlich beginnt der Zucker zu vergären und die Chirimoya wird ungeniessbar. Die Frucht wächst an Bäumen im (was ich) subtropisches Hochlandklima (nenne).
Heimisch ursprünglich in Ecuador, Bolivien und Peru, ist Spanien heute (mit über 80% der gesamten Produktion) der weltweit grösste Produzent von Chirimoya. Angebaut wird die Chirimoya auch in Italien, Griechanland, Israel, Ägypten, Algerien, Südafrika und Taiwan. Den Bauern hier fehlen Interesse, Knowhow und Exportmöglichkeiten - die Frucht reagiert empfindlich auf Druckstellen, und wer Boliviens Strassen (oder besser gesagt: Wege) kennt, versteht wieso die Chirimoyas hier meistens lokal konsumiert werden.
Auch gesund soll sie sein: viel Vitamin C, Phosphor, Eisen und was weiss ich sonst noch was. Ich sag ja immer: Hauptsache es schmeckt.

*sabber* Chirimoya

Chirimoyas

Ein weiteres liebgewonnenes Pflänzchen ist der Tumbo (Passiflora tarminiana, auf Deutsch anscheinend Curuba), die Frucht einer Lianenartigen Schlingpflanze aus der Familie der Passionsfruchtgewächse. Die kleinen, aussen grünen (unreif) bis gelben (reif) Früchte haben innen eine Vielzahl von orangem Fruchtfleisch umhüllter Kerne. Schmecken tun die würzig und eher säuerlich: kein grosser Hit zum so essen. Aber mit Wasser oder Milch und Zucker gemixt einer der leckersten "Licuados" überhaupt. Und die Tumbo-Glace - köstlich.
Übrigens: auch die Tumbopflanze wurde exportiert. Mit so grossem Erfolg, dass in Hawaii mittlerweile gezielt schädigende Pilze ausgesetzt werden um der der Invasion der Tumbos beizukommen :)

Tumbo

Und dann ist da noch die Tuna, die Frucht eines Kaktus. Dem behagt natürlich das trockene sonnige Klima sehr, und dass es in der Nacht mal ein bisschen kälter wird ist auch nicht weiter schlimm. Am besten isst man die Frucht eisgekühlt, wahrscheinlich etwas vom erfrischendsten was es gibt. Aussen haben die Tunas eine grüne oder orange-rote, leicht stachelige Schale; wers schlau macht, kauft die Tuna schon geschält. Innen kommen das saftige, süsse Fruchtfleisch und viele kleine schwarze Kerne zum Vorschein.

Tuna

So, ich will euch nicht länger "gluschtig" machen. Fortsetzung folgt! (Teil 2: Getreide&Co.)
[Danke an wikipedia für botanische und sonstige Infos und die Bilder]


Paris des Südens
Irgendwer soll irgendwann mal behauptet haben, Sucre sei das Paris des Südens. Weder mit der Grösse noch mit dem Einfluss Paris' kann die weisse Stadt mithalten, aber wir tun trotzdem unser Bestes. So stehen im Zentrum Sucres nicht nur zwei Obelisken und zwei Triumphbogen, nein, sogar einen mini-Eiffelturm nennt Sucre sein eigen. Ein Pantheon haben wir auch, obwohl dessen Vorbild ja bekanntlich in Rom steht.

Endlich da: die Fotos



Und hier noch das Graffiti des Monats:



Das wars für heute. Danke an alle die mir auch nach fast acht Monaten noch die Treue halten, und natürlich auch an alle die erst seit kurzem mitlesen. Der Blog war ursprünglich mal länger, aber alles noch ein zweites Mal zu schreiben hatte ich auch keine Lust. Dafür sollte der nächste Eintrag nicht mehr ganz so lange auf sich warten lassen.