Sonntag, 26. August 2007

La Paz sin paz

Tag 1
¡Hola! Ich bin gestern morgen frueh gut hier in La Paz angekommen (mein Gepaeck sollte es mittlerweile auch geschafft haben...) und bei einer super netten temporaeren Gastfamilie untergebracht. Zusammen mit Yasmin aus Schweden und der Tochter des Hauses Jimena sowie deren "Chico" Danilo habe ich gestern bereits damit begonnen Bolivien zu erkunden. Nach einer Ruhepause haben wir in einem Hinterhof Vorbereitungen fuer den Karneval zugeschaut: verschiedene Tanzgruppen (in einer davon die Eltern Myriam und Gonzalo) uebten ihre Taenze, leider noch ohne Kostueme.
In der Stadt trafen wir spaeter Juan Carlos von ICYE der sich um mein Gepaeck kuemmert (erfolgreich wie ich heute morgen erfuhr :)).
Immer wieder schien es als durchquerten wir die halbe (ganze?) Stadt um zur naechsten Station unseres Tages zu gelangen. So war es kein Wunder, dass wir das Valle de Luna (eine bizarr-zerklueftete Felslandschaft) bei den letzten Strahlen der Sonne erreichten. Wunderschoen leuchteten die roten Felsen die das Valle umgeben - hoffentlich kann ich bald Fotos posten!
Obwohl uns Jimena und Danilo gerne noch mit in den Ausgang genommen haetten, legten Yasmin und ich uns frueh (halb neun? Zeitgefuehl ist weg, vor allem auch weil im gesamten Haus die Uhren beharrlich auf 5 vor 7 stehen geblieben sind ;)) schlafen. Dafuer bin ich heute fit.. 3500 m.ü.M., na und?
Schmatz
Das Essen hier ist auch sehr lecker - Jimena hat uns getsern gefuellte (vegetarische!) runde Zuchettis gekocht. Ansonsten gibt es viele interessante Arten von brotaehnlichen Sachen, z.B. mit Kaesesauce gefuellte, suesse Empanadas, oder steinharten suessen Zwieback. Das La Paz typische Brot Maraqueta (o.ä.) schmeckt wie das gute Knebelbrot zu Hause :) Tee habe ich auch schon viel getrunken, heute frueh gabs frischgepressten Fruchtsaft, und dann ist da noch das Getraenk mit getrockneten Pfirsichen...
La Paz sin paz
Friedlich ist die Stadt schon, aber trotzdem ist immer etwas los. Vor allem laeuft immer und ueberall Musik (von Metal bis Hip Hop und Folklore, wild durcheinander). In der Nachbarschaft scheint es einen hyperaktiven Hahn zu haben, der die ganze Nacht immer wieder kraehte, sowie diverse Hunde. "La Paz sin paz" steht uebrigens auf einem der zahlreichen Graffiti, die hier neben den Wandmalereien (meist mit politisch-moralischer Botschaft) die Waende entlang der Strassen schmuecken.
Ueber Kommentare oder Mails wuerde ich mich sehr freuen - bie Kommentaren bitte einen Namen hinterlassen, gell Anonymus :) damit ich auch weiss, wen ich zu treuen Bloglesern zaehlen darf.
Da das Internet hier spottbillig (1 Stunde=3Bs=45 Rappen) ist werde ich mich wohl bald wieder mal melden koennen.
Bis zum naechsten Blog, macht's gut!

Donnerstag, 23. August 2007

I'm off, bye!

Abschied

Das letzte Mal aufwachen, das letzte Mal Zähne putzen, das letzte Mal Frühstücken und Zeitung lesen, das letzte Mal kochen und abwaschen, zum letzten Mal diese oder jene Strasse entlangehen, zum letzten Mal beim Friseur, beim Zahnarzt, im Coop.
"Dire adieu, c'est toujours mourir un peu" - aber nur ein bisschen. Denn schliesslich werde ich spätestens in einem Jahr wieder durch diesen Flur gehen, auf diesem Klo sitzen, aus diesem Fenster schauen.
Und was ist denn schon ein Jahr? Wie schnell verging ein Schuljahr... und wie unendlich lange zog es sich gleichwohl dahin. Was am Ende blieb? Erinnerungen an harte Wochen, gute Zeiten und dumme Sprüche. Mein Jahr in Bolivien vermag hoffentlich tiefer gehende Erlebnisse zu erwecken, un deutlichere Erinnerungen zu hinterlassen.
Noch ein letztes Mal den Spruch des Tages im Mondkalender lesen: "Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt." (M.Buber)

Vamos a ver! Bis bald!



Das schnucklige Teil wiegt übrigens die Kleinigkeit von ~17kg.

Und schliesslich: zum letzten Mal das Notebook ausschalten...

Samstag, 18. August 2007

Home, sweet home

Neuigkeiten

Würde ich sonst einen Blog schreiben? Jedenfalls habe ich heute endlich Neuigkeiten betreffend meines Aufenthaltes in Bolivien erhalten. Ich möchte ja nichts sagen, aber wurde auch langsam Zeit... An sich hätte es mir zwar nichts ausgemacht bis eine Woche vorher zu warten, wenn man mir nicht gesagt hätte, ich erführe meinen Aufenthaltsort einen Monat vor Abflug. Das Warten zehrte irgendwie doch an meinen Nerven. Und sieh' an, gerade als ich mich mit einer Reise ins Ungewisse abgefunden hatte, erfahre ich doch noch wo's hingeht. Ganz nach dem Motto "Give freely, expect nothing and you will never be disappointed by other people's actions" oder so ähnlich..
"Chum zur Sach!" Ja, ja, ich wollte doch bloss ein wenig Spannung aufbauen.
Facts
Ich werde mein Austauschjahr in Sucre bei Familie Navarro Arias verbringen. Mutter Liby ist Krankenschwester, Vater Luis Chad geologischer Ingenieur. Zusätzlich sind da noch 3 "Kinder", Numa (30) [google meint Numa sei entweder ein lateinischer Name - nur für Jungs, oder muslimischen Ursprungs - nur für Mädchen. We'll see!] sowie Soraya und Soraida, beide 27 - Zwillinge?! Sie, und bald auch ich, leben in einem Einfamilienhaus, zusammen mit einem Hund. (Ich werde Maundzi trotzdem vermissen!) Übrigens habe ich ein eigenes Zimmer *phew*.
Adresse (oder Fragmente davon): Calle Mexico No 363 - Sucre
Finde Sucre ;) 2800 M.ü.M., angenehmes subtropisch-gemässigtes Klima und "gilt mit ihren reichen, gepflegten Plätzen und Parkanlagen als die schönste Stadt Boliviens". Meint Wikipedia. Stimmt hoffentlich, meine ich.


Sucre hat übrigens nichts mit Zucker zu tun, sondern wurde nach dem Revolutionsführer Antonio José de Sucre benannt. Dennoch: "Sie ist für ihre Schokoladen-Spezialitäten bekannt." Ein weiterer Pluspunkt. Ob es wohl Schokolade mit Chili gibt? Hält die Sucre'sche (?) Schokolade dem Direktvergleich mit Schweizer Schoggi stand? Und umgekehrt?


Ich freue mich sehr über meine Platzierung in Sucre, da ich eigentlich von Anfang an dorthin wollte. Ich bin froh, weder im kalten La Paz noch im tropischen Santa Cruz zu sein. Aber war da nicht irgendwann mal was mit einer Priority-List? Genau, zwei Projekte in La Paz, eines in Cochabamba - ohne Rücksicht aufs Klima hatte ich die mir am meisten zu entsprechen scheinenden Projekte ausgesucht gehabt. Erstens kommt alles anders, und zweitens als man denkt. Aber eigentlich ist doch alles gut herausgekommen. Mal schauen welche Projekte Sucre zu bieten hat - zuerst auf dem Papier, und so bald ich dort bin, werde ich die sowieso noch besichtigen. Papier ist geduldig.


Übrigens: Sucre ist Boliviens Hauptstadt - zumindest auf dem Papier. De facto befindet sich der Regierungssitz in La Paz und Sucre beherbergt nunmehr den Obersten Gerichtshof.


Morgen kann ich also endlich mit packen beginnen - Photo vom Rucksack folgt.



P.S.: Anmerkung
Noch eine kurze Anmerkung zu früheren Blogs und kritischen Bemerkungen gegenüber ICYE: Ich bin nach wie vor sehr dankbar dafür eine erfahrene Organisation im Rücken zu haben. Etwaige Sticheleien sollten als konstruktive Kritik und nicht als Hohn und Spott aufgefasst werden. Ich bin überzeugt vom Gedanken, der hinter ICYE steht, und fest entschlossen dereinst als freiwillige Mitarbeiterin mit zu machen. Aber eben: etwas mehr Klarheit in der Kommunikation könnte nicht schaden :) Das Angebot und die Philosophie sind toll und einzigartig.


Mittwoch, 1. August 2007

Keep me right here waiting

Ungewisse Vorfreude
In nur 23 Tagen sitze ich bereits in einer AmericanAirlines Maschine Richtung Dallas-Miami-La Paz! Letzte Sonntag trafen wir uns zur länderspezifischen Vorbereitung; Simone und Stefan (ph?) erzählten uns von ihrer Zeit in Bolivien, unterstützt von einer Checkliste von ICYE. Ein sehr gemütlicher und interessanter Nachmittag, danke für die Einladung Simone :) Beschenkt mit der DVD "Quien mató a la llamita blanca?"- die satirische Sicht auf die Kultur Boliviens - und einigen Koka-Blättern (die übrigens eingeführt wurden...in die Schweiz) - der Duft Boliviens ging es einige Stunden später wieder nach Hause.

Von ICYE gab es eine "Checkliste für das Austauschjahr 07/08 in Lateinamerika" mit vielen nützlichen und hilfreichen Informationen. Beispiele?
"Gepäckstücke: Ein grosser Rucksack ist sehr nützlich"
"Musik: Kassetten (mwahaha!) kannst du vielerorts hören oder vorspielen"
"Schlafsack: Unbedingt mitnehmen"
"Schreibzeug: Wenn du etwas besunderes brauchst oder verschenken möchtest, nimm es mit, sonst kann man auch alles dort kaufen." (In Bolivien gibt es Kugelschreiber :o)
"Kleidung: Ob du mehr warme oder kühle Kleider (kühle Kleider?) mitnehmen sollst, kommt ganz auf die Region an, wo du hinfährst."

Und genau hier liegt die Krux: Noch immer weiss ich nämlich nicht, wohin es mich in gut drei Wochen verschlagen wird. Nicht nur die Höhenunterschiede zwischen den verschiedenen Städten, sondern auch Temperatur- und Klimadifferenzen (Vermeidung einer Wortwiederholung..) sind beträchtlich. In La Paz beispielsweise beträgt die durchschnittliche Jahrestemperatur je nach Quelle (sprich: wikipedia deutsch oder spanisch) zwischen 10° und 16°, in Santa Cruz doch immerhin 25°C.

Langsam aber sicher realisiere ich endlich, dass es bald los geht. Verdammt bald sogar. Konkrete Vorstellungen habe ich nicht, denn dazu fehlen mir schlicht und einfach einige Informationen. Und so bleibt mir vorerst nur eine gewisse diffuse Vorfreude, eine positive Grundstimmung, die da ist und einfach nicht mehr weg will...