Donnerstag, 31. Juli 2008

San Pedro de Atacama - Salta - Potosí

Schon eine Woche bin ich wieder in Sucre und anscheinend so sehr von meinem Alltagsleben absorbiert, dass ich fast vergessen habe, dass ich euch noch einen Blog schulde.
Was lange währt wird endlich gut, so haben es mittlerweile auch die Fotos - alle Fotos - ins Internet geschafft.

San Pedro de Atacama (Chile)
Klingelt bei Atacama irgendwo im Hinterkopf ein Glöcklein? Genau, die trockenste Wüste der Welt. Und irgendwo an ihrem Rand eine (Touristen-)Oase.
Das Dorf soll angeblich mal zu Bolivien gehört haben. Erinnerte auch irgendwie daran: ungeteerte Strassen, Lehmhäuser, eine allgemeine leichte Heruntergekommenheit. San Pedro ist ein Anziehungspunkt geworden wegen seiner Nähe zu diversen Naturschönheiten. Ich nutzte meine drei Tage dort also für drei Ausflüge in die Umgebung.
Der erste führte mich ins Valle de la Luna (ja, eines der vielen...), wo bizarr geformte Felsen, Krater und das komplette Fehlen von Vegetation anscheinend an die Mondoberfläche erinnern sollten. Kann schon sein, war ja noch nie auf dem Mond. Von einer grossen Sanddüne aus beobachtete man den Sonnenuntergang, der die in der Ferne sichtbaren Berge der Anden rot leuchten liess. Da die Luft dort so trocken ist, kann man weiter als normal sehen, und die 300km entfernten Berge scheinen plötzlich viel näher.
Die zweite Exkursion begann früh, sehr früh morgens. Um 4:00 ging es per Bus Richtung "Tatio Geysire". Die zweistündige Fahrt brachte mich zu den höchstgelegenen Geysiren der Welt: auf 4'321m.ü.M. liegen die heisses Wasser und Dampf spuckenden Schauspiele. Wieso man so früh morgens hinfährt? Die tiefen Temperaturen vor Sonnenaufgang lassen den Dampf schöner zur Geltung kommen. Und tief waren sie wirklich: als wir aus dem Bus ausstiegen, soll es -15 Grad Celsius gewesen sein - Tendenz bis zum Sonnenaufgang sinkend. Gut gab es bald Frühstück: dampferhitzte Milch und dampfgekochte Eier :)
Dadurch und dank den wärmenden ersten Sonnenstrahlen, kehrten Wärme und Gefühl bald in Füsse und Hände zurück. An der Rückfahrt gab es diverse Zwischenstopps, um die andine Fauna zu würdigen; was mich als alten Altiplanohasen natürlich nicht sonderlich beeindruckte (habe wohl schon mehr Vicuñas als Gämsen und Steinböcke zusammen gesehen).
Die dritte und letzte Tour ging zur "Laguna Cejar". Die Landschaft erinnerte erst an Steppe, dann wirklich an Wüste. Und mittendrin diese himmelblaue Lagune, die dreimal so salzig wie das Meer ist. Dadurch, und durch die starke Sonneneinstrahlung tritt ein Lupeneffekt auf: die eintretenden Sonnenstrahlen werden von den Salzkristallen gebrochen/reflektiert/absorbiert (weiss-ich-doch-nicht) und so am Austreten gehindert. Effekt: das Wasser wird auf 40, 50, 60 Grad aufgeheizt, nur die obersten 10cm bleiben kalt. Nichts wie rein! Die Füsse wurden gekocht, das Schultern und das Schlüsselbein drohten einzufrieren. Und plötzlich konnte ich endlich das "tote Männli" machen :D
Nach den Ojos del Salar, zwei fast kreisrunde Lagunen, ging es weiter zu einer letzten Lagune, um mal wieder einen Sonnenuntergang zu beobachten, der es aber wirklich wert war. Die Berge spiegelten sich in der Lagune, der Mond ging auf, der Himmel war tiefblau, die Schatten wurden länger, die Sonne verschwand, die Berge färbten sich rot, der Himmel wurde blasser, die ersten Sterne erschienen - schon fast kitschig :)

San Pedro de Atacama


Salta (Argentinien)
Die Fahrt von San Pedro nach Salta dauerte fast zehn Stunden und war tagsüber. Das war aber gar nicht mal so ärgerlich, da man von einer tollen Sicht auf altbekannte Altiplanolandschaft entschädigt wurde: gelbes "Paja" Gras, tieftiefblauer Himmel, grasende Vicuñas, etc. Der Grenzübergang liegt auf dem Paso Sico auf 4'200m.ü.M.. Schon bald darauf schraubte sich die Strasse spektakulär steil und kurvig ins Tal, bevor man zuerst nach Jujuy (juhui ;)) und schliesslich nach Salta gelangt.
"Salta, la linda" wird die Stadt genannt, zu Recht: sie ist wirklich hübsch :) Mit einer zuckersüssen rosafarbenen Kathedrale, einer gepflegten und von Cafés umgebenen Plaza und vor allem dank der umliegenden Landschaft, ist Salta ein beliebtes Reiseziel, auch für Argentinier. Auf meinen beiden Ausflügen ins Umland, fand ich mich denn auch mit Argentiniern jeden Alters und aus allen Ecken des Landes im Minibus wieder (Stichwort: Winterferien).
Die Tour nach Cachi beinhaltete karger werdende Landschaft, ein Aufstieg (per Auto natürlich) auf 3300m.ü.M., was die Argentinier ganz spannend fanden, mich aber nicht gross kratzte, den Nationalpark der "Cardones", hohe Kakteen, und schliesslich das kleine koloniale Dörfchen Cachi. Abgesehen von den Kakteen also nichts, was ich nicht schon im nahe gelegenen Bolivien gesehen hätte.
Die Fahrt nach Humahuaca führte durch Yungas und Zuckerrohrpflanzungen Richtung Norden. Höhepunkte waren die Felsen links und rechts. Der "Cerro de los 7 Colores" etwa leuchtete in verschiedenen Gelb- Grün- und Rottönen, während die "Pollera de la Colla" kräftig gelb und rot gefärbt tatsächlich an einen Rock der indigenen Frauen erinnerte. Auf einem kurzen Zwischenhalt gab es Zeit das Monument auf dem südlichen Wendekreis (Trópico de Capricornio) zu bestaunen. Der letzte Stopp war in Jujuy, eine nicht sonderlich interessante Stadt, deren einzige Sehenswürdigkeit wohl die erste argentinische Flagge ist.
Am letzten Tag in Salta besuchte ich das Hochgebirgsarchäologiemuseum, wirklich spannend. Dort wurde eine 500-jährige, perfekt erhaltene (mit Organen! und Läusen ;)) Kinderleiche/-mumie ausgestellt. Die hübschesten Inkakinder wurden auserwählt, nach Cusco geführt, symbolisch verheiratet und auf hohen Berggipfeln geopfert. Das Prozedere sollte anscheinend den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Teilen des Inkareichs (Tawantinsuyo) verstärken. Komisch nur, dass die Argentinier plötzlich so stolz auf das bisschen Inkageschichte sind, nachdem sie es in den letzten Jahrhunderten doch fast geschafft haben, jegliche Nachkommen der Ureinwohner Südamerikas auszurotten oder zu vertreiben.

Salta


Potosí
Gar nicht so einfach von Argentinien nach Bolivien zu gelangen. Nach der Busfahrt nach Aguas Blancas ging es durch den Zoll und per altem klapper Motorboot auf die bolivianische Seite, ins Städtchen Bermejo. (Jedes vernünftige Land hätte schon längst eine Brücke gebaut). Nach der Grenze suchte ich vergeblich das Immigrationsbüro der Bolivianer - das befand sich ein ganzes Stück weiterentfernt, an der Ausfahrt Richtung Tarija. (Jedes vernünftige Land würde sowas direkt nach der grenze bauen). Nach Tarija wollte ich denn auch und kam nach einer holprigen 3-stündigen Fahrt, vorbei an Zuckerrohrplantagen und noch mehr Zuckerrohrplantagen, in Tarija an. Dort machte ich bis zur Abfahrt des Buses nach Potosí, 24 Stunden später, nichts ausser schlafen, essen und mich zu freuen wieder in Bolivien zu sein. Und natürlich das angenehme Klima zu geniessen :)
Die Fahrt nach Potosí war wie erwartet schrecklich. Seit November ist kein Meter mehr geteert, der Bus war noch schrottiger als das letzte mal, die Nacht noch kälter, der Sitz noch unbequemer, etc.
Die zwei Tage in der höchstgelegensten Stadt Südamerikas (manche sagen "der Welt") auf 4'200m.ü.M. verbrachte ich damit mir koloniale Bauwerke anzusehen, durch die engen kolonialen Gässlein zu wandern, das Kloster von Santa Theresa und die Casa de la Moneda zu besuchen, den Cerro Rico (dessen Silbervorkommen Potosí zur einst grössten und reichsten Stadt des Kontinents werden liessen) zu bestaunen und die Potosinos bewunderte. Tag für Tag leben sie in diesen eisigen Temperaturen, und in ihren Häusern ist es, dank Mangel sowohl an Heizung als auch an Isolation, meist noch kälter als draussen. Davon lassen sie sich aber nicht die Laune verderben: auch um neun Uhr abends sind die Strassen voller Menschen, die sich auch mal Glace essend auf einem Bänkli niederlassen und plaudern...
Am zweiten Tag fuhr ich mit Bekannten aus Santa Cruz zur Laguna Tarapaya und den Thermalbädern von Miraflores. Das Wasser war so heiss, dass man fast vergessen könnte, jemals kalt gehabt zu haben. Kein Wunder sind die Bäder ein beliebtes Ausflugsziel der Potosinos. Anschliessend besuchten wir eine wunderschön erhaltene Hacienda, aus der Zeit der ersten Spanier. Gut verständlich, dass sie das mildere Klima der Täler bevorzugten.
Danach hielt mich aber alle koloniale Schönheit nicht mehr in Potosí - Sucre liegt einfach zu nah.

Potosí


Und hier bin ich nun, wieder, noch. Nicht mehr lange... Noch genau 3 Wochen bleiben mir in der Ciudad Blanca.

Bis bald ;)

Samstag, 19. Juli 2008

Ica - Arequipa - Arica

Ica+Arequipa=Arica. Hehe, so oder ähnlich.

Ica
Auf dem Weg von Pisco nach Ica musste, oder besser gesagt, durfte ich einen Nachmittag in Ica verbringen. Die kleine Provinzhauptstadt zeigte sich von ihrer besten Seite: sonnig, sauber und vor allem voller Leben. Genau das, was ich nach der morbiden Atmosphäre in Pisco gebraucht habe. Bei Backpackern ist Ica vor allem wegen der nahe gelegenen Oase Huacachina beliebt. Ich schaute auch kurz vorbei, und überzeugte mich von ihren Qualitäten als erholsamer Zwischenstopp. Die umliegenden Dünen laden zum Sandboarding ein und in der - eher seichten - Lagune kann man auch mal ein Bad nehmen.

Ica-Huacachina


Arequipa
Das Intermezzo in Ica war, wie gesagt, von kurzer Dauer. Schon am nächsten Morgen kam ich in Arequipa an. Die zweitgrösste Stadt Perus hat gerade mal 10% der Einwohner Limas und einen eher gemütlichen Rhythmus. Ihren Übernamen "Ciudad Blanca" (ja, wie Sucre!) verdankt sie den Kirchen und kolonialen Herrenhäusern, die komplett aus weiss-gräulichem Sillar (Vulkangestein) gebaut sind. Prominent ragt denn auch der Vulkan Misti hinter der Stadt auf.

Mollendo
Was macht man an einem Sonntag in Arequipa? Genau, nichts. Man fährt stattdessen ins Beach Resort Mollendo. Dumm nur, wenn man das im Winter macht. Doch so hatte ich wenigstens den Strand für mich alleine, wenn auch weder Wetter noch Wasser zum Baden einluden. Dafür schaffte ich es endlich ein typisch peruanisches Gericht, das Ceviche, zu essen. Der Haufen roher Fisch, Muscheln und Meeresfrüchte, mit Zitronensaft und frischem Chili schmeckte erstaunlich gut - Sushi kann einpacken ;)
Im nahe gelegenen Naturschutzgebiet verbrachte ich den Nachmittag Vögel und Wellen beobachtend.

Cañon del Colca
Einen Tag am Meer, den nächsten in den Anden. Näher liegen die beiden Extreme wohl kaum wo zusammen. Der Colca Canyon ist mit 3200 Metern - bedeutend mehr als der Grand Canyon - der zweittiefste der Welt (der tiefste ist der Cotahuasi Canyon, der gleich daneben liegt). Ein gutes Stück an Spektakularität geht ihm aber wegen seiner begrünten, ja sogar kultivierten, und zum Teil weit von senkrecht entfernten Wänden ab.
Der beste - und einzige - Weg, in den Canyon einzutauchen ist zu Fuss. Ich unternahm ein dreitägiges Trekking im Cañon del Colca. Am ersten Tag ging es rein bergab, das büssten wir dann mit dem Aufstieg am zweiten Abend. Der Weg den wir gingen wird auch von den Menschen genutzt die in kleinen Dörfern in der Tiefe des Canyons leben und dort hauptsächlich Obst anbauen. Um ihre Früchte gegen Mais, Kartoffeln und sonstige Waren zu tauschen unternehmen sie, begleitet von mehreren schwer bepackten Maultieren, alle paar Tage den steilen dreistündigen Aufstieg zum Dorf Cabanaconde, das oben am Canyon auf 3'500m.ü.M. liegt.
Die Dörfer im Canyon haben seit 2 Jahren Strom, und seit 3 Wochen auch Mobilfunkempfang. Das beeinflusst ihre bis anhin sehr traditionelle, ja man möchte fast sagen: rückständige (ganz stolz stellt ein kleines Museum Alltagsgegenstände aus, die seit Inkazeiten unverändert im Einsatz stehen), Lebensweise. Der Tourismus bringt durch den Verkauf von Artesanías (Kunsthandwerk) und Essen, und durch die Unterkünfte eine willkommene Einnahmensquelle und gibt der jungen Generation eine Zukunftsperspektive, verändert aber auch die traditionelle Dorfstruktur. Aber schliesslich kann man nicht immer leben wie vor 500 Jahren...
Am Mittag des zweiten Tages erreichten wir die Oase Sangalle, deren Swimmingpools zum Baden einluden. Allerdings nur bis um kurz vor 15 Uhr sie Sonne hinter den hochaufragenden Felswänden verschwand. Wir beschlossen den Aufstieg, der für den folgenden Morgen um 3 (!) angesetzt war, vorzuverschieben. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kamen wir oben an. Am dritten und letzten Tag blieb uns somit jegliche körperliche Aktivität erspart. Per Bus ging es zum sogenannten "Cruz del Condor", wo wir tatsächlich das Glück hatten den eleganten Gleitflug der Kondore zu beobachten.
Wegen eines landesweiten Streiks ("Paro nacional") - ja, die Peruaner haben sowas auch - wurde die anschliessende Rückfahrt nach Arequipa stellenweise recht abenteuerlich. Doch es gelang dem Fahrer die mit Steinen blockierten Strassen zu umfahren - hat ja genug Platz links und rechts - und abgesehen von einigen bösen Blicken und drohend geschüttelten Fäusten liessen uns die Menschen ungehindert passieren.

Arequipa



Arica
Nach einem Ruhetag in Arequipa ging es ab Richtung Süden. Per Bus fuhr ich bis nach Tacna, Peru, von wo aus mich ein Taxi über die Grenze nach Arica, Chile brachte. Mein "Anschluss" nach San Pedro de Atacama war für 22 Uhr angesetzt, so dass ich den ganzen Nachmittag und Abend Zeit hatte, die nördlichste chilenische Stadt zu erkunden. Im Sommer soll Arica ein beliebter Badeort sein, doch davon war - dem sonnigen Wetter zum Trotz - jetzt im Winter nicht viel zu merken. Der Ort gehörte einst zu Peru, bevor Arica nach dem Pazifischen Krieg (ja, der Krieg um den Vogelschiss, in dem Chile von England unterstützt wurde und Peru und Bolivien, welches seinen Zugang zum Meer verlor, als Verlierer dastanden - nicht zu Verwechseln mit dem Pazifikkrieg als Teil des Zweiten Weltkriegs) an Chile überging.
Ausser der äusserst lebendigen Fussgängerzone, die mir einen milden Kulturschock versetzte: so viele so schicke Geschäfte, so viele Menschen mit Einkaufstüten, so viel Wohlstand, zu viel Konsumwille/-wahn einfach.

Arica



Und nach den unglaublich netten Menschen in Peru, hinterlissen die Chilenen einen eher schlechten ersten Eindruck: herablassend, arrogant, unfreundlich.
Das alles liegt schon eine Woche zurück, mittlerweile habe ich Chile verlassen und bin in Argentinien. Doch das gehört in den nächsten Blog :)

Mittwoch, 9. Juli 2008

Cusco - Nasca - Pisco

Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, wenn man auf Reisen ist. Fast drei Wochen bin ich schon in Peru unterwegs und habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind sehr freundlich und deutlich offener als in Bolivien. Komisch nur, dass die meisten penetrant versuchen Englisch zu sprechen, auch wenn ich ihnen die längste Zeit auf Spanisch Antwort gebe. Das Land ist halt viel touristischer als sein ärmerer Nachbar, das bestätigen auch die Schafherden-ähnlichen englischen, deutschen und japanischen Reisegruppen. Ein dadurch entstehender Nachteil ist die Vertouristisierung der Stadtzentren, mit Preisen die einfach nur noch "Abzocke" rufen. Oder wieso soll man in einem "Restaurante Turistico" für ein angeblich typisch peruanisches Menü 15 Soles (5CHF) bezahlen, wenn es das selbe erst noch authentischer im kleinen Beizli für 3 Soles (1CHF) gibt?
Doch genug davon, kommen wir zur Sache.

Cusco
Der Nabel der Welt (Quechua: Q'osqo) und das Zentrum des peruanischen Tourismus. Meine erste peruanische Stadt hat mich sehr positiv überrascht. Trotz allem internationalen Rummel hat sie eine entspannte Atmosphäre bewahrt. Die schmalen Gässchen und ausladend einladenden Plätze aus Inkazeiten tragen sicher ihren Teil dazu bei. Da können auch die unzähligen Reisebüros, Toursitenrestaurants und Souvenir (bzw. Artesanía) Läden nichts daran ändern.
Das grösste As im Ärmel ist natürlich der nahe gelegene Machu Picchu, an den ich mich mit kleineren Ausflügen langsam herantastete.
Eigentlich wollte ich ja zu Fuss einige Inkaruinen in der Umgebung der Stadt besuchen, doch das Angebot, das hoch zu Ross zu tun, klang einfach zu verlockend. Ganz so toll war es dann aber nicht, Pferde sind einfach verdammt unbequem. Und das ich eigentlich gar nicht reiten kann, schien den Guide auch nicht gross zu interessieren; forsch trabte er voraus.
Sehr schön war aber die Umgebung, grüne Eukalyptuswälder, rote Erde und gelbes Gras. Auch die Inkastätten Tambomachay, Pukapukara, Q'enqo und Saqsaywaman waren durchaus interessant, vor allem dank der Erläuterungen der Tourismusstudenten. Letztere ist die am besten erhaltene und wichtigste Inka Ruine nach Machu Picchu. So gut im Schuss ist sie vor allem dank ihrer erdbebensicheren Bauweise: die teils riesigen Steinblöcke weisen entweder Höhlungen oder Ausbuchtungen auf und sind nie einfach rechteckig. Das ermöglichte es stabile Wände ohne die Verwendung von Mörtel oder ähnlichem zu bauen. Konkave oder konvexe Wände und das Fehlen von rechten Winklen sorgten für zusätzliche tbilität. Anscheinend wurden zum Bau dieser Tempelanlage keine Sklaven eingesetzt, alles basierte auf "freiwilliger Fronarbeit" aus Liebe zu den Göttern und zum Ober-Inka.
Cusco

Langsam tastete ich mich an eines der sieben Weltwunder heran. Doch zuerst ging es rein ins Valle Sagrado (Heiliges Tal) der Inkas. Im kleinen Dörfchen Pisaq bestaunte ich die dort erhalten gebliebenen, oder rekonstruierten, Inkawohnhäuser und die Terrassen, die zur Landwirtschaft genutzt wurden. Da könnten unsere Bergbauern direkt noch etwas lernen! Hoch über dem Dorf liegen die Ruinen, so dass ich einen tollen Blick aufs Tal hatte. Es wird grüner!
Noch grüner war es in Ollantaytambo, wo ich nach dem Besuch eher enttäuschender Ruinen übernachtete, bevor ich dann am nächsten Tag morgens früh um halb 6 den Zug bestieg.
Ja, der einzige Weg um nach Aguas Calientes (auch Machu Picchu Pueblo genannt) zu gelangen ist per Zug. Und wie immer gilt, wo ein Monopol herrscht können die Preise beliebig erhöht werden. Für die knapp anderthalb Stunden Zugfahrt bezahlte ich 30 Franken - und das war die günstigste Variante. Irgendwie ging es denn auch im selben Stil weiter. Für das Eintrittsticket zum eigentlichn Machu Picchu gibt es zwar eine grosszügige Studentenermässigung (halber Preis), doch nur für Studenten mit Uniausweis. Und woher einen solchen nehmen, wenn man noch nicht an der Universität ist? Gerecht war es nicht, aber ich konnte es mir ja leisten und bezahlte den vollen Preis (45 CHF). Der nächste Schlag war der Bus, der einem vom Dorf in knapp 20 Minuten nach oben bringt: 7 Franken.
Doch dann war es endlich soweit, da lag sie vor mir, "die vergessene Stadt der Inkas". Beeindruckend auf den ersten Blick, mit den beiden Bergen im Hintergrund und dem dicht grünen Wald rundherum. Bei näherem Hingucken zeigte sich aber, dass ein Grossteil der angeblichen Ruinen nicht immer liebevoll rekonstruiert sind, nur wenige Wände weisen die charakteristische Inkabauweise auf (siehe oben^^). Zum Glück ist das Gelände so gross, so dass sich die Herscharen gut verteilten. Und über Mittag wurde es plötzlich ganz leer und ich hatte das Gefühl, die Ruinen fast für mich allein zu haben. Irgendwann hatte ich es aber auch gesehen und machte mich zu Fuss auf den Weg runter zum Dorf, um von dort aus dann per Zug zurück nach Cusco zu fahren.
Fazit zum Machu Picchu? Schön und imposant vor allem dank der Lage, sprich der umgebenden Landschaft. Leider hoffnungslos überteuert und sehr touristisch. Aber hey, ich war dort!
Valle Sagrado und Machu Picchu


Nasca
Aus dem grünen Urubambatal in die Wüste. Spätestens seit dem Mystery Park ist uns allen Nasca ein Begriff: genau, die rätselhaften Zeichnungen, Linien und Plätze mitten in der Wüste. Bevor ich den obligaten Flug über die Wüste unternahm, hatte ich die Gelegenheit mich etwas genauer über die verschiedenen Erklärungsansätze zu informiern. Von Däniken beleuchtete das ganze ja ziemlich einseitig ;)
Je nach Forscher sind die Linien astronomische Kalender (tatsächlich weisen einige zu Sonnenauf- und Sonnenuntergangsorten bei Sonnwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen hin), Wegweiser zu Wasserquellen oder Wege, die zu Zeremoniezwecken beschritten wurden. In Wahrheit wahrscheinlich eine Mischung aus alledem, schliesslich entstanden die Geoglyphen über Jahrhunderte hinweg. Die ältesten sind die Zeichnungen, die so ortsfremde Tiere wie Wal, Affe und Papagei darstellen. Wahrscheinlich sollten die Götter der Nascas durch die Dargstellung dieser Tiere, die auf die eine oder andere Weise Wasser symbolisieren, daran erinnert werden, doch bitte den so dringend benötigten Regen zu schicken.
Der etwa halbstündige Flug im Kleinstflugzeug (6 Leute inklusive Pilot) zeigte uns 14 der schönsten Figuren, bevor wir sanft wieder landeten.

Nasca


Pisco
Wald, Wüste,... was fehlt? Wer Perus Klimazonen kennt, weiss es: das Meer. Oder genauer gesagt, der pazifische Ozean. Mein Ausgangspunkt dazu war Pisco (ja, wie in Pisco Sour), allerdings nicht für gemütliche Strandferien, sondern für einen Ausflug zu den Islas Ballestas, "die Galapagos des kleinen Mannes".
Wer erinnert sich noch an das Erdbeben von letztem August in Peru? Ich zumindest hätte es erstens völlig vergessen gehabt, und zweitens sowieso nicht gewusst wo es war, wenn mich nicht der Hotelbesitzer in Nasca vorgewarnt hätte. So war ich zumindest theoretisch darauf vorbereitet, dass Pisco zu 70% zerstört worden war. Praktisch aber überraschte mich das Ausmass der Zerstörung, dass auch fast ein Jahr nach der Katastrophe noch herrschte sehr. Da wohnen noch immer Leute in Zelten (von den Behausungen aus Bambusmatten, Holzbrettern und Plastikblachen ganz zu schweigen), da klafft in scheinbar intakten Strassenzügen plötzlich eine Lücke, da stehen sie nebeneinander wie zu klein geratene Einfamilienhäuser, die Notfertigholzhütten (von der Türkei gespendet). Die Strassen voller Löcher oder voller Schutthaufen, das ganze scheint ein einziges Umschichten von Steinen, Sand und Holz zu sein. Und über allem hängt dieser tiefgraue Himmel...
Da war mein Ausflug zu den Inseln doch deutlich erfreulicher: wir bekamen Tölpel, Kormorane, Aasgeier, Pelikane, Krebse, Humboldtpinguine und Seelöwen zu sehen. Und der Höhepunkt ganz zum Schluss: "Da! Ein Delfin!" Er taucht auf, taucht ab, und plötzlich sieht man vier der scheuen Meeressäuger an der Wasseroberfläche. So schnell wie sie aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder, und zurück blieb das bleigraue Meer.

Pisco



Nichts wie weg aus Pisco, und um dem ewig grauen Himmel zu entfliehen, weg vom Meer. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Eine Vorliebe für "sc" Laute scheinen die Peruaner bei der Bennenung ihrer Städte ja zu haben, doch es geht auch anders. Mittlerweile bin ich in Arequipa, was anscheinend aus dem Quechua "Ari, quipay" (Ja, bleiben!) kommt. Mal sehen wie lange es mich hier noch hält :)
ps: Fotos wie immer bei Gelegenheit. Die zum ersten Blog sind mittlerweile da!