Mittwoch, 9. Juli 2008

Cusco - Nasca - Pisco

Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, wenn man auf Reisen ist. Fast drei Wochen bin ich schon in Peru unterwegs und habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind sehr freundlich und deutlich offener als in Bolivien. Komisch nur, dass die meisten penetrant versuchen Englisch zu sprechen, auch wenn ich ihnen die längste Zeit auf Spanisch Antwort gebe. Das Land ist halt viel touristischer als sein ärmerer Nachbar, das bestätigen auch die Schafherden-ähnlichen englischen, deutschen und japanischen Reisegruppen. Ein dadurch entstehender Nachteil ist die Vertouristisierung der Stadtzentren, mit Preisen die einfach nur noch "Abzocke" rufen. Oder wieso soll man in einem "Restaurante Turistico" für ein angeblich typisch peruanisches Menü 15 Soles (5CHF) bezahlen, wenn es das selbe erst noch authentischer im kleinen Beizli für 3 Soles (1CHF) gibt?
Doch genug davon, kommen wir zur Sache.

Cusco
Der Nabel der Welt (Quechua: Q'osqo) und das Zentrum des peruanischen Tourismus. Meine erste peruanische Stadt hat mich sehr positiv überrascht. Trotz allem internationalen Rummel hat sie eine entspannte Atmosphäre bewahrt. Die schmalen Gässchen und ausladend einladenden Plätze aus Inkazeiten tragen sicher ihren Teil dazu bei. Da können auch die unzähligen Reisebüros, Toursitenrestaurants und Souvenir (bzw. Artesanía) Läden nichts daran ändern.
Das grösste As im Ärmel ist natürlich der nahe gelegene Machu Picchu, an den ich mich mit kleineren Ausflügen langsam herantastete.
Eigentlich wollte ich ja zu Fuss einige Inkaruinen in der Umgebung der Stadt besuchen, doch das Angebot, das hoch zu Ross zu tun, klang einfach zu verlockend. Ganz so toll war es dann aber nicht, Pferde sind einfach verdammt unbequem. Und das ich eigentlich gar nicht reiten kann, schien den Guide auch nicht gross zu interessieren; forsch trabte er voraus.
Sehr schön war aber die Umgebung, grüne Eukalyptuswälder, rote Erde und gelbes Gras. Auch die Inkastätten Tambomachay, Pukapukara, Q'enqo und Saqsaywaman waren durchaus interessant, vor allem dank der Erläuterungen der Tourismusstudenten. Letztere ist die am besten erhaltene und wichtigste Inka Ruine nach Machu Picchu. So gut im Schuss ist sie vor allem dank ihrer erdbebensicheren Bauweise: die teils riesigen Steinblöcke weisen entweder Höhlungen oder Ausbuchtungen auf und sind nie einfach rechteckig. Das ermöglichte es stabile Wände ohne die Verwendung von Mörtel oder ähnlichem zu bauen. Konkave oder konvexe Wände und das Fehlen von rechten Winklen sorgten für zusätzliche tbilität. Anscheinend wurden zum Bau dieser Tempelanlage keine Sklaven eingesetzt, alles basierte auf "freiwilliger Fronarbeit" aus Liebe zu den Göttern und zum Ober-Inka.
Cusco

Langsam tastete ich mich an eines der sieben Weltwunder heran. Doch zuerst ging es rein ins Valle Sagrado (Heiliges Tal) der Inkas. Im kleinen Dörfchen Pisaq bestaunte ich die dort erhalten gebliebenen, oder rekonstruierten, Inkawohnhäuser und die Terrassen, die zur Landwirtschaft genutzt wurden. Da könnten unsere Bergbauern direkt noch etwas lernen! Hoch über dem Dorf liegen die Ruinen, so dass ich einen tollen Blick aufs Tal hatte. Es wird grüner!
Noch grüner war es in Ollantaytambo, wo ich nach dem Besuch eher enttäuschender Ruinen übernachtete, bevor ich dann am nächsten Tag morgens früh um halb 6 den Zug bestieg.
Ja, der einzige Weg um nach Aguas Calientes (auch Machu Picchu Pueblo genannt) zu gelangen ist per Zug. Und wie immer gilt, wo ein Monopol herrscht können die Preise beliebig erhöht werden. Für die knapp anderthalb Stunden Zugfahrt bezahlte ich 30 Franken - und das war die günstigste Variante. Irgendwie ging es denn auch im selben Stil weiter. Für das Eintrittsticket zum eigentlichn Machu Picchu gibt es zwar eine grosszügige Studentenermässigung (halber Preis), doch nur für Studenten mit Uniausweis. Und woher einen solchen nehmen, wenn man noch nicht an der Universität ist? Gerecht war es nicht, aber ich konnte es mir ja leisten und bezahlte den vollen Preis (45 CHF). Der nächste Schlag war der Bus, der einem vom Dorf in knapp 20 Minuten nach oben bringt: 7 Franken.
Doch dann war es endlich soweit, da lag sie vor mir, "die vergessene Stadt der Inkas". Beeindruckend auf den ersten Blick, mit den beiden Bergen im Hintergrund und dem dicht grünen Wald rundherum. Bei näherem Hingucken zeigte sich aber, dass ein Grossteil der angeblichen Ruinen nicht immer liebevoll rekonstruiert sind, nur wenige Wände weisen die charakteristische Inkabauweise auf (siehe oben^^). Zum Glück ist das Gelände so gross, so dass sich die Herscharen gut verteilten. Und über Mittag wurde es plötzlich ganz leer und ich hatte das Gefühl, die Ruinen fast für mich allein zu haben. Irgendwann hatte ich es aber auch gesehen und machte mich zu Fuss auf den Weg runter zum Dorf, um von dort aus dann per Zug zurück nach Cusco zu fahren.
Fazit zum Machu Picchu? Schön und imposant vor allem dank der Lage, sprich der umgebenden Landschaft. Leider hoffnungslos überteuert und sehr touristisch. Aber hey, ich war dort!
Valle Sagrado und Machu Picchu


Nasca
Aus dem grünen Urubambatal in die Wüste. Spätestens seit dem Mystery Park ist uns allen Nasca ein Begriff: genau, die rätselhaften Zeichnungen, Linien und Plätze mitten in der Wüste. Bevor ich den obligaten Flug über die Wüste unternahm, hatte ich die Gelegenheit mich etwas genauer über die verschiedenen Erklärungsansätze zu informiern. Von Däniken beleuchtete das ganze ja ziemlich einseitig ;)
Je nach Forscher sind die Linien astronomische Kalender (tatsächlich weisen einige zu Sonnenauf- und Sonnenuntergangsorten bei Sonnwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen hin), Wegweiser zu Wasserquellen oder Wege, die zu Zeremoniezwecken beschritten wurden. In Wahrheit wahrscheinlich eine Mischung aus alledem, schliesslich entstanden die Geoglyphen über Jahrhunderte hinweg. Die ältesten sind die Zeichnungen, die so ortsfremde Tiere wie Wal, Affe und Papagei darstellen. Wahrscheinlich sollten die Götter der Nascas durch die Dargstellung dieser Tiere, die auf die eine oder andere Weise Wasser symbolisieren, daran erinnert werden, doch bitte den so dringend benötigten Regen zu schicken.
Der etwa halbstündige Flug im Kleinstflugzeug (6 Leute inklusive Pilot) zeigte uns 14 der schönsten Figuren, bevor wir sanft wieder landeten.

Nasca


Pisco
Wald, Wüste,... was fehlt? Wer Perus Klimazonen kennt, weiss es: das Meer. Oder genauer gesagt, der pazifische Ozean. Mein Ausgangspunkt dazu war Pisco (ja, wie in Pisco Sour), allerdings nicht für gemütliche Strandferien, sondern für einen Ausflug zu den Islas Ballestas, "die Galapagos des kleinen Mannes".
Wer erinnert sich noch an das Erdbeben von letztem August in Peru? Ich zumindest hätte es erstens völlig vergessen gehabt, und zweitens sowieso nicht gewusst wo es war, wenn mich nicht der Hotelbesitzer in Nasca vorgewarnt hätte. So war ich zumindest theoretisch darauf vorbereitet, dass Pisco zu 70% zerstört worden war. Praktisch aber überraschte mich das Ausmass der Zerstörung, dass auch fast ein Jahr nach der Katastrophe noch herrschte sehr. Da wohnen noch immer Leute in Zelten (von den Behausungen aus Bambusmatten, Holzbrettern und Plastikblachen ganz zu schweigen), da klafft in scheinbar intakten Strassenzügen plötzlich eine Lücke, da stehen sie nebeneinander wie zu klein geratene Einfamilienhäuser, die Notfertigholzhütten (von der Türkei gespendet). Die Strassen voller Löcher oder voller Schutthaufen, das ganze scheint ein einziges Umschichten von Steinen, Sand und Holz zu sein. Und über allem hängt dieser tiefgraue Himmel...
Da war mein Ausflug zu den Inseln doch deutlich erfreulicher: wir bekamen Tölpel, Kormorane, Aasgeier, Pelikane, Krebse, Humboldtpinguine und Seelöwen zu sehen. Und der Höhepunkt ganz zum Schluss: "Da! Ein Delfin!" Er taucht auf, taucht ab, und plötzlich sieht man vier der scheuen Meeressäuger an der Wasseroberfläche. So schnell wie sie aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder, und zurück blieb das bleigraue Meer.

Pisco



Nichts wie weg aus Pisco, und um dem ewig grauen Himmel zu entfliehen, weg vom Meer. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Eine Vorliebe für "sc" Laute scheinen die Peruaner bei der Bennenung ihrer Städte ja zu haben, doch es geht auch anders. Mittlerweile bin ich in Arequipa, was anscheinend aus dem Quechua "Ari, quipay" (Ja, bleiben!) kommt. Mal sehen wie lange es mich hier noch hält :)
ps: Fotos wie immer bei Gelegenheit. Die zum ersten Blog sind mittlerweile da!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Xenia,Du wirst zu Hause von allen Bekannten beneidet.Geniesse Deine Reise auch weiterhin.Gruss mam