tag:blogger.com,1999:blog-78000249284786626192024-02-02T03:56:32.943+01:00Ein Gnu zieht in die Welt hinausXenia berichtet über ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit ihrem Austauschjahr (Aug. '07-Aug. '08)Unknownnoreply@blogger.comBlogger31125tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-30347655941679950192008-08-28T20:23:00.003+01:002008-08-28T20:50:43.740+01:00Du weisst du bist in Sucre/Bolivien wenn...<div align="justify">...du keine 20 Meter weit kommst, ohne an einem [bitte einsetzen] Snackstand, Pizzastand, Minikiosk, Eisverkäufer, Getränkestand, oder-sonst-etwas-zu-Verkauf-stehendem-Essbaren vorbei zu kommen<br /><br />...Gringa kein Schimpfwort, sondern eine liebevolle Anrede ist<br /><br />...du zu jedem Gericht Kartoffeln kriegst<br />...sogar zu Lasagne<br />...sogar beim Chinesen<br /><br />...der Bus genau dort hält, wo du willst. Nötigenfalls alle fünf Meter...<br /><br />...du überzeugt davon bist, dass "yapa" und "huato" die spanischen Wörter für Nachschlag und Schuhbändel sind<br />... und dass "suchuna" Rutschbahn heisst<br /><br />...du keinen Block weit kommst, ohne dass die Strasse entweder hoch oder runter geht<br />... und wenn gilt: runter geht immer ins Zentrum, ausser du bist schon über den Berg drüber<br /><br />...der Supermarkt teurer ist als der Markt, und kleiner<br /><br />...die reichen Viertel oben liegen und die armen unten<br /><br />...alle Strassen Einbahn sind - weil die 2. Spur zum parkieren genutzt wird<br /><br />...nicht einmal offizielle Schilder und Hinweise vor peinlichen Rechtschreibefehlern sicher sind<br /><br />...du dich tagsüber wie in Spanien und nachts wie in Russland fühlst<br /><br />...der Himmel einfach irgendwie blauer ist<br /><br />...du irgendwann fast vergisst was das ist: Regen<br /><br />...du irgendwann fast vergisst wie das ist: grün<br /><br />...auf jeden Einwohner mindestens ein Strassenhund kommt<br /><br />...in jedem Haushalt mindestens ein Hund zu Hause ist<br /><br />...manche Haushalte zwar kein fliessendes Wasser und nur ein Bett für fünf Personen haben, fehlt der Fernseher nicht<br /><br />...andere, vermögendere Haushalte in jedem Zimmer einen Fernseher haben (acht pro Haus...)<br /><br />...alle mindestens einen Bekannten, Freund oder Verwandten hat, der in Spanien oder Argentinien lebt (zusätzlich zu den 9 Millionen Bolivianern in Bolivien soll es bis zu 3 Millionen ausgewanderte haben)<br /><br />...du das Klopapier ja nie ins Klo werfen darfst, wenn du keine Überschwemmung erzeugen willst<br /><br />...auf keiner Toilette der Mülleimer fürs Klopapier fehlt<br /><br />...es aber auf keiner Toilette Klopapier gibt. Nicht einaml im Hotelzimmer.<br /><br />...es Demos gegen Politiker gibt, die vor einem Monat mit überwiegender Mehrheit gewählt wurden<br />...und deren Amtszeit nur 5 Monate (bis zu den planmässigen Wahlen) dauert<br /><br />...du in einem Jahr mehr Taxi fährst als in deinem ganzen Leben zuvor<br />...und mehr Coca Cola trinkst<br /><br /><br />Vor fast einer Woche habe ich mein zweites Zuhause in Sucre verlassen. Was und wie Bolivien wirklich ist, lässt sich kaum in Worte fassen. Ich habe es zwölf Monate mit über 20 Blogeinträgen dennoch versucht, und hoffe einen kleinen Einblick in dieses so spannende, schöne, zerrissene, stolze Land und das Leben seiner Leute verschafft haben zu können.<br /><br />Danke fürs Mitlesen!<br /><br />xenia</div>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-64479409093101889992008-07-31T21:58:00.002+01:002008-08-09T22:12:53.943+01:00San Pedro de Atacama - Salta - Potosí<div style="text-align: justify;">Schon eine Woche bin ich wieder in Sucre und anscheinend so sehr von meinem Alltagsleben absorbiert, dass ich fast vergessen habe, dass ich euch noch einen Blog schulde.<br />Was lange währt wird endlich gut, so haben es mittlerweile auch die Fotos - alle Fotos - ins Internet geschafft.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">San Pedro de Atacama (<span style="font-style: italic;">Chile</span>)</span><br />Klingelt bei Atacama irgendwo im Hinterkopf ein Glöcklein? Genau, die trockenste Wüste der Welt. Und irgendwo an ihrem Rand eine (Touristen-)Oase.<br />Das Dorf soll angeblich mal zu Bolivien gehört haben. Erinnerte auch irgendwie daran: ungeteerte Strassen, Lehmhäuser, eine allgemeine leichte Heruntergekommenheit. San Pedro ist ein Anziehungspunkt geworden wegen seiner Nähe zu diversen Naturschönheiten. Ich nutzte meine drei Tage dort also für drei Ausflüge in die Umgebung.<br />Der erste führte mich ins Valle de la Luna (ja, eines der vielen...), wo bizarr geformte Felsen, Krater und das komplette Fehlen von Vegetation anscheinend an die Mondoberfläche erinnern sollten. Kann schon sein, war ja noch nie auf dem Mond. Von einer grossen Sanddüne aus beobachtete man den Sonnenuntergang, der die in der Ferne sichtbaren Berge der Anden rot leuchten liess. Da die Luft dort so trocken ist, kann man weiter als normal sehen, und die 300km entfernten Berge scheinen plötzlich viel näher.<br />Die zweite Exkursion begann früh, sehr früh morgens. Um 4:00 ging es per Bus Richtung "Tatio Geysire". Die zweistündige Fahrt brachte mich zu den höchstgelegenen Geysiren der Welt: auf 4'321m.ü.M. liegen die heisses Wasser und Dampf spuckenden Schauspiele. Wieso man so früh morgens hinfährt? Die tiefen Temperaturen vor Sonnenaufgang lassen den Dampf schöner zur Geltung kommen. Und tief waren sie wirklich: als wir aus dem Bus ausstiegen, soll es -15 Grad Celsius gewesen sein - Tendenz bis zum Sonnenaufgang sinkend. Gut gab es bald Frühstück: dampferhitzte Milch und dampfgekochte Eier :)<br />Dadurch und dank den wärmenden ersten Sonnenstrahlen, kehrten Wärme und Gefühl bald in Füsse und Hände zurück. An der Rückfahrt gab es diverse Zwischenstopps, um die andine Fauna zu würdigen; was mich als alten Altiplanohasen natürlich nicht sonderlich beeindruckte (habe wohl schon mehr Vicuñas als Gämsen und Steinböcke zusammen gesehen).<br />Die dritte und letzte Tour ging zur "Laguna Cejar". Die Landschaft erinnerte erst an Steppe, dann wirklich an Wüste. Und mittendrin diese himmelblaue Lagune, die dreimal so salzig wie das Meer ist. Dadurch, und durch die starke Sonneneinstrahlung tritt ein Lupeneffekt auf: die eintretenden Sonnenstrahlen werden von den Salzkristallen gebrochen/reflektiert/absorbiert (weiss-ich-doch-nicht) und so am Austreten gehindert. Effekt: das Wasser wird auf 40, 50, 60 Grad aufgeheizt, nur die obersten 10cm bleiben kalt. Nichts wie rein! Die Füsse wurden gekocht, das Schultern und das Schlüsselbein drohten einzufrieren. Und plötzlich konnte ich endlich das "tote Männli" machen :D<br />Nach den Ojos del Salar, zwei fast kreisrunde Lagunen, ging es weiter zu einer letzten Lagune, um mal wieder einen Sonnenuntergang zu beobachten, der es aber wirklich wert war. Die Berge spiegelten sich in der Lagune, der Mond ging auf, der Himmel war tiefblau, die Schatten wurden länger, die Sonne verschwand, die Berge färbten sich rot, der Himmel wurde blasser, die ersten Sterne erschienen - schon fast kitschig :)<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/SanPedroDeAtacama"><img src="http://lh6.ggpht.com/silhouettes88/SIz-s9d7UVE/AAAAAAAAA24/hoSEswPvKfA/s160-c/SanPedroDeAtacama.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/SanPedroDeAtacama" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">San Pedro de Atacama</a></td></tr></table><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Salta (</span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Argentinien</span><span style="font-weight: bold;">)</span><br />Die Fahrt von San Pedro nach Salta dauerte fast zehn Stunden und war tagsüber. Das war aber gar nicht mal so ärgerlich, da man von einer tollen Sicht auf altbekannte Altiplanolandschaft entschädigt wurde: gelbes "Paja" Gras, tieftiefblauer Himmel, grasende Vicuñas, etc. Der Grenzübergang liegt auf dem Paso Sico auf 4'200m.ü.M.. Schon bald darauf schraubte sich die Strasse spektakulär steil und kurvig ins Tal, bevor man zuerst nach Jujuy (juhui ;)) und schliesslich nach Salta gelangt.<br />"Salta, la linda" wird die Stadt genannt, zu Recht: sie ist wirklich hübsch :) Mit einer zuckersüssen rosafarbenen Kathedrale, einer gepflegten und von Cafés umgebenen Plaza und vor allem dank der umliegenden Landschaft, ist Salta ein beliebtes Reiseziel, auch für Argentinier. Auf meinen beiden Ausflügen ins Umland, fand ich mich denn auch mit Argentiniern jeden Alters und aus allen Ecken des Landes im Minibus wieder (Stichwort: Winterferien).<br />Die Tour nach Cachi beinhaltete karger werdende Landschaft, ein Aufstieg (per Auto natürlich) auf 3300m.ü.M., was die Argentinier ganz spannend fanden, mich aber nicht gross kratzte, den Nationalpark der "Cardones", hohe Kakteen, und schliesslich das kleine koloniale Dörfchen Cachi. Abgesehen von den Kakteen also nichts, was ich nicht schon im nahe gelegenen Bolivien gesehen hätte.<br />Die Fahrt nach Humahuaca führte durch Yungas und Zuckerrohrpflanzungen Richtung Norden. Höhepunkte waren die Felsen links und rechts. Der "Cerro de los 7 Colores" etwa leuchtete in verschiedenen Gelb- Grün- und Rottönen, während die "Pollera de la Colla" kräftig gelb und rot gefärbt tatsächlich an einen Rock der indigenen Frauen erinnerte. Auf einem kurzen Zwischenhalt gab es Zeit das Monument auf dem südlichen Wendekreis (Trópico de Capricornio) zu bestaunen. Der letzte Stopp war in Jujuy, eine nicht sonderlich interessante Stadt, deren einzige Sehenswürdigkeit wohl die erste argentinische Flagge ist.<br />Am letzten Tag in Salta besuchte ich das Hochgebirgsarchäologiemuseum, wirklich spannend. Dort wurde eine 500-jährige, perfekt erhaltene (mit Organen! und Läusen ;)) Kinderleiche/-mumie ausgestellt. Die hübschesten Inkakinder wurden auserwählt, nach Cusco geführt, symbolisch verheiratet und auf hohen Berggipfeln geopfert. Das Prozedere sollte anscheinend den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Teilen des Inkareichs (Tawantinsuyo) verstärken. Komisch nur, dass die Argentinier plötzlich so stolz auf das bisschen Inkageschichte sind, nachdem sie es in den letzten Jahrhunderten doch fast geschafft haben, jegliche Nachkommen der Ureinwohner Südamerikas auszurotten oder zu vertreiben.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Salta"><img src="http://lh5.ggpht.com/silhouettes88/SJUT26ppqYE/AAAAAAAAA7I/NsMoWwOCRVs/s160-c/Salta.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Salta" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Salta</a></td></tr></table><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Potosí</span><br />Gar nicht so einfach von Argentinien nach Bolivien zu gelangen. Nach der Busfahrt nach Aguas Blancas ging es durch den Zoll und per altem klapper Motorboot auf die bolivianische Seite, ins Städtchen Bermejo. (Jedes vernünftige Land hätte schon längst eine Brücke gebaut). Nach der Grenze suchte ich vergeblich das Immigrationsbüro der Bolivianer - das befand sich ein ganzes Stück weiterentfernt, an der Ausfahrt Richtung Tarija. (Jedes vernünftige Land würde sowas direkt nach der grenze bauen). Nach Tarija wollte ich denn auch und kam nach einer holprigen 3-stündigen Fahrt, vorbei an Zuckerrohrplantagen und noch mehr Zuckerrohrplantagen, in Tarija an. Dort machte ich bis zur Abfahrt des Buses nach Potosí, 24 Stunden später, nichts ausser schlafen, essen und mich zu freuen wieder in Bolivien zu sein. Und natürlich das angenehme Klima zu geniessen :)<br />Die Fahrt nach Potosí war wie erwartet schrecklich. Seit November ist kein Meter mehr geteert, der Bus war noch schrottiger als das letzte mal, die Nacht noch kälter, der Sitz noch unbequemer, etc.<br />Die zwei Tage in der höchstgelegensten Stadt Südamerikas (manche sagen "der Welt") auf 4'200m.ü.M. verbrachte ich damit mir koloniale Bauwerke anzusehen, durch die engen kolonialen Gässlein zu wandern, das Kloster von Santa Theresa und die Casa de la Moneda zu besuchen, den Cerro Rico (dessen Silbervorkommen Potosí zur einst grössten und reichsten Stadt des Kontinents werden liessen) zu bestaunen und die Potosinos bewunderte. Tag für Tag leben sie in diesen eisigen Temperaturen, und in ihren Häusern ist es, dank Mangel sowohl an Heizung als auch an Isolation, meist noch kälter als draussen. Davon lassen sie sich aber nicht die Laune verderben: auch um neun Uhr abends sind die Strassen voller Menschen, die sich auch mal Glace essend auf einem Bänkli niederlassen und plaudern...<br />Am zweiten Tag fuhr ich mit Bekannten aus Santa Cruz zur Laguna Tarapaya und den Thermalbädern von Miraflores. Das Wasser war so heiss, dass man fast vergessen könnte, jemals kalt gehabt zu haben. Kein Wunder sind die Bäder ein beliebtes Ausflugsziel der Potosinos. Anschliessend besuchten wir eine wunderschön erhaltene Hacienda, aus der Zeit der ersten Spanier. Gut verständlich, dass sie das mildere Klima der Täler bevorzugten.<br />Danach hielt mich aber alle koloniale Schönheit nicht mehr in Potosí - Sucre liegt einfach zu nah.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Potos"><img src="http://lh3.ggpht.com/silhouettes88/SJUYY7-PqWE/AAAAAAAAA8U/_h7abxfA01w/s160-c/Potos.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Potos" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Potosí</a></td></tr></table><br /><br />Und hier bin ich nun, wieder, noch. Nicht mehr lange... Noch genau 3 Wochen bleiben mir in der Ciudad Blanca.<br /><br />Bis bald ;)<br /><br /></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-57440186914194819622008-07-19T23:21:00.004+01:002008-08-09T22:05:10.340+01:00Ica - Arequipa - Arica<div align="justify">Ica+Arequipa=Arica. Hehe, so oder ähnlich.<br /><br /><strong>Ica</strong><br />Auf dem Weg von Pisco nach Ica musste, oder besser gesagt, durfte ich einen Nachmittag in Ica verbringen. Die kleine Provinzhauptstadt zeigte sich von ihrer besten Seite: sonnig, sauber und vor allem voller Leben. Genau das, was ich nach der morbiden Atmosphäre in Pisco gebraucht habe. Bei Backpackern ist Ica vor allem wegen der nahe gelegenen Oase Huacachina beliebt. Ich schaute auch kurz vorbei, und überzeugte mich von ihren Qualitäten als erholsamer Zwischenstopp. Die umliegenden Dünen laden zum Sandboarding ein und in der - eher seichten - Lagune kann man auch mal ein Bad nehmen.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/IcaHuacachina"><img src="http://lh5.ggpht.com/silhouettes88/SIz7BGKtFCE/AAAAAAAAAwQ/t3s9IeMWgnI/s160-c/IcaHuacachina.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/IcaHuacachina" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Ica-Huacac<wbr></wbr>hina</a></td></tr></table><br /><br /><strong>Arequipa</strong><br />Das Intermezzo in Ica war, wie gesagt, von kurzer Dauer. Schon am nächsten Morgen kam ich in Arequipa an. Die zweitgrösste Stadt Perus hat gerade mal 10% der Einwohner Limas und einen eher gemütlichen Rhythmus. Ihren Übernamen "Ciudad Blanca" (ja, wie Sucre!) verdankt sie den Kirchen und kolonialen Herrenhäusern, die komplett aus weiss-gräulichem Sillar (Vulkangestein) gebaut sind. Prominent ragt denn auch der Vulkan Misti hinter der Stadt auf.<br /><br /><em>Mollendo</em><br />Was macht man an einem Sonntag in Arequipa? Genau, nichts. Man fährt stattdessen ins Beach Resort Mollendo. Dumm nur, wenn man das im Winter macht. Doch so hatte ich wenigstens den Strand für mich alleine, wenn auch weder Wetter noch Wasser zum Baden einluden. Dafür schaffte ich es endlich ein typisch peruanisches Gericht, das Ceviche, zu essen. Der Haufen roher Fisch, Muscheln und Meeresfrüchte, mit Zitronensaft und frischem Chili schmeckte erstaunlich gut - Sushi kann einpacken ;)<br />Im nahe gelegenen Naturschutzgebiet verbrachte ich den Nachmittag Vögel und Wellen beobachtend.<br /><br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify"><em>Cañon del Colca</em></div><div align="justify">Einen Tag am Meer, den nächsten in den Anden. Näher liegen die beiden Extreme wohl kaum wo zusammen. Der Colca Canyon ist mit 3200 Metern - bedeutend mehr als der Grand Canyon - der zweittiefste der Welt (der tiefste ist der Cotahuasi Canyon, der gleich daneben liegt). Ein gutes Stück an Spektakularität geht ihm aber wegen seiner begrünten, ja sogar kultivierten, und zum Teil weit von senkrecht entfernten Wänden ab.</div><div align="justify">Der beste - und einzige - Weg, in den Canyon einzutauchen ist zu Fuss. Ich unternahm ein dreitägiges Trekking im Cañon del Colca. Am ersten Tag ging es rein bergab, das büssten wir dann mit dem Aufstieg am zweiten Abend. Der Weg den wir gingen wird auch von den Menschen genutzt die in kleinen Dörfern in der Tiefe des Canyons leben und dort hauptsächlich Obst anbauen. Um ihre Früchte gegen Mais, Kartoffeln und sonstige Waren zu tauschen unternehmen sie, begleitet von mehreren schwer bepackten Maultieren, alle paar Tage den steilen dreistündigen Aufstieg zum Dorf Cabanaconde, das oben am Canyon auf 3'500m.ü.M. liegt. </div><div align="justify">Die Dörfer im Canyon haben seit 2 Jahren Strom, und seit 3 Wochen auch Mobilfunkempfang. Das beeinflusst ihre bis anhin sehr traditionelle, ja man möchte fast sagen: rückständige (ganz stolz stellt ein kleines Museum Alltagsgegenstände aus, die seit Inkazeiten unverändert im Einsatz stehen), Lebensweise. Der Tourismus bringt durch den Verkauf von Artesanías (Kunsthandwerk) und Essen, und durch die Unterkünfte eine willkommene Einnahmensquelle und gibt der jungen Generation eine Zukunftsperspektive, verändert aber auch die traditionelle Dorfstruktur. Aber schliesslich kann man nicht immer leben wie vor 500 Jahren...</div><div align="justify">Am Mittag des zweiten Tages erreichten wir die Oase Sangalle, deren Swimmingpools zum Baden einluden. Allerdings nur bis um kurz vor 15 Uhr sie Sonne hinter den hochaufragenden Felswänden verschwand. Wir beschlossen den Aufstieg, der für den folgenden Morgen um 3 (!) angesetzt war, vorzuverschieben. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kamen wir oben an. Am dritten und letzten Tag blieb uns somit jegliche körperliche Aktivität erspart. Per Bus ging es zum sogenannten "Cruz del Condor", wo wir tatsächlich das Glück hatten den eleganten Gleitflug der Kondore zu beobachten. </div><div align="justify">Wegen eines landesweiten Streiks ("Paro nacional") - ja, die Peruaner haben sowas auch - wurde die anschliessende Rückfahrt nach Arequipa stellenweise recht abenteuerlich. Doch es gelang dem Fahrer die mit Steinen blockierten Strassen zu umfahren - hat ja genug Platz links und rechts - und abgesehen von einigen bösen Blicken und drohend geschüttelten Fäusten liessen uns die Menschen ungehindert passieren.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Arequipa"><img src="http://lh4.ggpht.com/silhouettes88/SIz7mabr38E/AAAAAAAAAzA/Icxmb8FZtGU/s160-c/Arequipa.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Arequipa" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Arequipa</a></td></tr></table><br /><br /><br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify"><strong>Arica</strong></div><div align="justify">Nach einem Ruhetag in Arequipa ging es ab Richtung Süden. Per Bus fuhr ich bis nach Tacna, Peru, von wo aus mich ein Taxi über die Grenze nach Arica, Chile brachte. Mein "Anschluss" nach San Pedro de Atacama war für 22 Uhr angesetzt, so dass ich den ganzen Nachmittag und Abend Zeit hatte, die nördlichste chilenische Stadt zu erkunden. Im Sommer soll Arica ein beliebter Badeort sein, doch davon war - dem sonnigen Wetter zum Trotz - jetzt im Winter nicht viel zu merken. Der Ort gehörte einst zu Peru, bevor Arica nach dem Pazifischen Krieg (ja, der Krieg um den Vogelschiss, in dem Chile von England unterstützt wurde und Peru und Bolivien, welches seinen Zugang zum Meer verlor, als Verlierer dastanden - nicht zu Verwechseln mit dem Pazifikkrieg als Teil des Zweiten Weltkriegs) an Chile überging.</div><div align="justify">Ausser der äusserst lebendigen Fussgängerzone, die mir einen milden Kulturschock versetzte: so viele so schicke Geschäfte, so viele Menschen mit Einkaufstüten, so viel Wohlstand, zu viel Konsumwille/-wahn einfach.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Arica"><img src="http://lh6.ggpht.com/silhouettes88/SIz-JnvMkFE/AAAAAAAAAz0/F50YJHaeHXE/s160-c/Arica.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Arica" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Arica</a></td></tr></table><br /><br /><br /></div><div align="justify">Und nach den unglaublich netten Menschen in Peru, hinterlissen die Chilenen einen eher schlechten ersten Eindruck: herablassend, arrogant, unfreundlich.</div><div align="justify"> </div><div align="justify"> </div><div align="justify">Das alles liegt schon eine Woche zurück, mittlerweile habe ich Chile verlassen und bin in Argentinien. Doch das gehört in den nächsten Blog :)</div><div align="justify"> </div><div align="justify"> </div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-20888933693961360642008-07-09T23:34:00.006+01:002008-08-09T22:08:09.605+01:00Cusco - Nasca - Pisco<div align="justify">Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, wenn man auf Reisen ist. Fast drei Wochen bin ich schon in Peru unterwegs und habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind sehr freundlich und deutlich offener als in Bolivien. Komisch nur, dass die meisten penetrant versuchen Englisch zu sprechen, auch wenn ich ihnen die längste Zeit auf Spanisch Antwort gebe. Das Land ist halt viel touristischer als sein ärmerer Nachbar, das bestätigen auch die Schafherden-ähnlichen englischen, deutschen und japanischen Reisegruppen. Ein dadurch entstehender Nachteil ist die Vertouristisierung der Stadtzentren, mit Preisen die einfach nur noch "Abzocke" rufen. Oder wieso soll man in einem "Restaurante Turistico" für ein angeblich typisch peruanisches Menü 15 Soles (5CHF) bezahlen, wenn es das selbe erst noch authentischer im kleinen Beizli für 3 Soles (1CHF) gibt?</div><div align="justify"> </div><div align="justify">Doch genug davon, kommen wir zur Sache.<br /><br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify"><strong>Cusco</strong></div><div align="justify">Der Nabel der Welt (Quechua: Q'osqo) und das Zentrum des peruanischen Tourismus. Meine erste peruanische Stadt hat mich sehr positiv überrascht. Trotz allem internationalen Rummel hat sie eine entspannte Atmosphäre bewahrt. Die schmalen Gässchen und ausladend einladenden Plätze aus Inkazeiten tragen sicher ihren Teil dazu bei. Da können auch die unzähligen Reisebüros, Toursitenrestaurants und Souvenir (bzw. Artesanía) Läden nichts daran ändern.</div><div align="justify">Das grösste As im Ärmel ist natürlich der nahe gelegene Machu Picchu, an den ich mich mit kleineren Ausflügen langsam herantastete.</div><div align="justify"> </div><div align="justify">Eigentlich wollte ich ja zu Fuss einige Inkaruinen in der Umgebung der Stadt besuchen, doch das Angebot, das hoch zu Ross zu tun, klang einfach zu verlockend. Ganz so toll war es dann aber nicht, Pferde sind einfach verdammt unbequem. Und das ich eigentlich gar nicht reiten kann, schien den Guide auch nicht gross zu interessieren; forsch trabte er voraus.</div><div align="justify">Sehr schön war aber die Umgebung, grüne Eukalyptuswälder, rote Erde und gelbes Gras. Auch die Inkastätten Tambomachay, Pukapukara, Q'enqo und Saqsaywaman waren durchaus interessant, vor allem dank der Erläuterungen der Tourismusstudenten. Letztere ist die am besten erhaltene und wichtigste Inka Ruine nach Machu Picchu. So gut im Schuss ist sie vor allem dank ihrer erdbebensicheren Bauweise: die teils riesigen Steinblöcke weisen entweder Höhlungen oder Ausbuchtungen auf und sind nie einfach rechteckig. Das ermöglichte es stabile Wände ohne die Verwendung von Mörtel oder ähnlichem zu bauen. Konkave oder konvexe Wände und das Fehlen von rechten Winklen sorgten für zusätzliche tbilität. Anscheinend wurden zum Bau dieser Tempelanlage keine Sklaven eingesetzt, alles basierte auf "freiwilliger Fronarbeit" aus Liebe zu den Göttern und zum Ober-Inka.<br /><table style="width: 194px;"><tbody><tr><td style="background: transparent url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat scroll left center; height: 194px; -moz-background-clip: -moz-initial; -moz-background-origin: -moz-initial; -moz-background-inline-policy: -moz-initial;" align="center"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Cusco"><img src="http://lh4.ggpht.com/silhouettes88/SIzyXTDXiQE/AAAAAAAAArw/UlFmINpFly8/s160-c/Cusco.jpg" style="margin: 1px 0pt 0pt 4px;" width="160" height="160" /></a></td></tr><tr><td style="text-align: center; font-family: arial,sans-serif; font-size: 11px;"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Cusco" style="color: rgb(77, 77, 77); font-weight: bold; text-decoration: none;">Cusco</a></td></tr></tbody></table><br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify">Langsam tastete ich mich an eines der sieben Weltwunder heran. Doch zuerst ging es rein ins Valle Sagrado (Heiliges Tal) der Inkas. Im kleinen Dörfchen Pisaq bestaunte ich die dort erhalten gebliebenen, oder rekonstruierten, Inkawohnhäuser und die Terrassen, die zur Landwirtschaft genutzt wurden. Da könnten unsere Bergbauern direkt noch etwas lernen! Hoch über dem Dorf liegen die Ruinen, so dass ich einen tollen Blick aufs Tal hatte. Es wird grüner!</div><div align="justify">Noch grüner war es in Ollantaytambo, wo ich nach dem Besuch eher enttäuschender Ruinen übernachtete, bevor ich dann am nächsten Tag morgens früh um halb 6 den Zug bestieg. </div><div align="justify"> </div><div align="justify">Ja, der einzige Weg um nach Aguas Calientes (auch Machu Picchu Pueblo genannt) zu gelangen ist per Zug. Und wie immer gilt, wo ein Monopol herrscht können die Preise beliebig erhöht werden. Für die knapp anderthalb Stunden Zugfahrt bezahlte ich 30 Franken - und das war die günstigste Variante. Irgendwie ging es denn auch im selben Stil weiter. Für das Eintrittsticket zum eigentlichn Machu Picchu gibt es zwar eine grosszügige Studentenermässigung (halber Preis), doch nur für Studenten mit Uniausweis. Und woher einen solchen nehmen, wenn man noch nicht an der Universität ist? Gerecht war es nicht, aber ich konnte es mir ja leisten und bezahlte den vollen Preis (45 CHF). Der nächste Schlag war der Bus, der einem vom Dorf in knapp 20 Minuten nach oben bringt: 7 Franken.</div><div align="justify">Doch dann war es endlich soweit, da lag sie vor mir, "die vergessene Stadt der Inkas". Beeindruckend auf den ersten Blick, mit den beiden Bergen im Hintergrund und dem dicht grünen Wald rundherum. Bei näherem Hingucken zeigte sich aber, dass ein Grossteil der angeblichen Ruinen nicht immer liebevoll rekonstruiert sind, nur wenige Wände weisen die charakteristische Inkabauweise auf (siehe oben^^). Zum Glück ist das Gelände so gross, so dass sich die Herscharen gut verteilten. Und über Mittag wurde es plötzlich ganz leer und ich hatte das Gefühl, die Ruinen fast für mich allein zu haben. Irgendwann hatte ich es aber auch gesehen und machte mich zu Fuss auf den Weg runter zum Dorf, um von dort aus dann per Zug zurück nach Cusco zu fahren.</div><div align="justify">Fazit zum Machu Picchu? Schön und imposant vor allem dank der Lage, sprich der umgebenden Landschaft. Leider hoffnungslos überteuert und sehr touristisch. Aber hey, ich war dort!<br /><table style="width: 194px;"><tbody><tr><td style="background: transparent url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat scroll left center; height: 194px; -moz-background-clip: -moz-initial; -moz-background-origin: -moz-initial; -moz-background-inline-policy: -moz-initial;" align="center"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/ValleSagradoUndMachuPicchu"><img src="http://lh5.ggpht.com/silhouettes88/SIz26mUDM0E/AAAAAAAAAuI/bzTOK0ybfh0/s160-c/ValleSagradoUndMachuPicchu.jpg" style="margin: 1px 0pt 0pt 4px;" width="160" height="160" /></a></td></tr><tr><td style="text-align: center; font-family: arial,sans-serif; font-size: 11px;"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/ValleSagradoUndMachuPicchu" style="color: rgb(77, 77, 77); font-weight: bold; text-decoration: none;">Valle Sagrado und Machu Picchu</a></td></tr></tbody></table><br /><br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify"><strong>Nasca</strong></div><div align="justify">Aus dem grünen Urubambatal in die Wüste. Spätestens seit dem Mystery Park ist uns allen Nasca ein Begriff: genau, die rätselhaften Zeichnungen, Linien und Plätze mitten in der Wüste. Bevor ich den obligaten Flug über die Wüste unternahm, hatte ich die Gelegenheit mich etwas genauer über die verschiedenen Erklärungsansätze zu informiern. Von Däniken beleuchtete das ganze ja ziemlich einseitig ;)</div><div align="justify">Je nach Forscher sind die Linien astronomische Kalender (tatsächlich weisen einige zu Sonnenauf- und Sonnenuntergangsorten bei Sonnwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen hin), Wegweiser zu Wasserquellen oder Wege, die zu Zeremoniezwecken beschritten wurden. In Wahrheit wahrscheinlich eine Mischung aus alledem, schliesslich entstanden die Geoglyphen über Jahrhunderte hinweg. Die ältesten sind die Zeichnungen, die so ortsfremde Tiere wie Wal, Affe und Papagei darstellen. Wahrscheinlich sollten die Götter der Nascas durch die Dargstellung dieser Tiere, die auf die eine oder andere Weise Wasser symbolisieren, daran erinnert werden, doch bitte den so dringend benötigten Regen zu schicken. </div><div align="justify">Der etwa halbstündige Flug im Kleinstflugzeug (6 Leute inklusive Pilot) zeigte uns 14 der schönsten Figuren, bevor wir sanft wieder landeten.<br /><br /><table style="width: 194px;"><tbody><tr><td style="background: transparent url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat scroll left center; height: 194px; -moz-background-clip: -moz-initial; -moz-background-origin: -moz-initial; -moz-background-inline-policy: -moz-initial;" align="center"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Nasca"><img src="http://lh4.ggpht.com/silhouettes88/SIz5u7GVNFE/AAAAAAAAAvs/53DcKr0KRFI/s160-c/Nasca.jpg" style="margin: 1px 0pt 0pt 4px;" width="160" height="160" /></a></td></tr><tr><td style="text-align: center; font-family: arial,sans-serif; font-size: 11px;"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Nasca" style="color: rgb(77, 77, 77); font-weight: bold; text-decoration: none;">Nasca</a></td></tr></tbody></table><br /><br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify"><strong>Pisco</strong></div><div align="justify">Wald, Wüste,... was fehlt? Wer Perus Klimazonen kennt, weiss es: das Meer. Oder genauer gesagt, der pazifische Ozean. Mein Ausgangspunkt dazu war Pisco (ja, wie in Pisco Sour), allerdings nicht für gemütliche Strandferien, sondern für einen Ausflug zu den Islas Ballestas, "die Galapagos des kleinen Mannes". </div><div align="justify">Wer erinnert sich noch an das Erdbeben von letztem August in Peru? Ich zumindest hätte es erstens völlig vergessen gehabt, und zweitens sowieso nicht gewusst wo es war, wenn mich nicht der Hotelbesitzer in Nasca vorgewarnt hätte. So war ich zumindest theoretisch darauf vorbereitet, dass Pisco zu 70% zerstört worden war. Praktisch aber überraschte mich das Ausmass der Zerstörung, dass auch fast ein Jahr nach der Katastrophe noch herrschte sehr. Da wohnen noch immer Leute in Zelten (von den Behausungen aus Bambusmatten, Holzbrettern und Plastikblachen ganz zu schweigen), da klafft in scheinbar intakten Strassenzügen plötzlich eine Lücke, da stehen sie nebeneinander wie zu klein geratene Einfamilienhäuser, die Notfertigholzhütten (von der Türkei gespendet). Die Strassen voller Löcher oder voller Schutthaufen, das ganze scheint ein einziges Umschichten von Steinen, Sand und Holz zu sein. Und über allem hängt dieser tiefgraue Himmel...</div><div align="justify">Da war mein Ausflug zu den Inseln doch deutlich erfreulicher: wir bekamen Tölpel, Kormorane, Aasgeier, Pelikane, Krebse, Humboldtpinguine und Seelöwen zu sehen. Und der Höhepunkt ganz zum Schluss: "Da! Ein Delfin!" Er taucht auf, taucht ab, und plötzlich sieht man vier der scheuen Meeressäuger an der Wasseroberfläche. So schnell wie sie aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder, und zurück blieb das bleigraue Meer.<br /><br /><table style="width: 194px;"><tbody><tr><td style="background: transparent url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat scroll left center; height: 194px; -moz-background-clip: -moz-initial; -moz-background-origin: -moz-initial; -moz-background-inline-policy: -moz-initial;" align="center"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Pisco"><img src="http://lh5.ggpht.com/silhouettes88/SIzypRusZLE/AAAAAAAAAqc/tSwK-QzY5lc/s160-c/Pisco.jpg" style="margin: 1px 0pt 0pt 4px;" width="160" height="160" /></a></td></tr><tr><td style="text-align: center; font-family: arial,sans-serif; font-size: 11px;"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Pisco" style="color: rgb(77, 77, 77); font-weight: bold; text-decoration: none;">Pisco</a></td></tr></tbody></table><br /><br /><br /></div><div align="justify">Nichts wie weg aus Pisco, und um dem ewig grauen Himmel zu entfliehen, weg vom Meer. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte.<br /></div><div align="justify"> </div><div align="justify">Eine Vorliebe für "sc" Laute scheinen die Peruaner bei der Bennenung ihrer Städte ja zu haben, doch es geht auch anders. Mittlerweile bin ich in Arequipa, was anscheinend aus dem Quechua "Ari, quipay" (Ja, bleiben!) kommt. Mal sehen wie lange es mich hier noch hält :)</div><div align="justify"> </div><div align="justify"> </div><div align="justify"> </div><div align="justify">ps: Fotos wie immer bei Gelegenheit. Die zum ersten Blog sind mittlerweile da!</div>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-1382872585099657172008-06-26T23:14:00.007+01:002008-07-02T17:44:28.899+01:00Cochabamba - La Paz - Copacabana<div align="justify">Endlich unterwegs! Gestern ist der bolivianische Teil meiner Reise zu Ende gegangen, und heute sitze ich schon in Cusco :)</div><div align="justify">Doch immer schön der Reihe nach...</div><div align="justify"><br /></div><div align="justify"></div><div align="justify"><strong>Camp Cocha</strong></div><div align="justify">In Cochabamba hatten wir unser letztes offizielles ICYE Camp, wie immer machten wir nicht gerade viel, hauptsáchlich ICYE beurteilen. Ich hätte der Organisation soweit ja gute Noten gegeben, andererseits hatte ich ja auch keine Probleme, bei denen sich ICYE hätte bewähren müssen. Bei einigen Austauschern sah das freilich anders aus, vor allem die in La Paz stationierten deutschen Zivilschutzleistenden schienen im ganzen Jahr keine zufriedene und ruhige Minute gehabt zu haben. Das könnte natürlich an einer äusserst negativen Einstellung, der fehlenden Offenheit gegenüber bolivianischen Bräuchen, bolivianischem Verhalten und der bolivianischen Küche und am verzweifelten Festklammern an deutschen Tugenden gelegen haben...</div><div align="justify">Um diese wichtige bolivianische Stadt (Vorratskammer des Landes) kennenzulernen, hängte ich noch einen Tag in Cochabamba an. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht, einzig die höchste Christusstatue der Welt (ja, höher als die in Rio de Janeiro..), welche mit einem Gondelbähnchen zu erreichen ist, macht touristisch einigermassen etwas hin. Aber sicher eine angenehme Stadt zum Leben, mit einem perfekten Klima, vielen schönen Cafés, etc.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Cochabamba"><img src="http://lh6.ggpht.com/silhouettes88/SGukTDUj1wE/AAAAAAAAAlU/ax8-3Ge_lqw/s160-c/Cochabamba.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Cochabamba" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Cochabamba</a></td></tr></table><br /></div><div align="justify"><br /></div><div align="justify"></div><div align="justify"><strong>¡A La Paz, a La Paz!</strong></div><div align="justify">Alapas, alapas - was ist das denn? Ach so, die wollen Bustickets nach La Paz verkaufen! Na dann, nichts wie hin!</div><div align="justify">Meinen ersten Tag in der <em>de facto</em> Hauptstadt (ich als Sucrenserin sollte so etwas ja nicht sagen :o) verbrachte ich mit Kultur pur: Museen, Kirchen und abends ins Theater. Auch ein Abstecher in die Artesanías Allee durfte nicht fehlen, wenn ich mich auch aus Rücksicht auf Gewicht und Grösse meines Rucksacks shoppingmässig sehr zurückhielt. Sowieso gibt es die meisten Sachen zum selben Preis auch in Sucre...<br /></div><div align="justify"></div><div align="justify">Für meinen zweiten Tag hatte ich eine Tour nach Tiahuanaco (oder Tiwanaku) gebucht. Die Ruinen dieser prä-inkaischen Hochkultur befinden sich etwas 2 Stunden von La Paz entfernt. Ohne Führer sähe man wahrscheinlich nur einen Haufen verstreute Steinblöcke, hier eine mauer, da ein Monolith. So aber lernte ich, dass die Tiahuanacos nesipielsweise über ein hochentwickeltes Bewässerungssystem verfügten, Gehirnoperationen vornahmen (mit Koka als Betäubungsmittel!) und systematisch Schädel von Kleinkindern deformierten um eine höhere Neuronenzahl im Gehirn zu erreichen. Sie beherrschten über 2700 Jahre lang das Altiplano und expandierten gegen Schluss hin sogar bis zur Pazifikküste, bevor sie in kleine Gruppen zersplitterten und schliesslich dem Inkareich einverleibt wurden.<br /></div><div align="justify"></div><div align="justify">Aus meinem Ausflug zum einst höchstgelegenen Skigebiet der Welt (heute hat es keinen Schnee mehr, sprich der Gletscher ist geschmolzen) Chacaltaya wurde leider nichts, so dass ich noch einen Tag in La Paz verbrachte.<br /><br /></div><div align="justify"></div><div align="justify"><strong>Willkakuti - Die Rückkehr der Sonne</strong></div><div align="justify">Die Wintersonnwende am 21. Juni wird von den Aymaras im bolivianischen Hochland als Fest der Rückkehr der Sonne zelebriert. Tausende Touristen zieht es dafür nach Tiahuanaco, doch wir ICYE Austauscher - die die Lust hatten - erhielten die Gelegenheit an einer etwas ursprünglicheren Zeremonie teilzunehmen. Dafür fuhren wir von La Paz aus ins kleine Dorf Jesús de Machaca, irgendwo nahe der peruanischen Grenze im Nichts des Altiplanos. Um fünf Uhr früh wurden wir aus unseren warmen Betten geholt und eigentlichen Ort der Feierlichkeiten gefahren. Dort wurde kurz vor Sonnenaufgang für einmal kein Opferlamm sondern ein Opferlama geschlachtet, dessen Blut die Pachamama (Mutter Erde) gnädig stimmen soll. Gut, sah ich nicht allzu viel vom anschliessenden weiterreichen des Herzens :s</div><div align="justify">Mit in die Luft gestreckten Händen wurden die ersten Sonnenstrahlen empfangen, höchste Zeit wenn es nach meinen eingefrorenen Finger- und Zehenspitzen ging. Das ganze ging dann in eine Art Volksfest über, mit Musik, Tanz, Essen und Trinken. Am Mittag wurden die neuen Mallkus (Repräsentanten der Dörfer) gewählt. Dazu stellte man sich hinter den Kandidaten, dessen Rede (natürlich alles in Aymara, da nützte mir auch mein bescheidenes Quechu nichts) einen am meisten überzeugt hatte, und anschliessend wurde geguckt wo die längste Schlange stand.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/LaPaz02"><img src="http://lh3.ggpht.com/silhouettes88/SGukdCYgHcE/AAAAAAAAAks/K90sQwORRc4/s160-c/LaPaz02.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/LaPaz02" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">La Paz</a></td></tr></table><br /><br /></div><div align="justify"></div><div align="justify"><strong>Copacabana</strong></div><div align="justify">Nach einer weiteren Nacht in La Paz fuhr ich am vergangenen Sonntagvormittag nach Copacabana. Zeit für Strandferien? Naja, fast. Einen Strand hat es in Copacabana zwar schon, doch kühle Winde, die Höhe von fast 4'000 m.ü.M. und eine Wassertemperatur von durchschnittlich gerademal 9 Grad laden nicht unbedingt zum Baden ein. Ihr habt es schon erraten, ich spreche nicht vom berühmten brasilianischen Strand, sondern vom kleinen Touristenort am Titikakasee in Bolivien.<br /></div><div align="justify">Am Montag unternahm ich einen Ausflug zur Isla del Sol und wanderte von deren Nordteil bis nach Yumani, im Süden der Insel. Der Weg soll anscheinend nur 6 Kilometer lang sein, aber das ständige auf und ab (vor allem natürlich das auf) brachte mich dennoch ganz schön ausser Atem. Ich blieb dann auch über Nacht auf der Insel und bewunderte erst den Sonnenuntergang und dann den Sternenhimmel.<br /></div><div align="justify">Weil es mir in Copacabana so gut gefiel, das "Hotel" so günstig war, die Lachsforelle so gut schmeckte, ich nicht aus Bolivien wegwollte und überhaupt alles wie Ferien war, blieb ich einen Tag länger als ursprünglich geplant, und fuhr erst gestern Mittwoch Abend ab Richtung Cusco.<br /></div><div align="justify"></div><div align="justify"></div><div align="justify">Und hier bin ich heute früh, nach der wahrscheinlich kältesten Busfahrt meines Lebens (wozu hat es denn eine Heizung wenn man sie nicht anstellt?!), angekommen. Doch das ist das nächste Kapitel - Fortsetzung folgt.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Copacabana"><img src="http://lh3.ggpht.com/silhouettes88/SGukpCRE2-E/AAAAAAAAAjk/kbfUafgvk40/s160-c/Copacabana.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/Copacabana" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Copacabana</a></td></tr></table><br /><br /></div><div align="justify"><strong></strong></div><div align="justify"> </div><div align="justify"> </div><div align="justify"> </div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-27381140098698266262008-06-09T01:03:00.003+01:002008-06-10T03:32:26.492+01:00Vida cotidiana (Teil X)<div style="text-align: justify;">Juhu, ich habe es tatsächlich auf zehn Teile "Vida cotidiana" gebracht. Gut, dass ich bald reise, sonst hätte das glatt noch langweilig werden können...<br /></div><br /><span style="font-weight: bold;">Flora Andina - Wunderpflänzchen (Teil 4 von 4)</span><br /><span style="font-weight: bold;"></span><br /><div style="text-align: justify;">Dass in den Anden so allerlei interessantes wächst, habe ich bereits in den letzten drei Teilen (ja, ich bin Fan von Serien) klar gemacht. Dann gibt es da aber auch so einige berühmt berüchtigte Blättchen, Wurzeln und Früchtchen, deren Wirkung weiter geht.<br /></div><br /><div style="text-align: justify;">Die berühmteste wie immer zuerst: die <span style="font-style: italic;">Coca. </span>Und nein, das unscheinbare Blatt selber ist keine Droge. Souvenir T-Shirts verkünden es "La hoja de Coca <span style="font-weight: bold;">no </span>es droga", auch wenn insbesondere die amerikanische Regierung alles daransetzte, alle genau das glauben zu lassen und während Jahren in den Krieg gegen die bolivianischen Cocaleros (Coca-Bauern) zog. Der Effekt davon ist das Gesetzt 1008, welches die zum Cocaanbau bestimmte Fläche einschränkt. Irgendwie logisch, dass eine der ersten Amtshandlungen Evo Morales' war, dieses Gesetz (zumindest teilweise) für nichtig zu erklären und zu versprechen die Cocaanbaufläche innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln.<br />Aus Cocablättern wird vor allem Tee (Mate de Coca) hergestellt, der ähnlich wie Grüntee schmeckt und wirkt und gegen die Höhenkrankheit wirkt. Häufiger jedoch als getrunken wird Coca gekaut: aus grossen Säcken verkaufen die Marktfrauen getrocknete Cocablätter, die zusammen mit Asche gekaut werden und Müdigkeit, Kälte und Hunger vergessen lassen. Kein Buschauffeur ohne "Bola" (Kugel) in der Wange, kein Taxifahrer ohne Cocablätter im Handschuhfach und schon gar kein Minenarbeiter ohne seine Coca. Neben Kalzium, Eisen und Vitaminen enthalten die Cocablätter auch Koffein und, ja, Kokain.<br />Geschichten von jungen Männern die für einige Zeit im Chapare Coca geerntet hätten und so ein Vermögen gemacht hätten werden immer wieder gerne erzählt. Auch da anscheinend nur die Coca aus den Yungas (Tiefland bei La Paz) nicht aber die aus dem Chapare (Tiefland bei Cochabamba) zum Kauen geeignet sei.<br />Einfach anzubauen und garantiert hohe Erträge: schwer es den Bauern zu verübeln, dass sie sich nicht mit dem Anbau von Alternativprodukten abmühen. Eine Lösung könnte die Legalisierung der Coca sein, um sie als Inhaltsstoff von Kosmetikprodukten und Zahnpasta oder als Basis für Nahrungsergänzungsmittel&Co. verwenden und vor allem diese Produkte dann auch exportieren zu können. Nicht das Ausgangsprodukt ist das Problem, sondern das Endprodukt, was wohl leider grösstenteils immer noch Kokain ist.<br /><br /><span style="font-style: italic;"><a href="http://www.renacerbol.com.ar/ed109/imagenes/fotos/hojadecoca.jpg">Coca Blatt</a></span><br /><br /></div><span style="font-weight: bold;"></span><br /><div style="text-align: justify;">Je nach Quelle "Ginseng Andino" (Ginseng der Anden) oder "Viagra Andina" genannt, ist die Maca-Wurzel <span style="font-style: italic;">das </span>Wunderpflänzchen schlechthin. Kaum endenwollend ist die Liste der positiven Wirkungen der Maca: Leistungssteigernd, Antidepressivum, Potenzfördernd, Antianämikum, Stärkung des Immunsystems, etc.<br />Kein Wunder kann die Maca so viel, hält ja auch selber eine ganze Menge aus. Die Pflanze wächst auf 4000 bis 5000 m.ü.M., wo sie extremer Kälte, starker Soneneinstrahlung und kräftigen Winden ausgesetzt ist.<br />Verkauft wird Maca in Pillenform oder geröstet und gemahlen als leicht bitter schmeckendes Pulver. Auch Güetzi und Getreideriegel mit Maca in der Zutatenliste habe ich schon gesehen.<br /><br /><span style="font-style: italic;"><a href="http://www.breakthroughblends.com/Photos/Maca_Natural_Herbs.jpg">Maca Wurzel</a></span><br /><br />Vorsicht, scharf! Der <span style="font-style: italic;">Locoto </span>kann zwar auf den ersten Blick aussehen wie eine zu klein geratene Peperoni (mal abgesehen von den auffällig schwarzen Kernen), doch spätestens der erste Bissen lässt den Irrtum klar und die Suche nach Wasser dringend werden. Schaaaaaaarf! Die Pflanze aus der Familie der Paprikagewächse ist ein beliebtes "Gewürz" in der bolivianischen Küche und wird beinahe täglich gegessen. Während die ganz harten Kerle sich Locoto Würfelchen pur ins Sandwich oder die Suppe packen, wird der Locoto meistens in Form von Llajua konsumiert: im Mahlstein zusammen mit Tomate (und ohne Samen - sonst wird es selbst den Bolivianern zu scharf) gemahlen und mit ein bisschen Salz gewürzt, fertig ist der etwas andere Ketchup :)<br />Llajua steht immer auf dem Tisch, ob zu Reis, Kartoffeln, Ei, Fleisch oder gar Fisch. Anerkanntermassen schmeckt sie besser auf traditionelle Art zubereitet als aus dem Mixer, Llajua Konserven hatten bisher noch keinen Erfolg. Sehr wohl aber kriegt man in den Pollo Fast Food Schuppen neben Mayonese immer auch Llajua in kleine Säckchen abgefüllt, und angeblich hat es die Llajua sogar ins Menü von Burger King Bolivia (McDonalds gibt es im ganzen Land keinen einzigen!) geschafft.<br /><br /><img src="http://amigosdelalto.org/Fotos/locoto1.jpg" /><br /><br /><span style="font-style: italic;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cb/Bat%C3%A1nPiedradeMoler.JPG">Mahlstein "Batán"</a></span><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Die Chagas Krankheit<br /></span><div style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">Ein typisches Beispiel einer Krankheit, die vor allem die armen Menschen betrifft. Übertragen wird der Erreger dieser Krankheit durch den Biss einer Raubwanze (<span style="font-style: italic;">vinchuca</span>), die mit Vorliebe in Lehmwänden und Strohdächern lebt. Also genau so, wie auch die Mehrheit der bolivianischen Landbevölkerung und immer noch viele Leute an den Stadträndern leben. In Bolivien könnte bis zu einem Viertel der Bevölkerung mit dem Erreger infiziert sein, oft unwissend. Auch in meinem Projekt kenne ich einige Kinder, die Chagas haben...<br />Nach der akuten Phase mit Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall schlummert der Erreger für 20 oder 30 Jahre vor sich hin und der Kranke ist symptomfrei. Dann kommt es in ca. einem Viertel der Fälle zur chronischen Phase, die im Endeffekt zum Tod durch Herzvergrösserung oder Darmdurchbruch führt.<br />Impfung oder Vorbeugung gegen die Chagas Krankheit gibt es nicht, heilbar ist sie auch nicht. Erhältlich sind einzig Medikamente, die in der akuten Phase angewendet werden können, um die Wahrscheinlichkeit eines dereinstigen Übergangs in die chronische Phase zu reduzieren. Diese sind jedoch hoch giftig und weisen viele und starke Nebenwirkungen auf.<br />Klar, wieso sollten die Pharmakonzerne denn ein Interesse daran haben, ein Medikament zu erforschen und zu produzieren, dass die Patienten, die kaum genug zum (Über-)Leben haben, sowieso nicht bezahlen könnten?<br />Vorbeugende Massnahmen zur Verhinderung der Infektionen wären nicht schwer: Häuser die weder aus Lehm noch aus Stroh gebaut sind, separate Unterkünfte für Haus- und Nutztiere, Verbesserung der sanitären Einrichtungen. Doch in Sucre baut man lieber Parks und richtet WiFi auf der Plaza ein (ja, echt vortschrittlich!), als endlich die armen Vorortquartiere an die Kanalisation und ans fliessende Wasser anzuschliessen und die Behausungen der Menschen zu verbessern.<br /><br /></div><span style="font-weight: bold;"></span></div><br /><span style="font-weight: bold;">Suri Sikuri<br /></span><div style="text-align: justify;">Der Tanz der an die Jagd der Ñandues (Südamerikanischer Vogel Strauss) erinnert. Suri ist Ñandú in Aymara und Sikuri sind die Flötenspieler, welche den Vogel mit ihren Klängen anlockten. Ein Tanz noch aus den Zeiten vor der Ankunft der Spanier, ein Tanz der auch heute noch im Karneval oder bei folkloristischen Umzügen in Bolivien getanzt wird. Ein Tanz, den auch ich tanzen kann :)<br />Wie genau sie es geschafft hat mich dazu zu überreden, dass ich tanze, weiss ich nicht. Tatsache ist aber, dass ich gestern zusammen mit meiner Gastschwester und einer Auswahl von Studenten aus der Fakultät für Erziehungswissenschaften tanzend durch halb Sucre gezogen bin. Sehr zur Freude natürlich der Zuschauer: "Mira, la Gringuita está bailando" (Schau, die Weisse tanzt) und "Vamos, Gringuita, vamos!".<br />Während knapp 10 Tagen war jeden Abend zwei Stunden üben angesagt, und jetzt im Nachhinein kann ich nur schwer verstehen wie ich mir die Schritte zu beginn beim besten Willen nicht merken konnte.<br />Glaubt ihr nicht? Würde ich auch nicht, deshalb zum Beweis einige Fotos. Videos gibt es leider nicht, aber man hat ja Youtube (die Melodie ist schon mal eine, die ich unzählige Male gehört habe, wenn auch der Tanz irgendwie anders aussieht - die Bühne ist halt nicht die Strasse).<br /><object height="344" width="425"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/esWeIYSN1Hs&hl=en"><embed src="http://www.youtube.com/v/esWeIYSN1Hs&hl=en" type="application/x-shockwave-flash" height="344" width="425"></embed></object><br /><br /><div style="width: 425px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/3b7e8d10.pbw" height="344" width="425"></embed><a href="http://i3.photobucket.com/redirect/album?action=slideshow&landing=/slideshows&type=8" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/slideshows/btn.gif" style="border-width: 0pt; float: left;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=3b7e8d10.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/slideshows/btn_viewallimages.gif" style="border-width: 0pt; float: left;" /></a></div><br /><br />Die Erfahrung war die schmerzenden Füsse alle mal wert! :)<br /><br /><br /></div><span style="font-weight: bold;"></span></div>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-29837091536553256782008-05-30T03:28:00.001+01:002008-06-01T20:35:07.947+01:00Vida cotidiana (Teil IX)<p align="justify"><br />Das tägliche Leben in Sucre geht weiter, nicht mehr lange allerdings. Die Reisezeit ab Mitte Juni kommt mit riesen Schritten näher.<br /><br /><b>25 de Mayo 1809 - 25 de Mayo 2008</b><br />Am 25. Mai 1809 nahm die sogenannte Revolution von Chuquisaca, die 1825 endlich zur Unabhängigkeit Boliviens führte, in Sucre ihren Anfang. Am 25. Mai 2008 wurde der 199. Jahrestags des "Primer Grito de la Libertad", des ersten Rufs nach Freiheit gefeiert. Wie auch schon beim historischen Ereignis, spielten die Studenten der Universität San Francisco eine wichtige Rolle bei den feiern, oder besser gesagt bei dem, was aus den Feiern wurde. Evo Morales hatte für den Samstag, 24. Mai, seinen Besuch angekündigt, um den Gemeinden des Departements von Spanien geschenkte Ambulanzen zu überreichen und neue Bauprojekte vorzustellen. Die Sucrenser, immer noch auf eine Entschuldigung für die beiden Toten vom November pochend, wollten das auf keinen Fall zulassen. Evos Anhänger aus den ländlichen gebieten reisten dennoch an, um ihrem Präsidenten zu zu jubeln und um ihre Geschenke in Empfang zu nehmen. Wie genau es zur Eskalation kam, ist unklar. Anscheinend hatte jemand unter den demonstrierenden Studentetn die Nachricht verbreitet, dass Campesinos in Azari Abra (Vorstadtquartier) auf Studenten einschlagen würden. Der wütende Mob fuhr hin und schnappte sich die - absolut friedlichen - Campesinos; liess sie Hemden ausziehen und trieb sie vor sich her durchs Zentrum Sucres. Auf der Plaza wurden sie gezwungen sich hinzuknien und die Nationalhymne zu singen, während die Studenten ihre Flagge, die <a href="http://www.katari.org/wiphala/wiphala.jpg">Wiphala</a>, verbrannten.<br />Das war er also, der so oft erwähnte Rassismus in Bolivien. Nicht wie bei uns gegen Ausländer, sondern ganz einfach gegen Menschen die ein wenig mehr Inkablut und ein bisschen weniger spanisches in sich haben, die ärmer leben und härter arbeiten.<br />Auch wenn sich die Bevölkerung Sucres grössten Teils einig ist, dass es die Studenten dieses Mal eindeutig zu weit getrieben haben, tauchen sofort auch Verschwörungstheorien auf, von wegen die Masistas (Anhänger von Evo Morales' MAS Partei) selbst hätten diesen Akt von Entwürdigung durchgeführt um die Studenten in Misskredit zu bringen.<br /><br />Fast schneller als die Presse reagieren in solchen Fällen die Graffitischreiber Sucres:<br /><i>"Visite Sucre, Cuna del Racismo"</i> (Besuchen Sie Sucre, Wiege des Rassismus.) Abwandlung des Werbespruchs "Sucre, Cuna de la Libertad" (Sucre, Wiege der Freiheit)<br /><i>"Sucre, Capital plena del Racismo" </i>(Sucre, Hauptstadt des Rassismus) In Anspielung auf die Forderung der Sucrenser wieder Hauptstadt Boliviens zu sein.<br /><i>"Humillar Campesinos no es de Cristianos"</i> (Campesinos zu erniedrigen ist unchristlich)<br />Und schliesslich: <i>"Las paredes se callarán cuando la prensa diga la verdad"</i> (Die Wände werden schweigen, wenn die Presse die Wahrheit sagt)<br /><br /><br /><b>Andine Flora (Teil 3 von 4) - Knollen</b><br />Über 300 verschiedene Arten von Kartoffeln soll es in Bolivien geben. Uns sollen heute jedoch nur drei ganz besondere Knollen interessieren.<br />Die berühmteste vorweg: <i>der Chuño</i>. Der Name stammt aus dem Quechua <i>ch'uñu</i> und bedeutet zerknittert, vertrocknet.<br /><img src="http://www.redepapa.org/chuno.jpg"><br />Ja, das kleine schwarze Ding ist tatsächlich eine Kartoffel, oder war zumindest einmal eine. Im Hochland Boliviens und Perus werden die Kartoffeln in den kalten Nächten draussen ausgebreitet, wo sie gefrieren. Tagsüber dann werden sie von der unbarmherzigen Sonne getrocknet. Um auch das letzte Quäntchen Wasser rauszupressen, werden die Kartoffeln mit den Füssen gestampft. Der Prozess wird drei Tage und drei Nächte lang durchgeführt, um schliesslich eine kleine, gefriergetrocknete Kartoffel zu erhalten, die ohne besonderen Aufwand jahrelang haltbar bleibt.<br />Wenn man sich dann schliesslich entschliesst die Kartoffel doch endlich zu essen, lässt man sie zuerst über Nacht einweichen und zieht ihr dann die Schale mehr schlecht als recht ab. Chuños werden in Bolivien oft in Suppen verwendet, manchaml auch als Beilage zu Fleisch, immer kombiniert mir normalen Kartoffeln. Man mag sie oder man mag sie nicht. Der nussige Geschmack und die seltsame Konsistenz, oder ganz einfach das Wissen um ihren Herstellungsprozess, sind nicht jedermanns Sache.<br /><br />Nummer zwei in meiner Auswahl ist die <i>Papa Lisa</i>. Die kleinen, bunten (rot-orange oder gelb-grün) Kartöffelchen sind im gesamten südamerikanischen Andengebiet (Pleonasmus?) verbreitet, und werden überwiegend auf 3000 bis 4000 m.ü.M. angebaut. <br /><img src="http://www.couplan.com/i_images/i_yungas/papa_lisa_y.jpg"><br />Obwohl einfach zu pflanzen, gibt es mehrere Faktoren, die eine weitere Verbreitung der Papa Lisa verhindern. Zum einen hat es bisher noch niemand versucht, sie maschinell zu ernten, dann braucht sie eine Reifezeit von 7 bis 8 Monaten (normale Kartoffel: 4 bis 5) und schliesslich ist sie auch noch speziell anfällig für Pflanzenviren.<br />Die Papa Lisa wird in Bolivien zumeist als Ají de Papa Lisa gegessen: gemischt mit Fleisch, Erbsen und gewöhnlichen Kartoffeln wird sie leicht zerstampft und mit einer +/- scharfen Chilisauce serviert. Der Geschmack ist erdig und vor allem der Duft während des Kochens erinnert an Randen.<br /><br />Zu guter letzt war da noch <i>die Oca</i>. <br /><img src="http://static.flickr.com/92/235981363_ecfa438558.jpg"><br />Glaubt man Wikipedia, kommt die Papa Oca aus der Familie der Sauerkleegewächse. Wie auch die beiden anderen Knollen wird sie auf 3000 bis 4000 m.ü.M. angebaut. Anscheinend ist sie nach der gemeinen Kartoffel die am zweithäufigsten kultivierte Pflanze im andinen Altiplano. <br />Ihr Geschmack ist säuerlich bis süsslich und gegessen wird sie als Beilage zu Fleisch, immer begleitet von normalen Kartoffeln. Hier gibt es sowieso zu allem Kartoffeln: egal ob beim Gericht schon Teigwaren, Reis oder andere Knollen dabei ist, die zwei Salzkartoffeln, manchmal auch in Form von Bratkartoffeln, dürfen nie fehlen.<br /><br /><br /><b>Schulausfall</b><br />Wovon wir immer vergeblich geträumt haben, ist für die bolivianischen Schüler Realität: freie Tage am laufenden Band. Besonders klar deutlich wird das Problem am Beispiel vergangener Woche. <br />Alles fing ganz unschuldig am Donnerstag, 22. Mai an: Corpus Christi (Fronleichnam). Am Freitag dann, traten die Lehrer in Streik für höhere Löhne, oder hätten wohl sowieso die Brücke gemacht. Folgt das Wochenende mit den Feierlichkeiten zum 25. Mai; und dann am Montag: frei, als Kompensation, weil der Feiertag auf einen Sonntag gefallen war. Am Dienstag war Muttertag. Unterricht? Fehlanzeige. Zu Ehren der Mütter wurden bolivianische Volkstänze dargeboten. Am Mittwoch machten sich erneut die Lohnforderungen der Lehrer deutlich. Und heute Donnerstag? Paro Civico, Generalstreik, nichts geht in ganz Sucre.<br />Man darf gespannt sein, ob die Kinder morgen endlich wieder mal zur Schule müssen.<br />Das ganze Szenario könnte an einer Schweizer Schule ja ganz amüsant und erholsam sein. Hier jedoch kommen Unterrichtsausfälle aus verschiedenen Gründen (Streiks, Demos, Tag des Kindes/Erde/Mutter/Vater/Meeres...) einfach zu häufig vor. Die Stundenzahl ist sowieso schon reduziert, da der Unterricht nur halbtags stattfindet. Das begünstigt die weitverbreitete und breit akzeptierte Kinderarbeit, behindert jedoch den schulischen Fortschritt. Das erste Semester neigt sich dem Ende zu, und meine Erstklässler kennen noch nicht einmal das halbe Alphabet, von den Zahlen ganz zu schweigen. 12 Jahre gehen die Kinder hier zur Schule, zweifelhaft ob sie den Kenntnissstand eines Neuntklässlers in der Schweiz erreichen. Dazu tragen natürlich auch mangelhaft ausgebildete Lehrpersonen und deren zweifelhafte Unterrichtsmethoden (Abschreiben, Auswendiglernen etc.), Desinteresse seitens der Eltern, ungeeignete Lehrmittel, Probleme auf Grund der Zweisprachigkeit Quechua-Spanisch, Konzentrationsschwierigkeiten, sowie schlicht und einfach fehlender Wille und Anstrengung bei.<br /><br /><b>Arbeitsbericht</b><br />Die Xenia arbeitet also in einem armen Quartier mit Kindern. Schön, aber was genau macht sie eigentlich dort? <br />Im Auftrag meiner obersten Chefin hatte ich einen Bericht über meine Tätigkeit im Schülermittagstisch zu verfassen, der den zukünftigen Freiwilligen einen Einblick in ihre zukünftige Tätigkeit geben soll. Für alle die sich schon immer gefragt haben, was ich denn dort oben in Villa Armonía so treibe, hier der Report in voller Länge. (Ja, hat auch mit Bequemlichkeit zu tun :)).<br /><br /><i>Meine Arbeit im Centro Juvenil/Comedor Escolar – ein kurzer Bericht</i><br /><br />Meistens sind, wenn ich um kurz vor neun im Salón ankomme, schon einige Kinder da. Im Laufe des Vormittags kommen durchschnittlich 20 Kinder an, und zu Spitzenzeiten machen bis zu 40 Mädchen und Jungen ihre Hausaufgaben bei uns. Theoretisch zumindest. Praktisch jedoch üben die Puzzlespiele, das Mikado- und das Memoryspiel und die Bälle eine weitaus grössere Faszination auf die Kinder aus. <br />Meine Arbeit während der nächsten zweieinhalb Stunden besteht darin, hier etwas zu erklären, dort etwas zu helfen, Materialien (Bücher, Bleistifte, Scheren, usw.) auszuleihen, Prügeleien zu verhindern, Streit zu schlichten, zur Ruhe zu mahnen und vor allem einfach darauf zu achten, dass alle ihre Hausaufgaben erledigen. Obwohl das nicht immer einfach ist, da ich ja nicht weiss, was sie alles zu machen hätten.<br />Zwischen zehn und halb elf schicke ich einige Kinder los zur projekteigenen Bäckerei, dann gibt es für alle ein Brötchen und manchmal auch noch Tee.<br />Wer mit den Hausaufgaben fertig ist, darf spielen. Manchmal versuche ich mit den Kindern ein Spiel zu spielen, aber sobald es etwas ist, das sie nicht kennen und das Erklärung benötigt, ziehen sie es vor nach draussen spielen zu gehen oder müssen plötzlich alle ganz dringend aufs Klo. Bei „didaktisch wertvollen“ Spielen durchschauen sie auch immer ganz schnell, dass man da versucht ihnen etwas beizubringen und suchen das Weite. Leider.<br />Da ich im Moment die einzige Frewillige bin, die morgens im Centro Juvenil arbeitet, ist es schwierig etwas kreatives zu machen, da ich die meiste Zeit einfach damit beschäftigt bin, den normalen Betrieb aufrecht zu erhalten. So komme ich, sehr zu meinem Bedauern, auch nur selten dazu, mich den Erst- und Zweitklässlern zu widmen und mit ihnen Lesen zu üben – etwas, das dringend nötig wäre, da es tatsächlich solche gibt, die schon drei Jahre zur Schule gehen und noch immer an Wörtern wie „paloma“ hängen bleiben.<br />Um halb zwölf dann heisst es aufräumen und raus. Beim Vorbereiten der Tische kann ich meistens auf kleine Helfer zählen, die mit mir zusammen in Rekordzeit über hundert Tischsets, Löffel und Becher verteilen. Für das Aufräumen nach dem Essen müssen Besen und Scheuerlappen bereitgestellt werden, und draussen werden Becken und Eimer für den Abwasch mit Wasser gefüllt.<br />Vor dem grossen Ansturm bleibt meistens Zeit für eine kleine Verschnaufpause.<br />Aber dafür geht es dann um Viertel nach Zwölf so richtig los: die Türen des Comedor Escolar werden geöffnet und herein stürmen insgesamt gut hundert Kinder zwischen 5 und 15. Bis auch die letzten Trödler und Klatschtanten endlich im Comedor sind, vergeht allerdings geraume Zeit. Beim Überwachen des Händewaschens versuche ich zu verhindern, dass dasselbige in eine Wasserschlacht ausartet. <br />Wenn ein Grossteil der Kinder endlich an 12 Tischen verteilt auf ihren Plätzen sitzen, werden abwechslungsweise die älteren Jungen oder Mädchen gebeten, das Essen zu servieren. Nach einem kurzen Moment der Ruhe während des Gebets, wird endlich gegessen. Wir Freiwillige verteilen zuerst noch den Nachtisch (Früchte, Milchreis, Joghurt) und dürfen uns dann in der Küche selbst bedienen. Nach kaum einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei, und es bleibt nur noch die Putz- und Aufräumarbeiten zu überwachen. Jeden Tag ist ein anderer Tisch damit beauftragt das Geschirr abzuwaschen, die Tische sauber zu machen oder den Raum zu kehren und zu fegen. Nach dem obligatorischen Zähneputzen, dessen absolute Kontrolle natürlich völlig unmöglich ist, können sich die Kinder noch bürsten, kämmen und frisieren und jetzt im Winter verteilen wir auch Feuchtigkeitscreme auf gewaschene Gesichter und Hände. <br />Um zwei ist meine Arbeit im Comedor zu Ende: alle haben ausgegessen, alles wurde abgewaschen, der Boden ist sauber und alle Kinder sind entweder auf dem Weg zur Schule oder nach Hause.<br /><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-300478705930330422008-05-11T20:49:00.001+01:002008-05-11T22:53:36.935+01:00Vida cotidiana (Teil VIII)<div style="text-align: justify;">Was lange auf sich warten liess ist endlich da (nein, ich rede nicht von diesem Blogeintrag): Alltagsroutine. Und wenn die aussergewöhnlichen Ereignisse abnehmen, nimmt die Geschwindigkeit der Zeit zu - zumindest gefühlsmässig.<br />Hier also ein weiterer Blog zum alltäglichen Leben in Sucre, Bolivien.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Andine Flora (Teil 2 von 4)</span><br />Wieso grosse Teile der bolivianischen Bevölkerung an Mangelernährung (Proteine) leiden, wird schwer verständlich, wenn man sieht, dass die traditionell angebauten Pflanzen so unglaublich nahrhaft sind. Aber eben: Kartoffeln und Teigwaren sind billiger und bilden daher die wichtigsten Nahrungsmittel der ärmeren Schichten, selten mit Gemüse oder Ei kombiniert, von Fleisch ganz zu schweigen.<br /><br />Das wohl berühmteste Andenkorn zuerst: <span style="font-style: italic;">die Quinua. </span>Bolivien ist mit 26.5 t der weltgrösste Produzent dieses Pseudogetreides (getreideähnliche Zusammensetzung, aber glutenfrei). Die Quinua ist ein typisches Altiplanogewächs, anspruchslos und kälteresistent und wächst problemlos auch auf 4.000 m.ü.M.<br />Gegessen werden die Körner gekocht (wie Reis) oder in Suppe. Aus Quinuamehl wird anscheinend sogar Brot gebacken, habe ich allerding noch nie gesehen. Kocht man das Mehl zusammen mit Zimt und Zucker auf, erhält man ein leckeres "Refresco" (Erfrischungsgetränk). Quinua wird auch gepufft und in Müslimischungen verwendet.<br />Die Quinuakörner weisen einen Proteingehalt zwischen 15 und 20% auf - mehr als das doppelte normaler Getreide. Sie sollen auch reich an Eisen, Kalzium und Fosfor sein. Und hat man erst ein mal die giftigen Saponine die in der Schale stecken abgewaschen, sind sie auch leicht verdaulich und gut bekömmlich :)<br />Kein Wunder steigt das Interesse an diesem super Korn in anderen Ländern (Europa, USA) an. Das fördert zwar den Export von Quinua, was den Anbauern zu Gute kommt, verteuert aber gleichzeitig das Produkt, so dass die Quinua immer seltener im bolivianischen Speiseplan auftaucht.<br /><br />Eng verwandt mit der Quinua, ebenfalls aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse, ist <span style="font-style: italic;">der Quimy </span>(auch<span style="font-style: italic;"> Amarant </span>genannt). Wie auch die Quinua ist er sehr nährstoffreich, mit hohem Gehalt Aminosäuren, Eisen, Kalzium, Zink, etc. Die kleinen Körner habe ich bisher nur gepufft gegessen, sie besitzen einen leckeren nussiges Geschmack und machen sich gut im Birchermüesli :) Anscheinend sollen sogar die Astronauten der Nasa Quimy mit ins All genommen haben, da nichts sonst so leicht und gleichzeitig so gesund ist... Aber das könnte auch nur eine der üblichen unfundierten Geschichten meines Gastvaters sein.<br /><br />Und schliesslich ist da auch noch <span style="font-style: italic;">der Tarwi. </span>Der weisse bohnenartige Samen enthält 20% Fett und bis zu 40% Proteine, und wird deshalb oft mit der Sojabohne verglichen. Hier sehe ich Tarwi meistens als Snack auf der Strasse, obwohl ich persönlich den Geschmack, resp. dessen Fehlen, nicht so prickelnd finde. Neben dem Sack mit den Tarwis (siehe Fotos zu "Snacks unterwegs") haben die Verkäuferinnen immer auch Wasser, da die Bohnen mindestens einen Tag in Wasser eingeweicht werden müssen um die giftigen Alkaloide aus der Schale zu ziehen.<br />Auch püriert in Suppe habe ich Tarwi schon gegessen, das im Gegensatz schmeckt ganz gut, nussig und so.<br /><br />Im Schulfrühstück, das an allen öffentlichen Schulen Sucres verteilt wird, erhalten die Kinder neben etwas, was sich "Milch" (Wasser mit Zucker mit Geschmacksstoffen mit Milch) nennt, anstelle von Brot abwechselnd auch Tarwi, Quimy-Kekse oder Quinua-Stäbchen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Autonomía! Autonomía!</span><br />Am vergangenen Sonntag, 4. Mai, war es endlich soweit: in Santa Cruz fand die Abstimmung zum Autonomie-Statut statt. Erwartungsgemäss wurde die Vorlage, welche dem reichsten Departement Boliviens Vollmacht in fast allen Bereichen gewährt, mit überwiegender Mehrheit angenommen. Bis zu 85% der Cruceños (wahrscheinlicher: 70%) sollen SÍ gestimmt haben. Regierungstreue Medien sprechen jedoch von einer Wahlsabstinenz von über 50% (wahrscheinlicher: 30%), wenn es auch gerade militante MAS-Leute waren, die die Menschen am Zugang zu den Urnen hinderten und in einem Fall sogar ein Wahllokal anzündeten. Insgesamt wurden während des Abstimmungssonntags 28 Personen bei Auseinandersetzungen verletzt.<br />Die Regierung um Evo Morales bezeichnet sowohl die Vorlage als auch die Abstimmung als verfassungswidrig und illegal und will das Resultat ignorieren. Die Autonomisten würden das Land spalten wollen und überhaupt seien in Santa Cruz alles Oligarchen... (Oligarquía: Feindbild Nummer 1 von Evo)<br />In den übrigen Departementen der Media Luna (Tarija, Beni, Pando) stehen die Autonomieabstimmungen für Ende Juni an.<br />Es gibt wahrscheinlich kaum ein Land, in dem eine dezentralisierung so nötig ist wie in Bolivien. Zu gross sind die Gegensätze zwischen den drei Hauptregionen (Altiplano, Valles, Oriente) Boliviens, dass es ein Ding der Unmöglichkeit darstellt, das Land zentralistisch regieren zu wollen. Sich am uralten Modell des Zentralismus (man erinnere sich an das Reich der Inkas, mit dem absolutistischen "Inka" als Staatsoberhaupt) festhalten zu wollen, wird Bolivien keinen Schritt weiterbringen. Durch die Zerstrittenheit der Departemente unter sich, werden Regierungsreformen, auch wenn dieselbigen durchaus positiv sind, schon aus Prinzip in mindestens der Hälfte des Landes abgelehnt und blockiert, wenn die andere Hälfte ja sagt. Das ständige Kräftemessen verhindert ein Vorwärtsgehen und eine politische Entwicklung in einem Land, das nichts nötiger brauchte als Fortschritt und dessen Wahlspruch - absurderweise - <span style="font-style: italic;">"La Unión es la Fuerza"</span> (Die Einheit ist die Kraft) ist.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Snacks unterwegs<br /><br /><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=0ea998c6.pbw">Fotoreportage ;)</a><br /><br /></span>Man kommt nicht weit in Sucre ohne in Versuchung zu geraten etwas zu essen, zu trinken, zu lutschen oder zu knabbern. An jeder Ecke sind sie, die mini-Kioske, die Refrescostände, die Saftverkäufer, die Pommes Chips, die Popcorns, die Glaces, ... Sowieso scheint völlige Gewerbefreiheit zu herrschen: wer etwas zu verkaufen hat, schnappt sich eine Decke (<span style="font-style: italic;">aguayo</span>) und sucht sich ein freies Plätzchen auf dem Trottoir. Das macht das Durchkommen auch nicht gerade einfacher, vor allem weil die Sucrenser sowieso immer extrem langsam dahin schlendern. (Ja, ich bin für die Einführung einer Mindestgeschwindigkeit auf Gehwegen!)<br />Mag das Geld auch noch so knapp sein, für etwas Süsses ist immer etwas übrig. So sehe ich auch die Kinder in meinem Projekt in kaputten Schuhen und zerrissenen Pullis mit einem Eis in der Hand rumlaufen.<br />[Wie beschrieb ein anderer Freiwilliger doch die Ernährungs/Gesundheitsmisere in Bolivien: schon früh kriegen sie viel Zucker, damit sie dann auch mal ihren Karies und ihre Diabetes bekommen; schon früh gibt man ihnen Ají und Locoto (scharf!!) zu essen, damit sie auch mal ihre Gastritis bekommen; schon früh nimmt man sie auf Feiern mit, damit sie lernen wie man sich ordentlich betrinkt und auch mal ihre Leberzirrhose bekommen und durch den Rauch auch mal an Lungenkrebs erkranken - kein Wunder liegt die Lebenserwartung bei gerde mal 62 (m) bzw. 67 (f) Jahren.]<br />Ein weiterer negativer Effekt der kleinen Snacks ist der Müll. Milchbeutel mit 80ml. Milch, Kekse in 4er Päckchen, Refrescos in Plastiktüten, ... Kombiniert mit der desaströsen Abfallkultur - jeder, vom Bauern bis zur Dozentin schmeisst seinen Müll dorthin, wo er gerade ist; besonders gerne durchs Busfenster - führen die Snacks unterwegs zu einer Verschmutzung der Stadt und zu Arbeitsbeschaffung für ein Heer von Strassenwischerinnen. Aber auch der Müll, der in den spärlichen Mülleimern landet wird bloss auf eine Freiluftmülldeponie gekippt und vom Wind in alle Himmelsrichtungen verstreut.<br />Trotzdem haben die Snacks auch etwas positives: sie sind eine wichtige Verdienstmöglichkeit für viele ungebildete arme Frauen und deren Familien.<br /><br /><br /><br />ps: Die Fotos zum vorherigen Blog sind jetzt auch endlich online :)<br /><br /></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-71922681670275300332008-04-21T00:24:00.004+01:002008-05-11T22:58:26.865+01:00Vida cotidiana (Teil VII)<p align="justify">Nachdem der Blog, den ich gestern in Stunden langer Arbeit (naja, fast..) geschrieben habe, spurlos verschwunden ist, hier ein neuer Versuch.<br />Siebter Teil meines Alltagslebens - zehn teile will ich schaffen. Die Zeit vergeht immer schneller, mit Schrecken wird mir bewusst, dass mir nur noch wenig mehr als vier Monate in Südamerika bleiben. Natürlich freue ich mich auch auf das Wiedersehen mit Familie und Freunden in der Schweiz, und auf die Aufnahme meines Studiums der Internationalen Beziehungen in Genf.<br /><br /><b>Mercado Canadá</b><br />Jeden Tag fuhr ich mindestens einmal am Markt im Barrio Canadá vorbei, und erfreute mich an den einfachen Markstständen und den bunten Gemüsen und Früchten, die dort zum Verkauf angeboten wurden. Bis dann eines Tages die aus Steinen, Holz und Blech gezimmerten Windschütze leer und verlassen dastanden: endlich waren die Verkäuferinnen ins schicke neue grosse Marktgebäude umgezogen. Nicht allen aber scheinen das feste Dach und die dicken Wände zu behagen, täglich scheinen mehr ihren Stand vor den Türen des protzigen Gebäudes aufzubauen - respektive ihre Waren auf den bunten Aguayo Tüchern zum Verkauf anzubieten.<br /><br /><table style="width: 194px;"><tbody><tr><td style="background: transparent url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat scroll left center; height: 194px; -moz-background-clip: -moz-initial; -moz-background-origin: -moz-initial; -moz-background-inline-policy: -moz-initial;" align="center"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/MercadoCanad"><img src="http://lh5.ggpht.com/silhouettes88/SAps8GEHxME/AAAAAAAAAbo/rSBntMUKzPY/s160-c/MercadoCanad.jpg" style="margin: 1px 0pt 0pt 4px;" height="160" width="160" /></a></td></tr><tr><td style="text-align: center; font-family: arial,sans-serif; font-size: 11px;"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/MercadoCanad" style="color: rgb(77, 77, 77); font-weight: bold; text-decoration: none;">Mercado Canadá</a></td></tr></tbody></table><br /><br />Andine Flora (Teil 1 von 4): Früchte<br />Gerade tropische Vielfalt herrscht in den Anden ja nicht, und wer das Altiplano als karge, steppenähnliche Landschaft vor sich sieht, liegt damit auch nicht falsch. Dennoch gibt es so einige Pflänzchen, Körner und Wurzeln die dort gedeihen.<br />Was die Früchte angeht, wachsen die wohl lieber in den Tälern zwischen den hohen Andengipfeln; auf 1500 bis 3000m.ü.M.<br /><br />Da ist zum einen mal die <i>Chirimoya</i>, von Mark Twain anscheinend als "the most delicious fruit known to men" bezeichnet. Aussen grün, innen weiss, fleischig, weich, süss und unglaublich aromatisch. Als Mischung aus Banane, Erdbeere, Mango und Ananas beschrieben, schmeckt jede Frucht anders, aber immer gut. Ausser wenn sie überreif sind, dann nämlich beginnt der Zucker zu vergären und die Chirimoya wird ungeniessbar. Die Frucht wächst an Bäumen im (was ich) subtropisches Hochlandklima (nenne).<br />Heimisch ursprünglich in Ecuador, Bolivien und Peru, ist Spanien heute (mit über 80% der gesamten Produktion) der weltweit grösste Produzent von Chirimoya. Angebaut wird die Chirimoya auch in Italien, Griechanland, Israel, Ägypten, Algerien, Südafrika und Taiwan. Den Bauern hier fehlen Interesse, Knowhow und Exportmöglichkeiten - die Frucht reagiert empfindlich auf Druckstellen, und wer Boliviens Strassen (oder besser gesagt: Wege) kennt, versteht wieso die Chirimoyas hier meistens lokal konsumiert werden.<br />Auch gesund soll sie sein: viel Vitamin C, Phosphor, Eisen und was weiss ich sonst noch was. Ich sag ja immer: Hauptsache es schmeckt.<br /><br /><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Cherimoya_cut_hg.jpg" target="main">*sabber* Chirimoya</a><br /><br /><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Cherimoya_fruit_hg.jpg" target="main">Chirimoyas</a><br /><br />Ein weiteres liebgewonnenes Pflänzchen ist der <i>Tumbo</i> (Passiflora tarminiana, auf Deutsch anscheinend Curuba), die Frucht einer Lianenartigen Schlingpflanze aus der Familie der Passionsfruchtgewächse. Die kleinen, aussen grünen (unreif) bis gelben (reif) Früchte haben innen eine Vielzahl von orangem Fruchtfleisch umhüllter Kerne. Schmecken tun die würzig und eher säuerlich: kein grosser Hit zum so essen. Aber mit Wasser oder Milch und Zucker gemixt einer der leckersten "Licuados" überhaupt. Und die Tumbo-Glace - köstlich.<br />Übrigens: auch die Tumbopflanze wurde exportiert. Mit so grossem Erfolg, dass in Hawaii mittlerweile gezielt schädigende Pilze ausgesetzt werden um der der Invasion der Tumbos beizukommen :)<br /><br /><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2f/Curuba_Frucht_2.jpg" target="main">Tumbo</a><br /><br />Und dann ist da noch die <i>Tuna</i>, die Frucht eines Kaktus. Dem behagt natürlich das trockene sonnige Klima sehr, und dass es in der Nacht mal ein bisschen kälter wird ist auch nicht weiter schlimm. Am besten isst man die Frucht eisgekühlt, wahrscheinlich etwas vom erfrischendsten was es gibt. Aussen haben die Tunas eine grüne oder orange-rote, leicht stachelige Schale; wers schlau macht, kauft die Tuna schon geschält. Innen kommen das saftige, süsse Fruchtfleisch und viele kleine schwarze Kerne zum Vorschein.<br /><br /><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/44/Hoja_de_tuna_silbestre_de_los_andes_venezolanos.jpg" target="main">Tuna</a><br /><br />So, ich will euch nicht länger "gluschtig" machen. Fortsetzung folgt! (Teil 2: Getreide&Co.)<br />[Danke an wikipedia für botanische und sonstige Infos und die Bilder]<br /><br /><br /><b>Paris des Südens</b><br />Irgendwer soll irgendwann mal behauptet haben, Sucre sei das Paris des Südens. Weder mit der Grösse noch mit dem Einfluss Paris' kann die weisse Stadt mithalten, aber wir tun trotzdem unser Bestes. So stehen im Zentrum Sucres nicht nur zwei Obelisken und zwei Triumphbogen, nein, sogar einen mini-Eiffelturm nennt Sucre sein eigen. Ein Pantheon haben wir auch, obwohl dessen Vorbild ja bekanntlich in Rom steht.<br /></p><p align="justify"><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=25981fb0.pbw"><span style="font-weight: bold;">Endlich da: die Fotos</span></a><br /></p><p align="justify"><br /><br />Und hier noch das Graffiti des Monats:<br /><br /><img src="http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/emo_morales.jpg" /><br /><br />Das wars für heute. Danke an alle die mir auch nach fast acht Monaten noch die Treue halten, und natürlich auch an alle die erst seit kurzem mitlesen. Der Blog war ursprünglich mal länger, aber alles noch ein zweites Mal zu schreiben hatte ich auch keine Lust. Dafür sollte der nächste Eintrag nicht mehr ganz so lange auf sich warten lassen.<br /></p>Unknownnoreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-69653078656097662402008-03-23T23:59:00.001+01:002008-03-24T01:13:26.472+01:00Vida cotidiana (Teil VI)<p align="justify"><br /><b>Namensgebung</b><br />Was in den Orthografieproblemen bei alltäglichen Wörtern schon deutlich wird, ("Feliz Nabidad", "Se cargan Vaterias", "Se reciven pensionarios") zeigt sich auch bei der Namensgebung. In Häusern wo Bücher und Bildung fehlen, hat der Fernseher längst seinen festen Platz eingenommen. Und so werden beispielsweise die Kinder in Villa Armonía mit Namen von Schauspielern oder aus den beliebten Telenovelas bedacht. Wenn dann weder die Eltern noch der zuständige Notar in Fremdsprachen bewandert sind, ist das Resultat öfters ziemlich erheiternd. Hier einige Beispiele, von Kindern die ich in der Guardería oder im Comedor kennengelernt habe.<br />Da sind zum einen die "deutschen" Namen, auf die im gesamten deutschsprachigen Raum wohl schon lange niemand mehr getauft wird. Beymar, Elmer, Wilber, Edvin, Elgar, Oscar, etc.<br />Und dann natürlich die unvermeidlichen - sagen wir Entlehnungen aus dem - englischen: Jhosselin (ich kenne schon drei), Jhanet, Bady, Jhoni, Rous, Rosemery, etc.<br /><br /><b>Cabildo</b><br />Für 2009 ist die 200-Jahr-feier der bolivianischen Unabhängigkeit von Spanien angesagt. Dennoch hat sich in Bolivien ein Instrument aus der spanischen Kolonialzeit bewahrt: der "Cabildo" (der Diccionnaire meint "Stadtrat").<br />Die Räte (fragt mich bitte nicht wie die gewählt werden) aus verschiedenen zivilen Organisationen - da hat natürlich hier in Sucre die Universität ihre Finger ganz dick drin - können so Entscheide fällen, die zwar nicht "legal" im Sinne des Gesetzes sind, jedoch als "legitim" gelten, da damit dem Willen der gesamten Bevölkerung entsprochen werde.<br />Wenn also die Regierung in La Paz mal wieder nicht auf uns Sucrenser hören will [;)], was bleibt uns anderes übrig? Am 6. März (ja, natürlich unter der Woche, bekamen aber auch alle - ausser den Taxifahrern - frei) war also grosse Versammlung auf der Plaza angesagt. Von den gut 250'000 Einwohnern Sucres beteiligten sich allerdings gerade mal 10'000 Seelen am Cabildo. Traktandum war die Wahl eines Interimspräfekten, da der derzeitige MAS-Präfekt bei den Unruhen im November quasi davongejagt worden war und jegliche Unterstützung durch die Bevölkerung verloren hat.<br />Und dann die grosse Überraschung: zum ersten Mal in der Geschichte Chuquisacas wurde eine Frau ins höchste Amt des Departaments gewählt: Doña Sabina Cuéllar, Campesina (Kleinbäuerin vom Land), Quechua-sprachig und erst noch Anhängerin des MAS (Regierungspartei "Movimiento al Socialismo") - wenn sie auch von ihrer Partei ausgeschlossen wurde, nachdem sie sich im Kampf für die "Capitalía" auf die Seite Sucres/Chuquisacas gestellt hatte. <br />Klar war die Wahl in höchstem Masse strategisch: indem eine einfache Frau vom Land gewählt wurde, nahm man Evo Morales jeglichen Wind aus den Segeln um gegen die "Oligarchie" (sein Feindbild Nr.1) Sucres zu wettern. <br />Die Regierung war natürlich trotzdem nicht einverstanden mit dem neuesten Beweis aufmupfigen Verhaltens der Sucrenser. <br />Die Justizministerin meinte: “Lo acontecido este jueves en Sucre fue una dictadura cívica y que implica la comisión del delito de usurpación de la autoridad pública establecida” (Das am Donnerstag in Sucre vorgefallene war eine "zivile Diktatur" und beinhaltet das Begehen des Delikts des Missbrauchs der öffentlichen Autorität)<br />Und, wie könnte es anders sein ein böser Kommentar über Sabina: “se vendió a la oligarquía de Sucre, traicionó sus principios, a sus bases del área rural y a la democracia”. (Sie verkaufte sich an die Oligarchie Sucres, betrog ihre Prinzipien, ihre ländlichen Ursprünge und die Demokratie".<br />Einige Tage später dann die Nachricht aus La Paz: die Regierung anerkennt die Präfektin nicht und es wird auch keinerlei finanzielle Mittel für das Departement Chuquisaca mehr geben.<br /><br /><b>Semana Santa</b><br />Ja, es gibt sie noch: die kommerziell (fast gänzlich) unverdorbenen Feiern zu Tod&Auferstehung Jesus'. Wer in Sucre Ostereier oder Schokohasen haben will, muss suchen. Allerdings nicht das Nestchen, sondern die Verkaufsstände die solcherlei Sachen (importiert aus Argentinien, oder von den geschäftstüchtigen lokalen Schokoladenfabrikanten hergestellt) anbieten. Das wohl einzige Ostereier-Suchen der Stadt wurde vom Deutsch-Bolivianischen Kulturzentrum veranstaltet. <br />Das einzige was auf dem Markt (abgesehen von den vielen Menschen) auf Ostern hindeutete, waren die in rauen Mengen angebotenen Maiskolben und Kürbisse, welche zur Zubereitung des traditionellen Karfreitaggerichts "Locro" benötigt werden.<br />Am Freitag wurden also nach dem frühmorgendlichen Aufstieg auf den Hügel, beladen mit Steinen (um den Weg Christi, beladen mit Kreuz, zu symbolisieren), sämtliche Register der bolivianisch-vegetarianischen Kochkunst gezogen.<br />Der Samstag war ein normaler Samstag, so wie auch der Montag ein normaler Montag sein wird. Am Sonntag wäre eigentlich Lamm angesagt gewesen, was aber durch ein grosses Grillieren ersetzt wurde, zum Abschied meiner Gastschwester, die am Dienstag für zunächst zwei Jahre nach Argentinien geht.<br /><br /><b><i>Ñuqa qhishwata yachakushani</i> - Ich lerne Quechua</b><br />Ja, endlich habe ich mit meinen Quechua-Stunden begonnen. Da ich mir anmasse Spanisch schon mehr oder weniger gut zu beherrschen, wurde es Zeit eine neue Herausforderung in Angriff zu nehmen. Und herausfordernd ist es wirklich: mit keiner anderen Sprache verwandt, stellt die Sprache des Inkareichs und der aktuellen bolivianischen Landbevölkerung gänzlich neue Anforderungen an Grammatikverständniss und Aussprache. Aber vielleicht ist es gerade das, was den Reiz ausmacht. Ausserdem möchte ich verstehen was im Radio erzählt wird, worüber die Leute im Bus sich unterhalten und vor allem was die Mütter, die in meinem Projekt vorbeikommen und mich mit einem Wortschwall überhäufen, eigentlich wollen (oder ihnen zumindest sagen können, dass ich nichts verstehe). Es gibt sie tatsächlich, die Leute die kaum bis gar nicht Spanisch sprechen. Auf dem Land klar, aber auch hier, an den Rändern Sucres, sind noch längst nicht alle zweisprachig. Wie auch, wenn sie oft nur einige wenige Jahre die Schule besucht haben und zu Hause ausschliesslich Quechua gesprochen wurde/wird?<br />So weit entfernt von allem was man kennt ist Quechua dann überraschenderweise manchmal doch gar nicht: das Verb "sprechen" beispielsweise ist "parlay" (vgl. frz. "parler", it. "parlare"). Sonntag ist Intichaw (Tag der Sonne), Montag Killachaw (Tag des Mondes) und Donnerstag Illapachaw (Tag des Donners) - wenn diese Namen auch im alltäglichen Gebrauch längst durch die spanischen Tagesbezeichnung ersetzt worden sind.<br /><br />In diesem Sinne:<br /><i>Tinkunakama</i><br /><br />Bis zum nächsten Mal!<br /><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-68875045250765221902008-02-29T02:28:00.003+01:002008-02-29T03:27:46.682+01:00Februarblog<p align="justify">Ja, meine Blogtitel können tatsächlich noch einfallsloser werden. Aber irgendwie passte "Vida cotidiana" diesmal nicht, schliesslich war im Februar ja auch Karneval angesagt.<br />Und weil dieser Monat trotz Schaltjahr einfach kürzer ist als alle andern, wird dies der einzige Blog dieses Monats bleiben (auf den letzten Drücker, ich weiss).<br /><br /><b>Katastrophenhilfe à la MAS</b><br />Von den schweren Überschwemmungen im Osten des Landes habe ich ja im letzten Blog schon berichtet. Von wohlmeinenden Nachbarländern wie Chile und Argentinien sind mittlerweile Nahrungsmittelspenden eingetroffen. Viele Hunderte (Tausende?) Menschen im Beni leben noch immer in improvisierten Zeltlagern, und immer wieder hört man von drohenden Seuchen.<br />Da bleibt einem doch glatt das Frühstücksbrot im Halse stecken, wenn man eines schönen Morgens in den nachrichten Bilder vom markt in La Paz sieht, wo eben diese gespendeten Lebensmittel (konkret: Reis) an die Bewohner der "Hauptstadt" verkauft werden - und zwar zur Hälfte des marktüblichen Preises. Dass sich die Leute in einer Zeit in der die Preise schier unaufhaltsam steigen (zumindest in Sucre - Verschwörungstheoretiker glauben ja an einen hinterhältigen Plan um die rebellischen Sucrenser auszubluten; aber das ist eine andere Geschichte) wie die Wilden auf die Säcke voller Reis - gross mit "Donación" angeschrieben - stürzten, ist ja durchaus verständlich. Was um alles in der Welt aber die Regierung dazu bewogen hat die Spenden anstatt an die notleidenden Hochwasserflüchtlinge an gesättigte Stadtbewohner zu verkaufen, darüber kann man rätseln. Was mir spontan einfällt ist die Media Luna: die Verbindung der vier (mittlerweile 6) Departamente des Tieflandes, die für mehr Autonomie kämpft und deshalb naturgemäss der aktuellen Regierung äusserst kritisch gegenüber steht. Die Paceños hingegen, vor allem der "indigene" Teil der Bevölkerung hingegen unterstützt die MAS (Movimiento al Socialismo - Bewegung zum Sozialismus) von Präsident Evo Morales. Ein kleines Dankeschön für treue Wählerschaft? Gut möglich, auch im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen der Präfekten. Was wohl mit den drei Tonnen Kleidern geschieht, die letzte Woche aus Taiwan eingetroffen sind? Denkbar, dass sie nie in den Zelten von Trinidad landen werden, sondern sich über kurz oder lang auf den sogenannten Mercados Americanos (Secondhand-Kleider aus den USA oder "Wer macht die bolivianische Textilindustrie zunichte...") finden lassen.<br /><br /><br /><b>Der Klassiker oder: das Karnevalsdebakel</b><br />Pünktlich Anfang Februar, zum Beginn des Karnevals, verzogen sich die dicksten Wolken und zum Vorschein kam ein Himmel, der im Altiplano einfach blauer ist als sonst wo in der Welt. So war es dann glücklicherweise auch eher heiss als kalt, zumindest tagsüber, und die Wasserschlachten liessen sich besser ertragen. Da fragte man sich manchmal, was denn eigentlich die Hauptsache des Karnevals sei: den wunderschönen, vielfältigen, farbenprächtigen Umzug, mit Tausenden von TänzerInnen, alle in unglaublich aufwändigen Kostümen und zum Teil mit riesen Masken versehen, und Hunderten von Musikern zu sehen; oder versuchen die Zuschauer auf der gegenüber liegenden Bühne so nass wie nur möglich zu machen. Beliebt war auch der Einsatz von Schaum - grässlich parfümiert - mit Vorliebe ins Gesicht, da in weiser Voraussicht der Rest des Körpers mit einer Regenjacke geschützt war. Nach einem langen Tag auf den harten Holzbrettern der Tribüne wurde mir eine ebensolche Schaumattacke zum Verhängnis. Während ich auf meinen Gastbruder wartete, der nach drei Bier unglaublich dringend aufs Klo musste (Männer ;)), wurde ich von drei jungen Männern gleichzeitig mit Schaum vollgesprüht, und zwar gezielt in die Augen (das brennt...!) und Ohren. Natürlich versuchte ich mein Gesicht zu schützen und dachte "Karneval hin oder her, die übertreiben's aber!", aber als Gringa ist man nun mal immer ien willkommenes Ziel für derlei Scherze. Ich dachte nichts Böses dabei, bis ich einige Minuten später merkte, das mein Kameraetui verdächtig leicht und leer an meinem Gürtel baumelte. Hatten die es doch tatsächlich geschafft, mir meine Kamera zu klauen und so war ich also tatsächlich doch Opfer des Klassikers geworden - am Karneval von Oruro ausgeraubt zu werden. Die Stadt hat auch während des Jahres unter Bolivianern den Ruf der "Hauptstadt der Diebe" und sonstiger Krimineller, nicht zuletzt wegen ihrer günstigen Lage nahe der Grenze zu Chile, was Drogen- und sonstigem Schmuggel Tür und Tor öffnet. <br />Wieso ich den Raub beschreibe? Als Rechtfertigung und Entschuldigung dafür, dass ich leider kein einziges Bild des Karnevals habe, die Speicherkarte war voll, aber da ich die zweite nicht dabei hatte, liess ich sie in der Kamera drin.<br />Die Anzeige und mehrmaliges Nachfragen bei der Polizei blieb erfolglos: sogar wenn sie die Kamera gefunden haben/hätten, ist/wäre es dank horrenden Korruptionsraten mehr als wahrscheinlich, dass irgendein Polizeibeamter sie behalten oder seinerseits weiterverkauft hat. Dass sie mir am Telefon aber sagten "Nein, wir haben keine einzige Kamera gefunden, nur Fernseher" fand ich dann aber doch leicht übertrieben. Schliesslich kennt ja jeder Bewohner Oruros den "Mercado Chino", Heimathafen von Schmuggler-, Fälscher-, und Diebstahlsware jeglicher Couleur.<br /><br /><br />Und so wurde bis jetzt noch nichts aus all meinen schönen geplanten Mini-Fotoreportagen. Bald (hoffe ich zumindest) sollte aber aus La Paz meine neue Kamera (Versicherung sei dank ist der Schaden gedeckt) eintreffen und dann kann mich nichts mehr halten :)<br /><br /><b>Arbeitsleben</b><br />Nach meinem mehr oder eher weniger freiwilligen Engagement in der Kinderkrippe (man stelle sich das bitte einmal vor - ich und kleine, heulende "Schnudergofe") meines Projektes bin ich jetzt wieder im Comedor mit Hausaufgabenbetreuung beschäftigt. Eine Arbeit die mir viel besser gefällt und auch deutlich näher liegt als Kleinkinder zu füttern. Ganz so friedlich fröhlich bin ich dabei aber auch nicht, vor allem da von irgendwo her sechs Zweitklässler aufgetaucht sind, die absolut bis kaum lesen und schreiben können. Nicht einmal Mama kriegen sie hin, oder können ein A nicht von einem O unterscheiden. Man mag ja gegen das Sitzenbleiben sagen was man will, und eigentlich bin ich ja auch einverstanden damit, dass in der Primarschule niemand sitzenbleiben sollte (bolivianische Erziehungsreform), aber was diese Jungs in der zweiten Klasse verloren haben, ist mir schleierhaft. Ob die Ehrenrunde eine Lösung sein kann, bleibt ebenfalls fragwürdig: gibt es doch diesen Jungen der nun schon das dritte Jahr in der zweiten Klasse verbringt oder den anderen der schätzungsweie auch schon mindestens zwei Jahre in der ersten verbracht hat (allerdings immer noch nicht lesen kann). Ob Klassengrössen von 40 Kindern in mehr als bildungsfernen Quartieren gerade angemessen sind... ich glaube nicht.<br />Wie so etwas möglich ist, machte mir jener Morgen deutlich, als ich zusammen mit der Sozialarbeiterin des Projekts einige Familien zu Hause besuchte. Hatte ich gedacht die Menschen hier seien ja gar nicht sooo arm, wurde ich eines besseren belehrt: sie sind halt einfach schon verdammt arm. Nicht arm wie in afrikanischen Flüchtlingslagern, brasilianischen Favelas oder indischen Slums; aber eindeutig arm. Der Zweck unseres Besuches war, festzustellen, welche Kinder gratis essen dürfen und welche zu bezahlen haben. Oder: die Ärmsten von den Armen zu unterscheiden. Fünf, sechs, sieben Kinder, zwei oder drei Zimmer, höchstens ebensoviele Betten, Boden: Erde, Mauern: Lehm, Dach: Wellblech, fliessend Wasser? Negativ. Von Kühlschrank, Herd und Badezimmer reden wir besser gar nicht erst. Schulbildung der Eltern: keine, oder höchstens bis zur dritten Klasse. Lesen und Schreiben? Knapp den Namen. Beruf der Mutter: Hausfrau Beruf des Vaters: Bauarbeitergehilfe. Monatliches Einkommen: 500, vielleicht 1000 Bs. (80-160CHF) Das reicht selbst in einem so billigen Land wie Bolivien nicht weit, schon gar nicht mit so vielen Kindern. Zuviel zum Sterben, zu wenig zum Leben - und so überleben die Menschen von Tag zu Tag, in einer dumpfen Routine, ohne Aussicht oder Hoffnung die Armut je hinter sich zu lassen. Da geht manchmal sogar das Interesse für die Zukunft, sprich Bildung, der eigenen Kinder verloren. Wie soll es auch existieren, wenn diese Menschen Bildung doch höchstens dem Namen nach kennen und selber nie eine Chance darauf hatten. <br /><br /><b>Halbjahresbericht</b><br />Ja, ich bin nun schon über ein halbes Jahr in Bolivien. Konkret: es geht nicht mehr so lange wie auch schon bis ich in die Schweiz zurückkehre. Obwohl ich natürlich sehr froh bin, dass mir noch fast ein halbes Jahr hier bleibt.<br />Bilanz ziehen? Habe ich eigentlich keine grosse Lust dazu. Nur soviel: es war ein gutes halbes Jahr, ich habe viel gelernt und bereue (abgesehen vom Verlust meiner Kamera) nichts, aber ich weiss, das zweite halbe Jahr wird noch viel besser werden ;).<br />Höhepunkte? Meine ersten beiden kleinen Reisen, aber auch sonst viele kleine Dingelchen des Alltags und als konstanter Höhepunkt (geht das?) das Glück, das ich mit meiner super netten Gastfamilie habe. Der Wechsel des Projekts war eine gute Sache, ebenso wie die Gitarrenstunden und die Fortschritte im Spanisch. <br />Was bevorsteht? Arbeit :), meine grosse Reise im Juni/Juli, Quechua lernen und unendlich vieles mehr!</p>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-50085203858960562542008-01-31T20:11:00.000+01:002008-02-05T23:54:26.851+01:00Lektion 2<div style="text-align: justify;"><span style="font-weight: bold;">Meteorologie</span><br />Ja, während in der Schweiz Schnee liegt und es so richtig schön kalt ist herrscht hier Sommer. Theoretisch zumindest. Praktisch liegen die Temperaturen nämlich zur Zeit meistens näher bei 10 als bei 20 Grad, vom andauernden Regen ganz zu schweigen. Der letzte schöne, sommerlich warme Tag war am 18. Januar - zwei Wochen her. Da würde ich fast so weit gehen zu schwören mich nie, nie mehr über den Schweizer "Sommer" zu beklagen... aber das wäre dann doch übertrieben.<br />Ob nun "El Niño" oder "La Niña" oder ganz einfach Petrus an der derzeitigen Wettermisere Schuld sind, darüber herrscht Uneinigkeit (und ich als meteorologisches Unschuldskind will mich auch zu keiner Aussage hinreissen lassen). Sicher ist aber, dass der Regen nicht spurlos am Land vorbeigegangen ist. Vor allem in den Tiefland Departamenten Beni und Santa Cruz ist es zu zum Teil schweren Überschwemmungen durch über die Ufer getretene Flüsse gekommen; über 120'000 Menschen sind obdachlos oder können nicht in ihre Häuser zurückkehren, mehr als 45 Personen sollen bereits ums Leben gekommen sein. Dazu kommen die landwirtschaftlichen Schäden, die schon über einer halber Milliarde US-$ liegen. Da die Strasse zwischen Santa Cruz und La Paz durch Erdrutsche so gut wie unpassierbar gemacht wurde, werden die Schäden nicht nur durch die simple Zerstörung der Ernten generiert, sondern auch durch die Unmöglichkeit die Produkte, welche in hunderten Camions auf ihre Exportation warten, ausser Landes zu bringen.<br />Auch in anderen Teilen des Landes bekommt man das zu spüren: die Erhöhung der Lebensmittelpreise rein auf die Inflation abzuschieben klappt mittlerweile nicht mehr.<br /><br />[Quelle: <a href="http://www.ansa.it/ansalatina/notizie/rubriche/amlat/20080131190434585710.html">http://www.ansa.it/ansalatina/notizie/rubriche/amlat/20080131190434585710.html</a> ]<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Kultur</span><br />Ich hoffe ihr knabbert alle brav Fasnachtschüechli, denn dieses Wochenende ist Karneval angesagt (nicht gewusst?). Der hat zumindest hier in Sucre schon vor ca. drei Wochen angefangen, mit der alten Tradition, der gegenüber die meisten wohl eine Art Hass-Liebe empfinden. "Mojar" (nassmachen), mit Wasserballons und Wasserpistolen, aus fahrenden Autos, Bussen, aus Hausfenstern oder einfach so von Angesicht zu Angesicht. Wer? Alle von 5 bis 20. Wen? Ausnahmslos alle, ohne jegliche Anzeichen von Rücksichtsnahme. Und wenn du einen Wasserballon an deinen Rücken kriegst bist du nass, so richtig nass.<br />Zwei Dingen ist es zu verdanken, dass das nicht so oft vorkommt: einerseits war es wegen dem dauernden Regen den meisten Kindern wohl zu doof die eh schon +/- nassen Leute nass zu machen, und zweitens haben die meisten eine eher miese Treffsicherheit.<br />Das Karnevalswochenende (von Freitag Mittag bis Dienstag Abend ist hier Feiertag) werde ich am weltberühmten, UNESCO-gekrönten Karneval von Oruro verbringen [Bericht folgt].<br /><br />(Die Karnevalsspezialität von Sucre sind übrigens Konfites: Mandeln, Erdnüsse oder Kokosstücke umhüllt von einer dicken Schicht aus Zucker und Fett)<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wirtschaft</span><br />Von was lebt den Sucre eigentlich? Eine gute Frage... Da ist einerseits "La U", die mächtige, alles beherrschende Universität. Andererseits Fancesa, das grösste Zementwerk Boliviens. Ausserdem haben wir Salvietti, eine Süssgetränkfabrik und die diversen Schokoladenhersteller.<br />Die Universität lässt neue Gebäude bauen, die Studenten müssen wohnen, essen, schlafen, shoppen und werden somit zum Herz, zum Lebensmotor der Stadt. Nie wird das deutlicher bewusst als jetzt, während der Semesterferien, wo nicht nur Busse und Strassen leerer sind als sonst, sondern auch diverse Geschäfte gleich ganz geschlossen bleiben.<br />Dazu kommen die Arbeitsstellen in Verwaltung, Sicherheit, Transport etc. und ein zaghaft wachsender Tourismus.<br />Aber eine richtige Wirtschaftsgrundlage fehlt, was wohl der Grund ist, weshalb Sucre nicht so richtig wächst und die Stadt im nationalen Vergleich immer weiter hinten liegt als beispielsweise La Paz, Cochabamba und die Boomtown Santa Cruz. Und was wohl mit ein Grund ist, wieso die Sucrenser im vergangenen Jahr so verbissen dafür kämpften den Regierungssitz nach Sucre zu holen - um endlich einen Schritt nach vorne zu machen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Orthografie<br /></span>Ja, das mit der Rechtsschreibung ist so eine Sache. Vor allem wenn zwei Konsonanten (fast) gleich ausgesprochen werden: das kleine und das grosse B, oder "v" und "b".<br />Der Klassiker ist wohl die oft an Hauswänden angebrachte Schrift "No votar basura" (Nicht den Müll wählen) anstelle von "No botar basura" (Keinen Müll hinwerfen). Das geht bis zu einer äusserst hübschen, wahrscheinlich von der Gemeindeverwaltung in Auftrag gegebenen, Wandmalerei an der Plaza in Yotala...<br />Die "Acientos" (richtig: asientos) welche vor dem Karneval zum Verkauf standen, kosteten zwar 100 Bs. (cien=hundert), boten aber nur Platz für eine Person.<br /><span style="font-weight: bold;"></span><br />"LOTE EИ VEИTA" (Liegenschaft zum Verkauf) eines meiner Lieblingsgraffitis an denen ich Tag für Tag vorbei fahre. Hier lag die Krux für einmal nicht bei b und v, sondern bei der Ausrichtung des Ns.<br /><br />Kann man den Menschen einen Vorwurf machen? Kaum. Wenn schon ein Schuldiger gefunden werden muss, dann das bolivianische Schulsystem, bei dem wohl so mancher nach 12 Jahren Schule noch immer nicht sicher ist ob es jetzt "baca" oder "vaca" (Kuh) heisst. Wenn er denn die gesamte Schulzeit abgesessen hat, und nicht schon früher durch die Lebensumstände gezwungen wurde auf der Strasse Geld zur Unterstützung seiner Familie zu verdienen. Kinderarbeit ist in Bolivien keineswegs verboten, im Gegenteil, sie wird durch Stundenpläne (entweder nachmittags <span style="font-style: italic;">oder </span>morgens Unterricht) begünstigt und von der Bevölkerung akzeptiert.<br /></div>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-69342306347277408302008-01-17T16:15:00.000+01:002008-01-18T01:56:55.274+01:00Land der Gegensätze<div style="text-align: justify;">Bolivien ist kein einheitliches und schon gar kein geeintes Land; zu gross sind die Gegensätze zwischen Stadt und Land, Arm und Reich, Hoch- und Tiefland. Nichts liess mich das besser erkennen als meine ersten beiden Reisen in Bolivien, welche mich vom tropischen Tiefland des Ostens ins trockene Hochland des Südwestens führten.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Santa Cruz</span><br />Zusammen mit meiner Gastschwester Zoraida und meinem Gastvater Chad verbrachte ich gut eine Woche in ihrem Ferienhaus in Santa Cruz. Santa Cruz ist die grösste Stadt Boliviens, gleichzeitig aber die un-bolivianischste - eine moderne, boomende Stadt, welche sich wohl genau so gut auch in jedem anderen südamerikanischen Land befinden könnte. Noch vor 50 Jahren war Santa Cruz wenig mehr als ein Dörfchen, so dass die Stadt heute vom kulturellen und historischen eher uninteressant ist.<br /><br />Nicht weit entfernt jedoch befinden sich gleich zwei UNESCO-Weltkulturerben: die rätselhaften Ruinen von Samaipata und die gut erhaltenen, resp. schön restaurierten, Jesuitenmissionen der Chiquitania. Ein erster Ausflug führte uns zu ersteren, wo wir die Überreste dieses strategisch genial gelegenen Zeremoniezentrum der Inkas bestaunten.<br /><br />Was macht die wohlhabende cruceñische Stadtbevölkerung am Sonntag? Natürlich, "ir al campo" (raus auf's Land!). Zusammen mit einer befreundeten Familie fuhren wir zu deren Landhaus, komplett mit umliegenden Obstpflanzungen (Bananen, Orangen, Zitronen, Papayas, Maracuyas) und Pächterfamilie. Die Fahrt auf der Ladefläche des Jeeps (?) war zwar nicht gerade bequem, dafür wehte ein erfrischender Wind, der die tropische Schwüle vergessen liess.<br /><br />Dass man mit einer guten Idee und geringem Aufwand viel Geld machen kann, führte uns das Biocentro Guëmbe schön vor Augen. Man nehme ein Stück guterhaltenen Urwald, zäune es ein, setze einige Schmetterlinge aus, pflanze einige Orchideen und verlange 60Bs. Eintritt. Die hübschen Schwimmbecken und die Möglichkeit Ausritte in den umliegenden Wald zu unternehmen, machen das "Mariposario" zu einem hübschen Ausflugsziel.<br /><br />Nach einer Woche in Santa Cruz wurde ich unruhig: schliesslich verfloss hier gerade meine kostbare Reisezeit mit herumsitzen und Früchte essen :) Erleichtert stieg ich also in den Überlandbus ein, der mich nach Concepción brachte. Entgegen meinem ursprünglichen Plan sämtliche ex-Jesuitenmissionen zu besuchen, entschied ich mich nur die beiden nächstgelegenen, Concepción und San Javier zu besichtigen. Die Strassen zu den übrigen sind nicht asphaltiert, und wegen der Regenzeit wären das wohl ziemlich unbequeme Fahrten geworden (schon in Santa Cruz hatten wir die grösste Mühe zu unserem Haus zu kommen - Asphalt nur im Zentrum, Schlamm und lagunenartige Pfützen weiter draussen). Zudem hatte Chad schon irgendwie recht: "Hast du eine gesehen, hast du alle gesehen". Ich genoss die zwei Tage in den friedlichen Dörfern dennoch, und fühlte (mal wieder) so etwas wie Patriotismus in meiner Brust anschwellen; hatte doch ein luzerner Jesuitenpriester im 18. Jahrhundert die Kirchen erbaut und ein Zürcher Architekt vor knapp 20 Jahren dieselbigen schonend restauriert.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/SantaCruz"><img src="http://lh6.google.com/silhouettes88/R49m4-aIBpE/AAAAAAAAAVw/lsescZxKA98/s160-c/SantaCruz.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/SantaCruz" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Santa Cruz</a></td></tr></table><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Oruro-Tupiza-Uyuni</span><br />Kaum einen Tag zu Hause und schon ging es wieder los. Per Bus gelangte ich zuerst nach Oruro, der bolivianischsten der bolivianischen Städte, mit 90% indigener (oder zumindest sich selbst als indigen bezeichnender) Bevölkerung. Die meisten Minen, welche Oruro einst zu einer wohlhabenden Stadt gemacht hatten, sind heute stillgelegt und die wirtschaftliche Situation angespannt (Oruro sei die Stadt der Diebe, wurde ich gewarnt).<br />Nach einem Tag in Oruro, fuhr ich per Zug nach Tupiza. Es gibt in Bolivien zwei funktionierende Zuglinien: die eine von Santa Cruz nach Corumbá, an der brasilianischen Grenze; die andere von Oruro über Uyuni und Tupiza nach Villazón an der argentinischen Grenze. Per Mail hatte ich mir ein Ticket reservieren lassen (da der Zug nur dreimal die Woche fährt, ist er immer gut ausgelastet). Leider hatte die reservation aber nicht geklappt, so dass ich mich glücklich schätzen konte einen Platz in der 3. Klasse "Popular" (Coca-Klasse ;)) zu ergattern. Die Lederbänke schienen zwar anfangs noch ganz bequem, doch spätestens als dann jeder Platz doppelt besetz war (die Leute stiegen ohne Ticket ein, und kauften dann eines beim Kondukteur, der sie natürlich auch nicht einfach russchmeissen konnte...) und wir nach 13 Stunden immer noch zwei Stunden von Tupiza entfernt waren, wünschte ich mich zumindest in die 2. Klasse. Immerhin kann ich sagen, ich hätte einen echten Einblick in die Art erhalten, wie das gewöhnliche bolivianische Volk reist.<br /><br />Nach einem Tag im hübschen Städtchen Tupiza, ging vergangenen Freitag meine 4-tägige 4WD Tour durch den wilden (Süd-)Westen Boliviens los. Von knapp 3000 m.ü.M. kletterten wir stetig höher hinauf, bis auf über 5000 m.ü.M. Die anfangs noch mexikanisch anmutende Landschaft (Kakteen, rote Felsen) ging rasch in karges Altiplano mit spärlicher Vegetation über. Vorbei an grasenden Lamas und Vicuñas (nicht-domestizierte, feingliedrige Lama Version) gelangten wir zu fast allen Sehenswürdigkeiten, die dieses kaum besiedelte Stück Welt zu bieten hat. Bizarre Steinformationen, heisse Quellen, Geysire, bunte Lagunen mit Flamingos (ja, Flamingos. Und das bei Temperaturen die wohl öfter mal unter als über dem Gefrierpunkt liegen!) und im Hintergrund immer wieder die schneebedeckten Gipfel der Anden. Der letzte Tag brachte dann den Höhepunkt der Tour: den Salar de Uyuni. Zur Regenzeit ist dieser riesige Salzsee von ca. 10 cm Wasser bedeckt, was zu einer nahezu perfekten Reflektion des - zum Glück nur leicht bewölkten - Himmels führte und es unmöglich machte, zu sagen wo genau denn jetzt die Horizontlinie verlüft. Mochte unser Gehirn sie auch noch so angestrengt suchen.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/BolivienDerSuedwesten"><img src="http://lh5.google.com/silhouettes88/R4_yJuaICDE/AAAAAAAAAZ4/dZt5ptB4EKI/s160-c/BolivienDerSuedwesten.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/BolivienDerSuedwesten" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Bolivien - Der Suedwesten</a></td></tr></table><br /><br />Und so ging der erste Teil meiner Reisezeit zu Ende. Am Wochenende ist noch ICYE-Halbjahrescamp angesagt; doch ab Montag heisst es dann wieder arbeiten. Alltag, nicht allzu grau, hoffe ich. Die nächste Unterbrechung aber naht schon: Karneval in Oruro :)<br /><br /><br /></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-64579012499405541312007-12-20T19:50:00.001+01:002007-12-20T20:26:07.863+01:00Vida cotidiana (Teil V)<div style="text-align: justify;"><span style="font-weight: bold;">Was macht denn die Xenia den ganzen Tag?</span><br />Villa Armonía ist eines der ärmsten Viertel in der Hauptstadt des ärmsten Departements des ärmsten Landes Südamerikas. Wer jetzt aber vor seinem geistigen Auge Bilder brasilianischer Favelas aufziehen sieht, liegt glücklicherweise falsch. Fenster oder Türen mögen zwar (teilweise) fehlen, aber die Häuser sind dennoch als einigermassen intakte und überdachte Lehmbauten zu bezeichnen. Halb nackt rennen die Kinder (temperaturbedingt) auch nicht herum, mögen ihre Kleider auch noch so oft geflickt (und unverständlich: schmutzig) sein.<br />Die Menschen die in Vila Armonía leben sind häufig vor nicht allzu langer Zeit vom Land in die Stadt gezogen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Für die Eltern wird es das wohl auch bleiben: nicht viel mehr als ein Traum, während sie sich ihren lebensunterhalt als Marktverkäuferinnen, Busfahrer, Köchinnen oder Gärtner verdienen.<br />Dafür dass zumindest ihre Kinder dereinst bessere Chancen haben, und niemand schlechter lebt als zuvor auf dem Land, dafür setzt sich <a href="http://www.cemva.org">mein Projekt</a> ein. Dazu gehören eine Kinderkrippe, eine Schule, ein Kindergarten, eine Apotheke, ein Arzt, eine Zahnärztin, Lehrwerkstätten für Bäckerei, Schreinerei, Schneiderei und und das Coiffeurhandwerk und ein Schülermittagstisch, in dem ich arbeite.<br />Meine Arbeit besteht normalerweise darin vormittags ab neun Uhr den Kindern bei ihren Hausaufgaben zu helfen - die sie sonst wohl kaum erledigen würden - und für eine gewisse Ruhe im Saal zu sorgen. So um halb zwölf werden sie dann rausgeschickt und ich beginne mit den Vorbereitungen fürs Mittagessen und das anschliessende Abwaschen. Im Mittagstisch bekommen an die hundert Kinder fünfmal die Woche eine warme Mahlzeit und ein kleines Dessert. Dafür bezahlen sie im Monat gerade mal 30 Bolivianos (5 Franken), manche entsprechend der finanziellen Situation ihrer Eltern auch gar nichts.<br />Seit Anfang Dezember sind Schulferien, so dass wir einige Ausflüge unternommen haben und Englisch- bzw. Computerunterricht angeboten haben. Im Projekt arbeiten neben mir noch drei andere Freiwillige: zwei deutsche Zivildienstleistende und Anne, auch aus Deutschland, die in der Kinderkrippe die 1-2-jährigen betreut.<br />Seit Montag ist der Mittagstisch endgültig zu, so dass ich nun auf diversen Weihnachtsmärkten Güetzi und "Panetón Alemán" (sollte wohl Christstollen darstellen) des Bäckereiworkshops verkaufe.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Oh du fröhliche, oh du seelige...<br /></span>Das ganze Weihnachtsbrimborium findet hier glücklicherweise in äusserst gemässigter Form statt. Auch von konstanter Weihnachtsmusikberieselung keine Spur - oder ich erkenne die Stücke einfach nicht als Weihnachtslieder. Dadurch ist es aber unerwartet schwierig in Weihnachtsstimmung zu kommen: auch weil die Temperaturen trotz Kälteeinbruch im zweistelligen Plusbereich liegen. Erst in den letzten Tagen sieht man vermehrt Weihnachtsschmuck, Weihnachtsmärkte, Weihnachtsangebote, etc. auftauchen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Reise, Reise</span><br />Eigentlich hatte ich ja vor, erst Mitte Januar einen Teil meiner Reisezeit zu beziehen. Aus Gründen jenseits meiner Macht, und weil mein Arbeitsort auch gerade Ferien macht, werde ich nun aber schon nach Weihnachten damit beginnen Bolivien zu erkunden. Zusammen mit meiner Gastschwester reise ich zuerst für +/- eine Woche nach Santa Cruz, in den tropischen Teil des Landes. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich dort einige ex-Jesuitenmissionen im Dschungel und die rätselhaften Ruinen von Samaipata besuchen.<br />Aus der Hitze dann ab in die Kälte: nach Uyuni zum grössten Salzsee der Welt, der sich dank Metallen nicht nur schneeweiss, sondern auch rostrot, grasgrün und meerblau zeigt.<br />Bilder und Berichte folgen im neuen Jahr!<br /><br /><br />E schöni Wiehnachtszyt, frohi Wiehnachte und e ganz e guete Rutsch ids nöie Jahr wünschi allne wo das hie läse :)<br /><span style="font-weight: bold;"></span><span style="font-weight: bold;"></span> </div>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-12531369727857334182007-12-02T02:24:00.000+01:002007-12-02T03:55:17.191+01:00Ciudad blanca negraEs gibt Dinge, die muss man einfach chronologisch erzählen, um wenigstens einen Hauch von Ordnung in sich überstürzende Ereignisse zu bringen zu versuchen. Hier also mein Bericht Über die schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Studenten letzte Woche - und deren Folgen und Nachwehen.<br /><div style="text-align: justify;"><br /><span style="font-style: italic;">Freitag, 23. November:</span> Ein strahlend schöner Morgen und alles friedlich in meinem neuen Projekt in Villa Armonia. Doch der Frieden täuschte, und in gleichem Masse wie Wolken den Himmel bedeckten um sich schliesslich tiefschwarz zu einem Gewitter zusammen zu brauen, eskalierte im Zentrum Sucres die Situation.<br /><object height="355" width="425"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/phnAlqNX7W4&rel=1"><param name="wmode" value="transparent"><embed src="http://www.youtube.com/v/phnAlqNX7W4&rel=1" type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" height="355" width="425"></embed></object><br />Bereits am Vortag waren Gerüchte über die Ankunft von hordenweise Bauern aus La Paz, die Schliessung des Marktes und die Kappung der Wasserversorgung zirkuliert. Alles blieb aber zunächst friedlich, und nun also der Sturm nach der Ruhe. Knapp schaffte ich es nach Hause zu kommen: wegen einer sich formierenden Demonstration konnte mein Bus nicht seine übliche Route fahren, ich hatte folglich keine Gelegenheit in meinen Anschluss-Micro umzusteigen und fuhr Richtung Zentrum. Es gelang mir dann die Linie zu erwischen die mich nach Hause bringen sollte, zuerst aber hoch Richtung Friedhof fuhr. An den Strassenenden links und rechts brennende Reifen und schliesslich eine Ladung Tränengas (eklig das Zeug). Der Fahrer sah ein, dass es so nicht mehr ging und kehrte um. Gerade noch schafften wir es raus aus dem Zeug, denn schon waren sie dabei die Strasse mit Bauschutt zu blockieren, den wir erst zur Seite räumen mussten.<br /><br />Was war passiert? Gegen Mittag war die Nachricht, dass die verfassungsgebende Versammlung ("Asamblea") die Verfassung im grossen angenommen hätte, zu den Studenten durchgesickert. Da ergriff die Sucrenser Politikjugend Torschlusspanik: schliesslich war noch immer nicht über die Hauptstadtfrage diskutiert worden und überhaupt war diese Versammlung der Asamblea (wie auch sonst so einiges im Prozess der neuen Verfassung) nicht ganz sauber. Stattgefunden hatte sie nämlich in einem Militärqartier ausserhalb der Stadt, geschützt von einem massiven Polizei- und Militäraufgebot, sowie von drei Ringen Bauern aus La Paz, die der gute Evo Morales - oder einer seiner Komparsen - mit Bussen herangeführt (und wohl auch bezahlt) hatte. Zudem wurde die Opposition gar nicht erst reingelassen, auch wenn die regierende MAS-Partei (Movimiento al Socialismo) alleine sowieso schon fast die Hälfte der Asambleistas stellt.<br />Zeitgleich allerdings beschloss die Volksversammlung Sucres den zivilen Ungehorsam, das heisst die nicht-Akezeptanz der neuen Verfassung, auch wenn deren genauer Text bis heute nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist - die Annahme der Verfassung für Sucre also bedeutungslos war. Aber da waren die Studenten schon auf der Strasse und es begann das alte Spiel von Tränengas und Gummischrot auf der einen, Steinen und brennenden Reifen auf der anderen Seite. Diesmal allerdings in ungeahnter Heftigkeit.<br />Am Donnerstagabend hatten die Ponchos Rojos nahe La Paz auf brutalste Art als Warnung an die Präfekten und zur Verteidigung der Asamblea zwei Hunde erhängt und geköpft, die Bilder jener Gräueltat beruhigten die angeheizte Stimmung keineswegs.<br /><object height="355" width="425"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/eUwvEH8tNB8&rel=1"><param name="wmode" value="transparent"><embed src="http://www.youtube.com/v/eUwvEH8tNB8&rel=1" type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" height="355" width="425"></embed></object><br /><br /><span style="font-style: italic;">Samstag, 24. November:</span> Die Misshandlungen der Polizisten gegenüber den Studenten riefen auch die nach draussen, die den ersten Rufen nicht gefolgt waren: weitere Studenten, aber auch deren Mütter, Väter und Grosseltern. Ein Teil des Mobs verlagerte sich vom Stadtzentrum ins Viertel "El Tejar", nahe des erwähnten Militärquartiers gelegen (aus welchem Übrigens in der Morgendämmerung die Asambleistas evakuiert wurden - durch ein Flussbett hindurch und unter massivstem Polizeischutz).<br /><object height="355" width="425"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/S_LvZehQrAU&rel=1"><param name="wmode" value="transparent"><embed src="http://www.youtube.com/v/S_LvZehQrAU&rel=1" type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" height="355" width="425"></embed></object><br />Bis zum Abend waren zwei Todesopfer auf der Studentenseite zu beklagen, ein junger Anwalt und ein Wirtschaftsstudent, getötet durch sogenannt scharfe Munition - obwohl die Polizisten anscheinend nur Gummischrot verwendeten... Dazu kamen die weit über 100 zum Teil schwer Verletzten und all diejenigen mit Vergiftungserscheinungen durch das grosszügig und rücksichtslos eingesetzte Tränengas. Ausserdem kursierte die Nachricht über den Tod eines Polizisten, von dem aber komischerweise keine Leiche zu finden war - heute vermuten die Leute, dass es ein Venezolaner war, der ausser Landes gebracht wurde, lebendig allerdings.<br />Mit dem absoluten Frieden in unserer Gegend war es dann auch vorbei, da das Studio vom Unifernsehen, welches natürlich alles (und nicht gerade neutral!) zeigte und kommentierte. Um die Polizisten an der Schliessung zu hindern, zogen die Leute los - auch hier: Tränengas und brennende Reifen.<br /><br /><span style="font-style: italic;">Sonntag, 25. November: </span>Am Vormittag wurden aus strategischen Gründen welcher Art auch immer sämtliche Polizeikräfte aus Sucre abgezogen.<br /><object height="355" width="425"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/rH0VNji9q2k&rel=1"><param name="wmode" value="transparent"><embed src="http://www.youtube.com/v/rH0VNji9q2k&rel=1" type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" height="355" width="425"></embed></object><br />Im Gefängnis San Roque kam es zu einem Massenausbruch von 160 Häftlingen und der weitgehenden Zerstörung des Gebäudes. Dachte man zuerst, die Studenten hätten den Kriminellen zur Flucht verholfen, ist heute die Rede davon, die abziehenden Polizisten hätten dieselbigen freigelassen um der Bevölkerung zu schaden. (Arbeitsbeschaffung einmal anders)<br />Die ausser Rand und Band geratenen Studenten sahen sich ihres Gegners beraubt und begannen damit, Gebäude (Polizeiquartiere) und Autos anzuzünden. In den Quartieren wurden Bürgerwehren organisiert, Jugendliche mit Mofas und Handies rekrutiert, Notrufnummern eingerichtet und auch die privaten Sicherheitsdienste wurden in den Plan miteinbezogen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Anarchie?<br /></span><span style="font-style: italic;">Montag, 26. November: </span>Keineswegs, alles soweit friedlich. Wir Sucrenser brauchen doch keine Polizeigewalt um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, ganz im Gegenteil... Am Morgen war ein weitere Student seinen Verletzungen erlegen.<br />Am Nachmittag dann die Beerdigung der beiden ersten getöteten jungen Männer. Von der Plaza aus bewegte sich der Umzug hoch zum Friedhof. Ein Blick zurück: ein Menschenmeer, zehn Blocks lang, darin Blumenkränze, die bolivianische Trikolore und die Flagge Chuquisacas mit schwarzem Trauerflor; lauthals skandierend "Evo asesino, fuera de Bolivia" [Evo Morales, Präsident von Bolivien], "Silvia criminal" [Silvia Lazarte, Präsidentin der verfassungsgebenden Versammlung] und "Linera terrorista" [Linera, Vize-Präsident Boliviens]. Ausserdem "Fusil, metralla, Sucre no se calla!" [Gewehr, MG, Sucre schweigt nicht!]<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhl21dd2Ezz0Bcx6RuH-qiVWtqfIV6bOIcFTGwqBscc6R_s5itMGupa_cZOVUmlv1tqsA3UcCESV5hzzVM5px7re5f-TENfKnqTgK90CzKdU9H1OilEJAaklAuYWN0WYy8tGLBrcBahLL1V/s1600-r/IMG_1179.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFYSHYVCL9z1ye-3wSa6qJMIWT1NsMsfSGjEY0Gk8hPRtXEHOolLtZ5LmQ5Kl6dCE09sMCU8axMdXAmZVbRl1SDLsYO5EYwVH5KHj1V037pk1im4wQhILtzfNDvkIikO0N60H1X3Ev-Oc-/s400/IMG_1179.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5139196803511181874" border="0" /></a><br />Die Polizisten kehrten nicht zurück, dafür trudelte ein Teil der entlaufenen Häftlinge wieder ein und die Leute brachten teilweise das zurück, was sie aus dem Gefängnis geplündert hatten :) Es gab keinerlei Anzeichen von Plünderungen, Gewaltakten oder anarchieähnlichen Zuständen.<br /><br />Erst am Donnerstag trauten sich die Polizisten wieder nach Sucre, wo sie momentan in einer Turnhalle residieren, in Ermangelung ihrer, den Brandstiftungen zum Opfer gefallenen, Quartiere. Die vier Tage ohne Polizei vergingen ohne grössere Zwischenfälle, abgesehen von den Schüssen auf Geldautomaten und einigen Autodiebstählen (als ob es die sonst nicht auch gäbe). Endlich sind nun also auch die Banken wieder offen und die olivgrünen Männer stehen wieder winkend auf den grösseren Strassenkreuzungen.<br /><br />Für eine neutrale Sicht von aussen auf die Geschehnisse <a href="http://www.democracyctr.org/blog/2007/11/constitutional-reform-in-boliviaand-now.html">bitte hier klicken.</a><br /><br />**************************************************************<br /><br />Für alle die, die schon immer gerne einen Kommentar hinterlassen wollten, es aber aus unerfindlichen Gründen nicht fertigbrachten, hier eine Anleitung in 6 Schritten:<br /><ol><li>Blog fertig lesen</li><li>Auf "0 (beliebige Zahl) Kommentare" klicken</li><li>Kommentar schreiben</li><li>Als Identität "sonstige" auswählen</li><li>Namen ins Feld schreiben</li><li>Veröffentlichen</li></ol>Danke!<br /></div>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-70473781111760517682007-11-14T21:47:00.000+01:002007-11-14T23:15:37.670+01:00Entre Ríos, Tarija<div style="text-align: justify;"><span style="font-weight: bold;">Campamento </span><br />Richtige "Ferien" gibt es zwar erst Ende Januar, aber dank einem (freiwilligen) ICYE-Camp kam doch mal etwas Abwechslung in mein bolivianisches Alltagsleben. Auch wenn ich mich eigentlich nicht gross beklagen kann, so ganz richtig hat sich das Gefühl von grauerRoutine nämlich noch nicht eingestellt.<br />Zusammen mit den anderen Sucre-Austauschern (mit Ausnahme von Esther, meiner Landsfrau) fuhren wir am Mittwochnachmittag gegen drei Uhr Richtung Tarija los. Bis kurz nach Potosí war die Fahrt ja noch einigermassen angenehm (d.h. die ersten 4 Stunden). Danach jedoch verliessen wir die asphaltierte Strasse und holperten im Dunkeln durch zahlreiche Umleitungen - an einer besseren Strasse nach Tarija wird schon seit Jahren gebaut, aber das braucht eben Zeit.<br />Nach 12 Stunden Fahrt kamen wir früh morgens um 6 in Tarija an. Kleiner, grüner und sauberer als Sucre. Den Tag verbrachte ich mit Verwandten meiner Gastfamilie (meine Gastmutter hat Geschwister in nahezu jeder grösseren Stadt Boliviens, kein Wunder bei 8 Stück). Für die 110 Kilometer nach Entre Ríos, unserem Bestimmungsort, brauchten wir fast 4 Stunden - stellt euch bitte eine schmale, unasphaltierte, kurvige Strasse vor...<br />Im Camp selber genossen wir für drei Tage Natur pur und den Austausch mit unseren Schicksalsgenossen. Auf dem Programm standen ausserdem Reiten, Schwimmen im Fluss, Spaziergang durch die Gegend, Kanufahren im Teich, Abseilen an einer (kaum 4m hohen) Mauer, Besuch einer lokalen Schule&Fussballfreundschaftsspiel, Sightseeing in Downtown Entre Ríos und am letzten Tag Spaziergang durch Urwald (nicht Dschungel!) ähnliches Gebiet um Wasserfälle zu besichtigen.<br />Drei schöne Tage, allerdings ziemlich wenig wenn man die Anreisezeit von fast 20 Stunden bedenkt. Ich bezahlte das dann auch mit einer Erkältung die an graue, nasse und kalte November erinnerte - und das bei der Hitze, die zumindest am ersten Tag in Entre Ríos geherrscht hat...<br /><br /><a href="http://www.lib.utexas.edu/maps/americas/bolivia_pol93.jpg">http://www.lib.utexas.edu/maps/americas/bolivia_pol93.jpg</a><br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/EntreROsTarija"><img src="http://lh6.google.com/silhouettes88/RztwxKEfUoE/AAAAAAAAAPc/ijIIK4UcoYo/s160-c/EntreROsTarija.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/EntreROsTarija" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Entre Ríos, Tarija</a></td></tr></table><br /><br />(zurück bei Picasa :))<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Der <span style="font-style: italic;">iiih-dee-atsche</span> - oder das neueste politische Ärgernis<br /></span>Ja, dieser IDH hätte tatsächlich das Zeug zum Unwort wenigstens des Monats aufzusteigen, so oft sieht, hört und liest man darüber. Konkret bezeichnet IDH die Einkünfte aus den Steuern auf Öl, Gas, Diesel&Co., von denen bisher ein Grossteil an die Präfekturen der verschiedenen Departemente gegangen ist. Der gute Evo Morales, Präsident Boliviens, indigener Abstammung, mit über 55% der Stimmen gewählt und Angehöriger des MAS - Movimiento al Socialismo - hat nun aber seinen neuesten Coup gelandet: die "Renta Dignidad". Diese Rente der Würde sichert allen, ausnahmslos allen, über 60-jährigen Bolivianern 200 Bolivianos/Monat zu. Das finden aber Präfekturen, Universitäten, aber auch ältere Leute gar nicht toll - wieso sollen diese Campesinos (vgl. Subventionen an Bergbauern), die ihr Leben nicht gearbeitet haben, jetzt Geld bekommen?<br />Konsequenz? Das übliche: Demos und Bloqueos, natürlich nur in den Provinzen, die sowieso Regierungskritisch eingestellt sind.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Projekt</span><br />Was anfangs einfach perfekt schien, zeigt je länger je mehr Makel: meine Arbeit bei der A.S.E. ist leider immer weniger das, was ich mir vorgestellt habe. Anstatt die Umwelt Sucres zu retten, verbringe ich meine Zeit hauptsächlich im Büro mit Zeitungslesen oder Dokumenten einscannen. Auch so tolle Aktionen wie die Stofftaschen auf dem Markt verteilen oder den Schulen Mülleimer zu schenken vermögen nicht darüber hinweg zu täuschen, dass die A.S.E. eher informativ als aktiv handelt. Auch über den allzu lockeren Umgang mit Geld (aus dänischer, englischer und schweizer Entwicklungshilfe) kann ich nicht länger einfach hinwegsehen. Momentan bin ich also damit beschäftigt, ein neues Projekt ausfindig zu machen. Ein Projekt, in dem ich gebraucht werde und das Gefühl habe etwas zu bewirken. Denn dazu bin ich ja schliesslich hier, um etwas sinnvolles zu machen.<br /><span style="font-weight: bold;"></span></div>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-37015159368927221332007-11-05T00:49:00.001+01:002007-11-05T02:34:52.502+01:00Vida cotidiana (Teil IV)<span style="font-weight: bold;">Tia Domingas Garten<br /></span>Der Frühling kommt, die Vöglein zwitschern, die Gräslein spriessen. Zeit für einen Rundgang durch den Garten von Tia Dominga. In dem es einen Granatapfelbaum, einen Aprikosenbaum, mehrere Pfirsichbäume, einen Apfelbaum, einen Zwetschgenbaum, einen Kaktus der Früchte trägt und was weiss ich noch was alles hat. Im Moment hängen an den Bäumen noch nicht viel mehr als kleine, grüne Kügelchen, aber ich freue mich schon, wenn die Früchte alle reif sind :)<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/jard1.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/jard2.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/jard3.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/jard4.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/jard5.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/jard6.jpg[/IMG]<br /><br /><span style="font-style: italic;">(photobucket weigert sich momentan eine Slideshow zu erstellen, und ich muss den PC frei machen)</span><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Matrimonio<br /></span>Vergangenen Sonntag hatte ich die Gelegenheit an einer Hochzeit der Unterklasse teilzunehmen. Die Braut war die schwangere 16-jährige Nichte, des Mädchens, das uns immer sonntags putzen hilft. Die (zivile) Trauung fand im Wohnzimmer des Hauses statt, in dem auch die Mutter, die Geschwister, die grossmutter und diverse Tanten und Cousinen der Braut leben. Dasselbige war mit Klopapier-ähnlichen Girlanden geschmückt, ganz abgesehen von den mehr oder minder kitschigen Nippes und den Plüschtieren auf der Wohnwand. In der Ecke brummte der Kühlschrank vor sich hin, und die Musik zum anschliessenden Hochzeitswalzer schepperte aus dem Fernseher, der dazu fröhliches Schneegestöber ausstrahlte.<br />Obwohl mehrmals betont wurde, dass Braut und Bräutigam freiwillig hier seien, wurde ich den Eindruck nicht ganz los, dass es eine Heirat unter Druck war - wie sagte doch die Mutter (33) der Braut: "Ich will nicht, dass meine Tochter so endet wie ich". Gerade glücklich wirkte das Brautpaar ja auch nicht.<br />Nach vollzogenem Trauakt und verstreutem Konfetti ging es mit Tanzen und Trinken los. Ich konnte den Verdacht nicht unterdrücken, dass das "feiern" und vor allem das kollektive Besäufnis (Sprudel, Bier, Wein, Chuflay, Chicha, Chicha, Chicha) weniger Ausdruck von Freude als viel mehr ein Versuch war, die Tragödie dieser viel zu frühen Hochzeit zu vergessen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Todos Santos<br /></span><div style="text-align: left;"><div style="text-align: left;">Am 1. und 2. November wurde hier Allerheiligen gefeiert. Wobei eigentlich weniger der armen Heiligen gedacht wurde, die keinen Platz im Jahreskalender der Heiligen gefunden hatten (ursprüngliche Bedeutung), sondern der verstorbenen Familienangehörigen. Man glaubt, dass diese am 1. um halb eins mittags ankommen und 24 Stunden unter uns weilen. Deshalb wird ein Tisch mit Getränken und Essen vollgeladen, das für sie reserviert ist. Erst am 2. November abends, nach 3 Vater Unser und 3 Ave Marias zu Ehren der Seelen der Toten, ist es uns Lebenden gestattet, diese Nahrungsmittel anzurühren. Am 1. stand ein Besuch auf dem Friedhof bevor - einer der schönsten Plätze Sucres und normalerweise total friedlich. An jenem Tag jedoch hoffnungslos überfüllt - wir waren nicht die einzigen, die Blumenschmuck erneuerten und Gebete für die Verstorbenen sprachen.<br />Am 2. November finden die sogenannten "Canchacos" statt. Wenn in einer Familie im Vorjahr jemand gestorben ist, steht an diesem Tag das Haus allen (auch wildfremden) offen um der/dem Toten zu gedenken. Wer auch immer zu Besuch kommt, wird verpflegt und mit einer Tüte mit Gebäck bedacht. beim Eintreffen legt man eine Schweigeminute vor dem Tisch mit Foto, Gebäck, Getränk, Girlanden und Blumen ein und auch später kann immer mal wieder jemand darum bitten, am Gebet teilzunehmen. Vor dem Canchaco zu Ehren der Cousine meines Gastvaters war Kirchgang angesagt. Allerdings trudelten wir (beabsichtigt?!) so spät ein, dass die predigt schon vorüber war und nur noch gebetet und Abendmahl abgehalten wurde.<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/allerh1.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/allerh2.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/allerh3.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/allerh4.jpg[/IMG]<br /><br />[IMG]http://i3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/allerh5.jpg[/IMG]<br /></div><span style="font-weight: bold;"></span></div><br /><span style="font-weight: bold;">10 Gebote des Micros</span><br />Man erinnert sich: die ehemaligen japanischen Schul- und Clubbusse, die das einzige öffentliche Verkehrsmittel darstellen und die Luft Sucres verpesten; und in denen Begriffe wie "Halt auf Verlangen" und "Trittbrettfahren" eine völlig neue Dimension erhalten. Bloss weil aber jeder, vom Arzt bis zum Schuhputzer Micro fährt, heisst das noch lange nicht, dass es keine Regeln gibt. Dieselbigen werden auf diversen bunten Stickern kundgetan:<br /><ul><li>Si usted salio tarde, no es culpa del chofer.<br />(Wenn Sie zu spät losgegangen sind, ist es nicht die Schuld des Fahrers) -> Mein Favorit<br /></li><li>No pide velocidad, pide seguridad.<br />(Verlange nicht Geschwindigkeit, verlange Sicherheit.)<br /></li><li>Mejor perder un minuto en la vida, que la vida en un minuto.<br />(Besser eine Minute im Leben verlieren, als das Leben in einer Minute)<br /></li><li>No maltrate los asientos, cuidelos.<br />(Misshandle nicht die Sitze, gib acht auf sie.)<br /></li><li>No fumar.<br />(Nicht rauchen)<br /></li><li>No escupir.<br />(Nicht spucken)<br /></li><li>Los primeros dos asientos son reservados para personas mayores.<br />(Die ersten zwei Sitze sind für ältere Personen reserviert.)<br /></li><li>Mayores de 5 años pagan su pasaje.<br />(Kinder ab 5 Jahren zahlen ihren Fahrpreis.)<br /></li><li>No distraiga al chofer.<br />(Lenken Sie den Fahrer nicht ab.)</li><li>Ojó, no pague con billetes falsos.<br />(Achtung, zahlen sie nicht mit Falschgeld.)<br /></li></ul><br /><br /><span style="font-style: italic;">Fortsetzung folgt!</span>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-55622215209547367732007-10-25T16:11:00.000+01:002007-10-25T17:22:57.989+01:00Vida cotidiana (Teil III)<div style="text-align: justify;"><span style="font-weight: bold;">Paro Civico </span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">oder </span><span style="font-weight: bold;">Nix geht mehr</span><br /><br />Schon zum zweiten Mal nach dem 9. Oktober kommen wir heute in den zweifelhaften Genuss eines Paro Civicos - Zivilstreik. Ging es das letzte Mal darum, die Regierung dezent darauf hinzuweisen doch bitte mit dem Bau der Überlandstrasse Potosí-Sucre-Tarija weiterzumachen, haben die Chuquisaqueños für heute ihr Lieblingsthema ausgegraben: Capitalidad plena.<br />Konkret bedeutet das, dass heute sämtliche Schulen, Büros, Museen, Läden und natürlich die Universität geschlossen sind; zusätzlich verkehren keine Busse und theoretisch auch keine Taxis (einige besonders schlaue Taxifahrer arbeiten natürlich trotzdem und nutzen das Gesetz von Angebot und Nachfrage so richtig schön aus). Die einzigen, die zumindest beim letzten Streik nicht mit gemacht haben, waren die Märkte. (Wann haben die Leute auch besser Zeit zum einkaufen als an einem freien Tag?) Für den Nachmittag ist eine Demonstration im Zentrum angesagt.<br />Das Zweifelhafte an der ganzen Sache ist einerseits die Frage nach dem Nutzen: lässt sich die Regierung tatsächlich davon beeindrucken, wenn sich ein ganzes Departement einen freien Tag gönnt, wenn ja wochenlange Hungerstreiks und schwere Demonstrationen nichts gebracht haben? [Zur Erinnerung: Sucre möchte, dass in der verfassungsgebnden Versammlung (Asamblea Constituyente) darüber diskutiert wird, den Regierungssitz wieder nach Sucre zu verlegen]<br />Auf der anderen Seite ist die Frage nach dem Schaden: es kann wirtschaftlich unmöglich sinnvoll sein, immer mal wieder ganze Tage nicht zu arbeiten. Die Abschlussprüfungen der Universität werden wahrscheinlich um bis zu einem Monat verschoben werden müssen, da einfach zu viele Vorlesungen ausgefallen sind.<br />Das scheint sie also zu sein, die berüchtigte Arbeitsmoral :) Weiteres Beispiel gefällig? Mittwoch, 17. Oktober: Fussballspiel Kolumbien-Bolivien, Teil Vorausscheidung für die WM 2010. Kurzerhand erhalten sämtliche Administrationsangestellte, Beamte&Co., einen freien Nachmittag um sich in Ruhe den Match anschauen zu können!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Potosí</span><span style="font-weight: bold;"><br /></span>Anscheinend die höchste Stadt der Welt auf 4300m.ü.M. gelegen. Mit meinem Projekt hatte ich vorvergangenes Wochenende die Gelegenheit einen (Arbeits-)Ausflug dorthin zu unternehmen. Samstagmorgens um 7 Uhr früh stand ich bereit und warm angezogen vor der Tür. Und stand, und stand, und stand. Ich kam mir vor wie das Grossmütterchen in dem unsäglichen Spot gegen das Verlassen der alten - fertig angezogen und alles, und dann fährt die Familie ohne sie aufs Land. Um halb zehn hatte ich mich endgültig von der Vorstellung nach Potosí zu reisen verabschiedet.<br />Nachmittags klingelte das Telefon und der Verantwortliche teilte mir ganz unschuldig mit, dass wir heute nicht nach Potosí gefahren waren. Ach, ne? Von Entschuldigung keine Spur, stattdessen eine oberfaule Ausrede (Lüge!) und der Versuch, die Schuld auf meine Mitaustauscherin zu schieben.<br />Und so stand ich am Sonntag wieder um 6 auf und fuhr pünktlich um sieben tatsächlich doch noch nach Potosí. Oder besser gesagt: wir hötterlten zu siebt (4 hinten, 3 vorne) in einem 25-jährigen Kombi (zum dem später ein Ingenieur meinte: "In dem Gefährt seid ihr aus Sucre gekommen? Dios mio!") nach Potosí. Wobei der dritte Mann vorne 50m vor jedem Kontrollposten aussteigen und diesen zu Fuss passieren durfte...). Von der Stadt selber sahen wir nicht viel, da unser Besuch den Becken galt, in denen das Wasser (wenn man diese schwarze, schäumende, stinkende Brühe noch so nennen kann), das von den Minen kommt gesammelt wird - auf dass sich die Schwermetalle sedimentieren. Anschliessend wird es gefiltert, und tatsächlich, unten kommt klares Wasser raus. Wie wir Bergbewohner aber schon längst wissen: klares Wasser ist nicht gleich sauberes Wasser. Noch vor zwei Jahren allerdings wurde das Wasser direkt in den Fluss geleitet, so dass heute doch ein gewisser Fortschritt zu erkennen ist. Aber es bleibt noch viel zu tun ;)<br /><span style="font-weight: bold;"><br />Filmtipp</span><br /><span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;"></span>Unbedingt anschauen: The Devil's Miner. Dokumentalfilm über einen 14-jährigen jungen, der seit 4 Jahren schon in den Minen des Cerro Rico in Potosí arbeitet. Er lebt zusammen mit Mutter, Bruder und Schwester in einer kleinen, unbeheizten Steinhütte an den Hängen des Berges. Insgesamt arbeiten noch immer rund 800 Kinder in den Minen - ohne jegliche Sicherheits- oder Schutzmassnahmen (Masken, Brillen, etc.), zum Lohn von maximal 4 Dollar/Tag. Die Mineros werden kaum je älter als 40 Jahre, da sie vorher an Silicosis (Staublunge) sterben. Erschütternd und traurig genug an sich, aber was das ganze für mich noch viel bedrückender macht, ist die Tatsache, dass es so verdammt nah ist - das sind nicht irgendwelche hungernden Afrikaner oder kranke Asiaten, sondern Menschen die kaum 2 Stunden entfernt von hier heute so leben.<br /><span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;">Kulinarik 1 <span style="font-style: italic;">- La papa<br /></span></span>Anscheinend kennt man in Bolivien über tausend verschiedene Kartoffelsorten. Nur logisch also, dass die Kartoffel einen wichtigen Bestandteil in der bolivianischen Küche bildet. Zu jedem Gericht werden Kartoffeln in der einen oder anderen Form serviert - Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Pommes Frites. Ganz unabhängig davon, ob das Gericht schon Reis oder Nudeln beinhaltet. Ohne "papas" geht nichts. Das geht sogar soweit, dass zu Süsskartoffeln Kartoffeln gereicht werden.<br />Den bisherigen Höhepunkt der bolivianischen Papamanie war allerdings der Besuch im China-Restaurant. Da waren doch auf meinem Teller neben Reis und Poulet süss-sauer tatsächlich Kartoffeln!<br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;"></span><br />Wändemalen<br /></span>Jap, letztes Wochenende war es endlcih soweit: wir, respektive einige A.S.E.-Freiwillige, die Pfadis und die Kinder von Ñanta und Urkupiña (Bibliotheken für sinnvolle Freizeitgestaltung von Kindern aus ärmeren Barrios), haben Wände bemalt. Dass die Sonne heiss vom Himmel knallte, dass uns die gelben Pigmente ausgingen, dass statt 25 45 Kinder gekommen waren und wir zu wenige Sandwiches&Getränke hatten, dass auch Pinsel fehlten - darüber wollen wir nicht sprechen. Das Resultat scheint jedenfalls zu stimmen (auch wenn ich es noch nicht gesehen habe).<br /><br /><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/c9e6ea58.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=c9e6ea58.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/redirect/album?action=slideshow" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br /><span style="font-weight: bold;"><br /></span><span style="font-style: italic;">Fortsetzung folgt!</span><span style="font-weight: bold;"><br /></span><span style="font-weight: bold;"></span></div>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-80676231334146595872007-10-13T22:50:00.000+01:002007-10-14T01:24:37.739+01:00Lektion 1<div style="text-align: justify;">Nicht nur im Spanischunterricht, sondern auch sonst lerne ich hier ständig Sachen aus den verschiedensten Bereichen. Dieses Wissen möchte ich natürlich niemandem vorenthalten, und so werde ich euch heute eine erste Lektion erteilen :)<span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;">Meteorologie</span><br /><span style="font-weight: bold;"></span><span style="font-style: italic;">Surazo: </span>Am Vortag noch in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs (siehe auch "Vida cotidiana (Teil II): Auf's Land!) und am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt. "Das wird schon noch werden, bis jetzt ist die Sonne noch jeden Tag rausgekommen...", denkste: Novemberwetter aus dem Bilderbuch. Nebel, Nieselregen, eisiger Wind und Temperaturen, die wohl kaum die 10 Grad Marke überschritten haben dürften (erschwerend kam natürlich noch der Chill-Faktor hinzu). Vier Schichten, Schal und am liebsten auch noch Handschuhe halfen, die zwei eisigen Tage, die wir dem Wind aus Argentinien verdankten, zu überstehen. Dass wir ausgerechnet am ersten Surazo-Tag ein oberhalb von Sucre gelegenes Projekt besuchten und im Freien mit dessen Leiter plauderten, war wohl schlichtweg Pech.<br />Beruhigend ist, dass solche Kälteschübe nie länger als drei Tage anhalten - kaum hätte man sich daran gewöhnt, kommt auch schon wieder die Sonne zum Vorschein...<br /><span style="font-style: italic;">Chaqueo: </span>Erst dachte ich ja: verdammt, Sucre ist smogiger als ich bisher angenommen habe, doch bald schon wurde ich in die wahren Gründe für den Dunst am Horizont eingeweiht. Erstmal ist das kein Dunst, sondern Rauch und zweitens sind (wie so oft) die Campesinos schuld. Um Anbauflächen zu gewinnen, brennen sie Waldstücke nieder. Zumindest theoretisch, denn praktisch gerieten diese Feuer ziemlich ausser Kontrolle, schliesslich befinden wir uns am Ende der Trockenzeit... Brände hatte es vor allem in den Departements Beni, Santa Cruz (wo wegen dichten Rauchs 5 Flughäfen geschlossen werden mussten...) und Tarija, weniger in Chuquisaca - aber dank Kollege Wind konnten auch wir hier uns ab richtig schön verschmutzter Luft freuen. Und ich durfte endlich deren Effekte am eigenen Leib erfahren (vergleiche: "Gente trabajadora: Tag des Fussgängers - Chronik): irritierter Hals, entzündete Augen, abendliche Kopfschmerzen und spriessende Pickel ;)<br />Die bolivianischen Truppen brachten die Sache (mit Hilfe der Argentinier und nachdem in Santa Cruz der Notstand ausgerufen worden war) die Sache unter Kontrolle, und inzwischen haben die ersten kleineren Regenfälle die Luft gereinigt.<br /><br /><span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;">Religion<br /></span><span style="font-style: italic;">Entrada de la Virgen de Guadalupe: </span>Eine der unzähligen heiligen Jungfrauen des katholischen Glaubens. Fragt mich bitte nicht, was genau die Gute getan hat, aber jedenfalls hat sie es zur Stadtheiligen von Sucre gebracht. Am 5. und 6. Oktober fand die lange erwartete und wegen der Demonstrationen mehrmals verschobene Entrada zu Ehren eben dieser Guadalupe statt, bei der die TänzerInnen vor ihrer Büste (?) ein Versprechen ablegen. Schon eine Woche vorher bildeten sich vor den Verkaufsständen für Trottoir-Abschnitte (verzeiht den Helvetismus) zu langen Wartezeiten und anscheinend sogar zu handgreiflichkeiten. Am Freitag wurden rund um die Plaza Holztribünen aufgestellt, und für den Verkehr gab es im Zentrum kein Durchkommen mehr - als Blockaden dienten unzählige (Fr)essstände. Der erste Tag der Entrada ist für die Schulen reserviert, früh übt sich wer später mal bei dengrossen mittanzen will. Auch wenn die Tänze an sich nicht das Problem sind, vielmehr ist es eine Frage der Ausdauer, geht der Umzug doch durch die ganze Stadt - und beginnt von neuem. Das spezielle sind die zum Teil sehr aufwändigen Kostüme, Kleider und Masken, auch wenn mich die Musik fast mehr ansprach. Ebenso wie verschiedene Gruppen mitmachen, werden auch verschiedene Tänze getanzt. Stark vertreten waren Caporales (die mit den Miniröcken), daneben hatte es auch Tobas (die mit dem Federschmuck), Huacahuacas (die mit den 20 Röcken übereinander), Morenadas und was weiss ich noch was alles :)<br /><br /><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/83b450b3.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=83b450b3.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/redirect/album?action=slideshow" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Geschichte<br /><span style="font-weight: bold;"></span></span>Anlässlicher akuter Unterbeschäftigung besuchte ich zusammen mit der anderen Volontärin, Sari, letzte Woche die "Casa de la Libertad". Ursprünglich von Jesuiten gebaut und bewohnt, wurde dort 1624 die dritte Universität ganz Lateinamerikas gegründet, die Universidad Mayor, Real y Pontificia de San Fransisco Xavier de Chuquisaca, kurz U.M.R.P.S.F.X.Ch. :p<br />Am 25. Mai 1809 ertönte dann der "erste Schrei nach Freiheit" im spanischen Kolonialreich. Dass die Bolivianer, resp. die damaligen bewohner von Alto Peru, dennoch am längsten brauchten um am 6. August 1825 endlich die Unabhängigkeit zu erlangen, könnte als symptomatisch für die bolivianische Mentalität betrachtet werden; lag aber in erster Linie daran, dass kein organisiertes Heer, sondern lediglich Guerrilla Gruppen im Einsatz standen. Als dann endlich die Profi-Befreier Simon Bolívar und Antonio Sucre eintrafen, hatten es die Bolivianer aber schon alleine geschafft. Weder Bolívar noch Sucre kämpften je in Bolivien. Dass das Land dennoch nach ersterem benannt wurde, war ein Akt der Besänftigung: Als Herrscher über Kolumbien und Peru hatte er in erster Linie deren Interessen zu verteidigen - und Peru war (warum auch immer) nicht begeistert davon, dass sich Alto Peru abspaltete und unabhängig wurde.<br />(Merkt man, dass mich Geschichte interessiert?)<span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"></span><br /></span><br /><span style="font-weight: bold;">Paläontologie<br /><span style="font-weight: bold;"></span></span>Anlässlich einer ICYE-Scure-Aktivität besuchten wir vor 2 Wochen den "Parque Cretácico" (nicht zu verwechseln mit Jurassic Park, das war einige zehn- oder gar 100 tausende Jahre früher). Der Park besteht aus 10 originalgetreuen lebensgrossen Dino-Modellen und der Aussichtsterasse, von der aus man Blick auf eine riesige Kalksteinwand hat, in der sich Dinosaurierfussabdrücke konserviert haben. Und zwar nicht nur vereinzelte, sondern mehrere Spuren die die Wand zum Teil fast von oben bis unten (oder umgekehrt) durchziehen. Ursprünglich war das übrigens keine beinahe senkrechte Wand, sondern ein See. Durch Sedimentsverlagerungen (oder was auch immer...) wurde der Grund des Sees allmählich aufgestellt. Schaut euch diese Fotos gut an, neben 30 Bs. (Bolivianer: 10Bs.) habe ich nämlich noch 5 Bs. für das Recht Fotos zu machen bezahlt. [Unser Koordinator Oscar hat uns als Einheimische reingeschleust, und sowieso wurde der Eintritt von ICYE bezahlt - aber trotzdem!]<span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"></span><br /><br /><br /><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/17a76a70.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=17a76a70.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/redirect/album?action=slideshow" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br /><br /><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">"Hamma wieda was gelernt, ne?"</span><br /></span></div>Unknownnoreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-9534313754322559782007-10-03T02:50:00.000+01:002007-10-03T04:02:43.296+01:00Vida cotidiana (Teil II)<span style="font-weight: bold;">Tag des Baumes<br /></span><div style="text-align: justify;"><span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"></span></span>Gestern (oder heute, je nach Quelle) war Welttag des Baumes. Wir von der A.S.E. bauten unseren Pavillon auf und verschenkten gut 130 Bäumchen. Natürlich nicht einfach so: man musste sich verpflichten das "grüne Kind" zu hegen und zu pflegen - und die Adresse angeben, damit wir auf Kontrollbesuch kommen können :) Obwohl ich ehrlich gesagt bezweifle, dass es je soweit kommt. Die Befürchtung, dass keine Leute kommen, bewahrheitete sich nicht. Im gegenteil, wir hätten noch viel mehr Setzlinge vergeben können, wenn wir denn mehr gehabt hätten - und unsere Aktion auf den Nachmittag ausgedehnt hätten. Laut Statistik hat Sucre Bäume dringend nötig: Auf 14 Einwohner kommt hier gerade mal ein Baum. Um "saubere" Luft zu haben, wären 28 Bäume <span style="font-style: italic;">pro Einwohner</span> nötig. Scheint ziemlich viel, aber wenn man sich die zahlreichen Taxis und Minibusse (und deren Abgas-Bilanz) anschaut, wird's wohl schon so sein. Um halb eins, nach gerade mal 2 Stunden, war schliesslich nur noch ein einsamer Setzling übrig und von Mitleid gepackt adoptierte ich den armen Waisen.<br />Und so kam es, dass ich heute über 1 Stunde damit verbrachte ein Loch für den Kleinen zu buddeln. 60x60x60cm gross sollte es laut Anleitung werden - kein Problem, dachte ich in gedanken an Mamis Gemüsegarten, eine Mäusebeerdigung und Balkon-Blumenkistchen... Tatsächlich war die Erde nicht so trocken wie sie aussah. Trockener. Und so gab ich mich mit 20cm Tiefe zufrieden. Auf dass mein Sprössling gedeihe (und nicht dem Hund zum Opfer falle)!<br /><br /><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/32c21a48.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=32c21a48.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/slideshow?action=landing" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Der Küchenmatch </span><br /><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">oder: eine Frage der Ehre<br /><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;"></span></span></span></span></span>Da die Maxime meines Blogs darin besteht, theoretisch jederzeit auch für zufällig hereinschneiende Surfer einigermassen interessant zu sein, verzichte ich darauf, mich ausgiebig über meine Arbeit in der Küche auszulassen.<br /><br /><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/a6309dfc.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=a6309dfc.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/slideshow?action=landing" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br />Von allgemeinem Interesse dürfte höchstens sein, dass Männer sich hier tatsächlich nicht - und zwar überhaupt nicht - an der Hausarbeit beteiligen. Dass sie nicht kochen, klar. Dass sie nicht abwaschen, ok. Dass sie nicht einmal ihren Teller in die Küche tragen, arg. Dass aber der Bruder seine Kleider von seiner Schwester waschen lässt (von Hand wohlgemerkt), schwer zu glauben. Da stand die arme Soraya letzten Sonntag wohl an die 6 Stunden am Waschtisch um Wäsche von Mutter, Bruder und Vater zu waschen (während die Mutter das Haus putzte, und die männlichen Familienmitglieder fernsahen). Soviel zum Thema patriarchalische Familienstrukturen. Da würde ich als Mann ja auch bis 30 zu Hause wohnen bleiben, bei so einem Service!<span style="font-weight: bold; font-style: italic;"><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;"></span></span></span></span><br /></span><span style="font-weight: bold;"></span></div><br /><br /><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Auf's Land!</span><br />"Ir de paseo" - einen Spaziergang machen - nennt man hier anscheinend, was wir gemeinhin als "Wanderung" bezeichnen würden. Man nehme: Freundinnen, geländegängigen Jeep, Vater als Fahrer und Guide, Verpflegung, Outfit und einen schönen Tag (was sich hier als Bedingung so gut wie erübrigt, da es schlichtweg keine Schlechtwetter-Tage gibt...dachte ich zumindest. Doch das ist eine andere Geschichte).<br />So zogen wir also am Sonntag vor einer Woche nach Mamahuasi ("Mutters Haus" (Quetchua)) los. Ich lasse lieber Bilder sprechen, deshalb vorab nur soviel:<br /><ul><li>Es war sehr, sehr schön. Ich bin halt ein Kind vom Lande :)</li><li>Das Picknick entpuppte sich als vollständige Mahlzeit mit Poulet, Reis, Kartoffeln, Salat (Besteck, Teller und Gläser verstehen sich von selbst). Zusammen mit dem Znüni erklärte sich auch, weshalb jede/r einen mittelgrossen Rucksack mitschleppte.</li><li>Wanderweg oder ähnliches gab es nicht. Wir fuhren mit dem Jeep bis es nicht mehr weiter ging, dann "spazierten" wir über Stock und Stein. Gelobt seien meine Wanderschuhe!</li><li>Das Bad im Fluss fiel ins Wasser. Oder eben nicht. Kaum Wasser, dafür reichlich Algen&Leben...</li></ul><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/d0605793.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/?action=view&current=d0605793.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/slideshow?action=landing" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br /><br /><br /><br />Fortsetzung folgt!Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-20471347502645145522007-09-22T22:29:00.000+01:002007-09-22T23:13:20.998+01:00Gente trabajadora<div style="text-align: justify;">Das ist nicht nur der unsägliche Jingle der unsäglichsten Radiostation die man sich vorstellen kann - nur Geschwafel, alle zehn Minuten die gleichen Werbeeinspielungen, und das jeden Tag 6 Stunden lang - sondern auch der Teil der Bevölkerung, zu dem ich seit kurzem gehöre. Aber mehr dazu später in diesem Blog ;)<br /><br /><span style="font-weight: bold;">21. September </span><br />Tag des Frühlings, der Jugend, der Liebe, der Studenten, der Ärzte und der Automechaniker (sagte zumindest jemand). Ja, während in der Schweiz wohl schon bald der Winter einbricht, werden hier die Tage wärmer und alle freuen sich auf den Frühling. Und weil die Arbeitsmoral in den katholischen Ländern Südamerikas bekanntlich nicht sonderlich ausgeprägt ist, wurde der 21. September kurzerhand zum Feiertag erklärt. Dementsprechend hatte es deutlich mehr Leute in den Strassen und auf den Plätzen, zumeist Eltern mit ihren Kindern.<br />In den Schulen (so ganz 100% Feiertag ist es wohl doch nicht) erhielten alle einen Snack und ein Getränk, und wurden mit Tanzvorstellungen von Studenten o.ä. unterhalten.<br />Für uns ICYE-Austauscher war ein <span style="font-style: italic;">Abendessen </span>in einem <span style="font-style: italic;">Restaurant </span>angesagt. Das entpuppte sich schliesslich als Pollo-Schnellimbiss (vergleichbar mit McDonalds) - bloss dass ihnen das Poulet ausgegangen war. Gut 2/3 der Karte waren nicht mehr erhältlich, und überhaupt hatten wir Glück noch bestellen zu können. Es war nämlich schon halb 10 und das Lokal leerte sich rasch. Schliesslich waren wir die einzigen verbliebenen Gäste, die Türe verriegelt, die Musik abgestellt. Und noch immer wartete ich auf mein "Sandwich caliente con Queso y con Jamon"... Es kam endlich doch noch - allerdings kalt, und ob sich sowas Käse schimpfen darf?<br />Alles in allem war das "Abendessen" ein ziemliches Desaster. Bloss weg von dort. Lieber als mit Oscar und den andern Austauschern etwas trinken zu gehen, schloss ich mich deshalb meiner Gastschwester Soraya an und schnupperte erstmals das bolivianische Nachtleben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Tag des Fussgängers - Chronik </span><br />Heute war also der grosse Tag für unsere Plakate gekommen, erwartungsvoll fuhr ich nach einer allzu kurzen Nacht pünktlich um 9 Uhr zur Plaza 25 de Mayo. Leicht stutzig wurde ich schon, als diese nicht wie angekündigt für den verkehr gesperrt war. Wird vielleicht noch, dachte ich. Um viertel nach 9 traf dann meine Mit-Volontärin Sari ein. Um halb zehn beschlossen wir zum Supermarkt zu gehen. Wieder zurück war Lisbeth, die Sekretärin, und mit ihr unsere Plakate und die Stellwände endlich eingetroffen. Samstags öffnet das Museum nicht und wir haben keine Möglichkeit ins Büro zu kommen. Noch immer rauschte der Verkehr vor sich hin. Von Aktivitäten seitens der Stadtregierung keine Spur. Wir schickten einen Kundschafter zum Parque Bolívar - doch auch dort "nada".<br />Um 11 traf schliesslich René, der Verantwortliche für die Aktion, aus Cochabamba ein. Um halb 12 hatten wir die Plakate aufgestellt und wurden kurz darauf von einer Politesse nach einer Erlaubnis Bescheinigung gefragt. Wir versprachen um 12 zu verschwinden. Erstmal schickten wir aber Lisbeth aus, Salteñas und Soda zu kaufen. Um viertel vor eins, nachdem die Zwischenverpflegung verspiesen war, packten wir unsere Sachen zusammen.<br />Bilanz: Diverse verteilte Faltprospekte zum Thema Luftverschmutzung, einige interessierte Betrachter unserer Plakate, wenige Gespräche mit Passanten, eine Anmache von Betrunkenen. Wir haben zwar einige Leute erreicht, unter anderem haben die Schuhputzerjungs unsere Prospekte sehr konzentriert studiert, aber wenn von der Stadtregierung wirklich das Angekündete gekommen wäre, hätten wir viel mehr Aufmerksamkeit für das Problem gewinnen können. Ich bin ja gespannt auf die Erklärung des Umweltamtes!<br /><br /><div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/Gente Trabajadora/a46d5592.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/Gente%20Trabajadora/?action=view&current=a46d5592.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/slideshow?action=landing" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div><br /><br /><br />Ich wünsche den Studenten einen guten Studienanfang, den Schülern&Lehrern schöne Ferien und der arbeitenden Bevölkerung einen erholsamen Sonntag!<br />Danke für die Kommentare und (v-)Mails :)<br /></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-27255254899717245792007-09-19T00:37:00.000+01:002007-09-22T22:26:19.614+01:00Vida cotidiana (Teil 1)<div style="text-align: justify;"><span style="font-weight: bold;">Ende der Arbeitslosigkeit</span><br /><span style="font-weight: bold;"></span>Ja, ich habe tatsächlich endlich ein Projekt gefunden. Wobei die Suche ja nicht sonderlich intensiv war. Nachdem ich bereits 10 Tage in Sucre gewesen war, ohne ein einziges Projekt auch nur besichtigt zu haben - da es Oscar, der ICYE-Verantwortliche vor Ort, irgendwie nicht schaffte an die Verantwortlichen heranzukommen um einen Termin zu verabreden - wollte ich einfach mal beginnen zu arbeiten, egal was. Ferien sind zwar schön, aber auf Dauer nicht so das Wahre. Ausserdem bin ich ja hier um etwas sinnvolles zu tun, und herumhängen und einen argentinischen Musiksender schauen (top!) zählt wohl nicht dazu. Vergangenen Mittwoch hiess es dann: wir treffen uns in 20 Minuten auf der Plaza, und besichtigen ein Projekt. Yay! Dass ich mich dann auch prompt für dieses Projekt entschied war weniger eine Verzweiflungstat, als viel mehr ein lange geplanter Entschluss. Schon im Einführungscamp bei La Paz hatte ich die projektbeschreibung gesehen und gesagt "este proyecto me gusta". Fragt mich nicht wieso es solange gedauert hat, bis ich letzten Donnerstag endlich meinen ersten Arbeitstag hatte.<br /><br /><span style="font-weight: bold;"><a href="http://www.asechuquisaca.org/">Asociación Sucrense de Ecología (ASE)</a><br /></span>Die <a href="http://www.asechuquisaca.org/">ASE </a>ist eine politisch un religiös unabhängige Organisation von Freiwilligen, sowie ca. 5 Festangestellten. Ihre Mission ist es, für den Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen einzutreten, sowie die Lebensqualität der Einwohner des Departements Chuquisaca zu verbessern. Sie ist Mitglied von <a href="http://www.lidema.org.bo/">LiDeMA </a>(Liga de Defensa del Medio Ambiente).<span style="font-weight: bold;"><br /><span style="font-weight: bold;"></span></span>Wie gesagt, ich hatte es schon längere Zeit auf dieses Projekt abgesehen. Die Informationen die uns die Direktorin der <a href="http://www.asechuquisaca.org/">ASE</a>, Señora Apolonia Rodriguez Gonzales gab klangen auch alle ganz interessant. Als sie aber zum Bereich der Aktivitäten der <a href="http://www.asechuquisaca.org/">ASE </a>kam, und erzählte, dass geplant ist Wände mit Aufrufen zu ökologischem Verhalten zu bemalen und eine Baumpflanzaktion im Gange ist, wusste ich: <span style="font-style: italic;">das </span>ist es. Und so werde ich hier nun also keine Hütten bauen [ ;) ], sondern Bäumchen pflanzen helfen.<br />Bisher allerdings haben wir, das heisst Sari, Austauscherin aus Finnland, und ich die meiste Zeit damit verbracht, Plakate für kommenden Samstag zu zeichnen. Im Moment läuft in Sucre nämlich die "Semana del Aire limpio" (Woche der sauberen Luft) - bloss dass das kaum einer zu wissen scheint. Während der Woche kann man gratis messen lassen wieviel Dreck sein Auto in die Luft schleudert (ich möchte ja nicht wissen, wie die Ergebnisse der Micros aussehen, ihres Zeichens klapprige Minibusse, in Japan ausgemustert, über Chile nach Bolivien transportiert, und jetzt hier das öffentliche Verkehrsmittel Nr.1 (das einzige)) und am Samstag ist dann <span style="font-style: italic;">Tag des Fussgängers.</span> Die Plaza 25 de Mayo, Hauptplatz, wird für den Verkehr gesperrt sein und es werden diverse Aktivitäten - Sport, Spiel und Spass - durchgeführt werden. Organisiert wird das ganze von der Stadtregierung, mit Unterstützung durch die Kampagne <a href="http://preview.deza.admin.ch/de/Dossiers/Veranstaltung_S_DEV/Bolivien">"Aire Limpio"</a> des DEZA. Da wird einem gleich ein wenig patriotisch zumute... Die ASE wird mit eben jenen Plakaten präsent sein, die Sari und ich unter so viel Anstrengung kreiert haben (Problem: Wir können beide nicht zeichnen :)).<br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"></span></span><span style="font-weight: bold;"><br />Mercado Campesino<br /></span>Was macht man in Bolivien am Samstagvormittag? Genau, das selbe wie auch in der Schweiz: einkaufen. Allerdings weder in Coop noch Migros, noch in sonst einem Supermarkt (in ganz Sucre gibt es nur einen, und der ist gelinde gesagt klein). Man fährt mit Taxi oder Micro auf den Mercado Campesino ("Bauernmarkt"). Der ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend: schon allein die schiere Grösse - ich glaube, man könnte ohne weiteres einen ganzen Tag dort verbringen und hätte wohl noch immer nicht alles gesehen - mehrere Strassenzüge sind einfach Markt; dann die Vielfalt (es gibt wirklich alles- und alles durcheinander); die Menge der Waren (vor allem Berge und Türme von Früchten und Gemüse) und der Menschen; weiter die Preise (1kg Schweinefleisch=2.50 CHF) und last but not least: die Fleischabteilung. Selbstverständlich ungekühlt, zusätzlich zumindest teilweise unter freiem Himmel - aber alles ganz frisch!<br />Man muss es fast mit eigenen Augen gesehen haben...<br />Angenehm fühlte ich mich an Einküfe meiner Kindheit zurückerinnert, als sich mir eine Banane, Apfelschnitze, ein Stück Papaya und eine halbe Birne entgegenstreckten.<br /><br />[Hier sollten jetzt eigentlich Fotos vom Mercado Campesino folgen, bloss leider sträubt sich PicasaWeb. Ich werde die neue Version von Firefox installieren und einen weiteren Versuch starten]<br /><br />Edit (22.09.2007): Und <div style="width:480px; text-align: center;"><embed type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" src="http://w3.photobucket.com/pbwidget.swf?pbwurl=http://w3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/Bolivia/82f4e366.pbw" height="360" width="480"></embed><a href="http://photobucket.com" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_logo.gif" style="float:left;border-width: 0;" /></a><a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/Bolivia/?action=view&current=82f4e366.pbw" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_viewshow.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a><a href="http://photobucket.com/slideshow?action=landing" target="_blank"><img src="http://pic.photobucket.com/album/slideshow/wrapper_getyourown.gif" style="float:right;border-width: 0;" /></a></div> <a href="http://s3.photobucket.com/albums/y78/silhouettes2212/Bolivia/"></a>sind die Fotos endlich. Bei Photobucket geht's erst noch schneller :) Leider nicht ganz so elegant wie picasa, aber es funktioniert!<br /><span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;">Chiquitito<br /></span>Hat sich je einer über die "-li" der Schweizer lustig gemacht? Hat je jemand behauptet, wir benutzen zu viele Diminutive? Der kann einpacken, sobald er in Sucre/Bolivien ist. Wie wärs zum Abendessen mit einem "matecito calientito" (heissliches Teelein) und einem "pancito fresquito" (frischliches Brötlein)? Insbesondere die Verkleinerungsform der Adjektive lässt schmunzeln "hermanito viejito" (ältliches Brüderlein) oder "mamita jovencita" (jüngliches Mütterlein).<br />Die Krönung liefert jedoch unser Golden Retriever Oliver, ein "perrito chiquitito" (winziges Hündchen).<br /><span style="font-weight: bold;"></span></div>Unknownnoreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-75383117141195054162007-09-06T16:09:00.000+01:002007-09-06T16:53:58.632+01:00¡Esto es Sucre, Sucre se respecta!<div style="text-align: justify;">"¿Sucre? Ah, tranquilo, muy tranquilo." - versicherten mir zumindest mehrere Personen. Und trotzdem befinde ich mich in der momentan unruhigsten Stadt Boliviens. Doch lasst uns von vorne beginnen...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wie alles begann</span><br />Es begab sich aber vor langer, langer Zeit im Jahre 1899 ein Bürgerkrieg in Bolivien. Aus dem Pazifikkrieg gegen Chile (bei dem Bolivien seinen Zugang zum Meer verlor) waren zwei Gruppen hervorgegangen: die kriegerischen "guerristas" mit Sitz in La Paz und die friedlichen"conservistas" in Sucre. Es kam wie es kommen musste, zum bereits erwähnten Bürgerkrieg, aus welchem die "Paceños" siegreich hervorgingen. Seither befindet sich sowohl die Legislative, wie auch die Exekutive nicht mehr in der eigentlichen Hauptstadt Sucre, sondern in La Paz. Den "Sucrenses" verblieb einzig der oberste Gerichtshof.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">¡La sede <span style="font-style: italic;">sí </span>se mueve!</span><br /><span style="font-weight: bold;"></span>Gegenwärtig tagt in Sucre die Asamblea Constitucional, deren Aufgabe der Entwurf einer neuen Verfassung ist. Eine Verfassungsänderung ist die einzige Chance für Sucre wieder vollwertige Hauptstadt "Capital plena" zu werden.<br />Am 15. August jedoch gab die Regierung ein Dekret heraus, das die Streichung der Hauptstadtfrage von der Tagesordnung der Asamblea verlangte. Die Constituyentes nahmen das Dekret an. Und seither ist in Sucre nichts mehr mit "tranquilo".<br /><br /><span style="font-weight: bold;">!Democracia sí, dictadura no!</span><br /><span style="font-weight: bold;"></span>Denn natürlich geht es nicht, dass sich die Regierung in die Belange der unabhängigen Asamblea einmischt. Was die Sucrenser wollen, ist nicht unbedingt wieder volle Hauptstadt zu werden (auch wenn sie daran durchaus Gefallen fänden, ist das doch ein Entwicklungsgarant für die Region, wie das Beispiel La Paz zeigt), nein, momentan geht es ihnen in erster Linie darum, Gehör zu finden bei der Regierung. Auf dass diese ihr Dekret zurückzieht und die Hauptstadtfrage wieder auf der Tagesordnung auftaucht. Wenn sich die Asamblea dann doch für La Paz entscheidet, so würde die Bevölkerung von Sucre das akzeptieren, versicherte mir meine Gastschwester Soraya.<br /><br />Beinahe jeden Tag gab (und gibt) es Demonstrationen, doch die Regierung zeigt sich nicht verhandlungsbereit. Der Präfekt von Sucre, Angehöriger der Regierungspartei MAS, ist aus Frustration über die fehlende Reaktion bereits zurückgetreten. Und so versammeln sich die Studenten, Dozenten, Mitarbeiter der Verwaltung und sonstige Sympathisanten nicht vor der Präfektur, sondern vor dem Teatro Gran Mariscal, wo die verfassungsgebende Versammlung tagt. Die Demonstrationen ("Marchas") verlaufen friedlich: Fackelumzüge mit Sprechchören und Gesang. Hin und wieder eine Petarde oder ein bisschen Dynamit, man will sich ja schliesslich Gehör verschaffen. Das einzige was neben den Fackeln brannte, waren alte Autoreifen (wohlgemerkt: keine Autos angezündet, keine Scheiben eingeschlagen!). Dennoch setzte die Polizei gestern nacht erneut Gummischrot und Tränengas ein: pikanterweise mitten in der Stadt, vor dem Spital Santa Barbara.<br /><br />Zusätzlich zu den Demonstrationen befinden sich mehrere hundert Menschen seit teilweise über 10 Tagen im Hungerstreik. Heute gibt es zudem kein Durchkommen ins Stadtzentrum mehr (zumindest nicht mit dem Auto): überall wurden sogenannte Bloqueos errichtet. Vor dem Teatro findet eine "Vigilia" (Wache) statt.<br /><br /><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/EstoEsSucre"><img src="http://lh5.google.com/silhouettes88/RuAXotFnQHE/AAAAAAAAAME/LhGYMbfUUjY/s160-c/EstoEsSucre.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.com/silhouettes88/EstoEsSucre" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">Esto es Sucre</a></td></tr></table><br /><br />Ausserdem sind heute noch die Campesinos, Bauern, angekommen um für die Regierung zu demonstrieren. Bisher kam es aber zu keinen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen. Inwiefern die Campesinos wissen wofür sie demonstrieren, ist unklar: man erzählt, dass einige von der Regierung bezahlt wurden um nach Sucre zu fahren; andere wiederum folgen blind den Anweisungen des Dorfoberhauptes.<br /><br />Keine Sorge, ich bin brav zu Hause. Als ich nämlich gestern zusammen mit Soraya die Demo beobachtete, sprach mich plötzlich jemand an (wer kennt mich denn hier?!). Es war Walter, der Chef von ICYE Bolivien, und er schien alles andere als erfreut zu sein mich dort zu sehen. Was wenn ich wie geplant im Umzug mitgelaufen wäre? Prompt klingelte heute morgen das Telefon und Oscar, ICYE-Verantwortlicher für Sucre, verpasste mir quasi Hausarrest.<br /><br />Wie sagten sie doch im Camp? "Wenn die Politik interessiert, ist Bolivien das perfekte Land für dich." Und wenn nicht, wird sie dich sehr bald doch interessieren. Weil du nämlich unversehens mitten drin steckst.<br /><br />*sing* Capitalía plena, dumdidumdidum */sing*<span style="font-weight: bold;"></span><br /><span style="font-weight: bold;"></span><span style="font-weight: bold;"></span></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-19615554298383129372007-09-05T16:47:00.000+01:002007-09-05T16:53:33.396+01:00Impressionen<div style="text-align: justify;"><table style="width:194px;"><tr><td align="center" style="height:194px;background:url(http://picasaweb.google.com/f/img/transparent_album_background.gif) no-repeat left"><a href="http://picasaweb.google.co.uk/silhouettes88/LaPaz"><img src="http://lh4.google.co.uk/silhouettes88/Rt68k9FnP-E/AAAAAAAAAKo/aS6MOynMmKg/s160-c/LaPaz.jpg" width="160" height="160" style="margin:1px 0 0 4px;" /></a></td></tr><tr><td style="text-align:center;font-family:arial,sans-serif;font-size:11px"><a href="http://picasaweb.google.co.uk/silhouettes88/LaPaz" style="color:#4D4D4D;font-weight:bold;text-decoration:none;">La Paz</a></td></tr></table><br /><br />Hier einige Fotos aus der Zeit, die ich in La Paz verbrachte. Bilder hochladen dauert (leider) ewig, wahrscheinlich werde ich das in Zukunft sein lassen. Schliesslich will ich mein Frei-Internet ja nicht überstrapazieren. Um das Album anzusehen, einfach das Bild oben anklicken. Ich hoffe es funktioniert :)<br />Ein Blog zu Sucre folgt in den nächsten Tagen.<br />Bis dahin<br />¡Chau!<br /></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7800024928478662619.post-60194817040797534082007-08-26T16:52:00.000+01:002007-08-26T17:16:31.710+01:00La Paz sin paz<div align="justify"><strong>Tag 1</strong></div><div align="justify">¡Hola! Ich bin gestern morgen frueh gut hier in La Paz angekommen (mein Gepaeck sollte es mittlerweile auch geschafft haben...) und bei einer super netten temporaeren Gastfamilie untergebracht. Zusammen mit Yasmin aus Schweden und der Tochter des Hauses Jimena sowie deren "Chico" Danilo habe ich gestern bereits damit begonnen Bolivien zu erkunden. Nach einer Ruhepause haben wir in einem Hinterhof Vorbereitungen fuer den Karneval zugeschaut: verschiedene Tanzgruppen (in einer davon die Eltern Myriam und Gonzalo) uebten ihre Taenze, leider noch ohne Kostueme.</div><div align="justify">In der Stadt trafen wir spaeter Juan Carlos von ICYE der sich um mein Gepaeck kuemmert (erfolgreich wie ich heute morgen erfuhr :)).</div><div align="justify">Immer wieder schien es als durchquerten wir die halbe (ganze?) Stadt um zur naechsten Station unseres Tages zu gelangen. So war es kein Wunder, dass wir das Valle de Luna (eine bizarr-zerklueftete Felslandschaft) bei den letzten Strahlen der Sonne erreichten. Wunderschoen leuchteten die roten Felsen die das Valle umgeben - hoffentlich kann ich bald Fotos posten!</div><div align="justify">Obwohl uns Jimena und Danilo gerne noch mit in den Ausgang genommen haetten, legten Yasmin und ich uns frueh (halb neun? Zeitgefuehl ist weg, vor allem auch weil im gesamten Haus die Uhren beharrlich auf 5 vor 7 stehen geblieben sind ;)) schlafen. Dafuer bin ich heute fit.. 3500 m.ü.M., na und?</div><div align="justify"> </div><div align="justify"><strong>Schmatz</strong></div><div align="justify">Das Essen hier ist auch sehr lecker - Jimena hat uns getsern gefuellte (vegetarische!) runde Zuchettis gekocht. Ansonsten gibt es viele interessante Arten von brotaehnlichen Sachen, z.B. mit Kaesesauce gefuellte, suesse Empanadas, oder steinharten suessen Zwieback. Das La Paz typische Brot Maraqueta (o.ä.) schmeckt wie das gute Knebelbrot zu Hause :) Tee habe ich auch schon viel getrunken, heute frueh gabs frischgepressten Fruchtsaft, und dann ist da noch das Getraenk mit getrockneten Pfirsichen...</div><div align="justify"> </div><div align="justify"><strong>La Paz sin paz</strong></div><div align="justify">Friedlich ist die Stadt schon, aber trotzdem ist immer etwas los. Vor allem laeuft immer und ueberall Musik (von Metal bis Hip Hop und Folklore, wild durcheinander). In der Nachbarschaft scheint es einen hyperaktiven Hahn zu haben, der die ganze Nacht immer wieder kraehte, sowie diverse Hunde. "La Paz sin paz" steht uebrigens auf einem der zahlreichen Graffiti, die hier neben den Wandmalereien (meist mit politisch-moralischer Botschaft) die Waende entlang der Strassen schmuecken.</div><div align="justify"> </div><div align="justify">Ueber Kommentare oder Mails wuerde ich mich sehr freuen - bie Kommentaren bitte einen Namen hinterlassen, gell Anonymus :) damit ich auch weiss, wen ich zu treuen Bloglesern zaehlen darf.</div><div align="justify">Da das Internet hier spottbillig (1 Stunde=3Bs=45 Rappen) ist werde ich mich wohl bald wieder mal melden koennen.</div><div align="justify"> </div><div align="justify">Bis zum naechsten Blog, macht's gut!</div><div align="justify"> </div>Unknownnoreply@blogger.com7