Mittwoch, 3. Oktober 2007

Vida cotidiana (Teil II)

Tag des Baumes
Gestern (oder heute, je nach Quelle) war Welttag des Baumes. Wir von der A.S.E. bauten unseren Pavillon auf und verschenkten gut 130 Bäumchen. Natürlich nicht einfach so: man musste sich verpflichten das "grüne Kind" zu hegen und zu pflegen - und die Adresse angeben, damit wir auf Kontrollbesuch kommen können :) Obwohl ich ehrlich gesagt bezweifle, dass es je soweit kommt. Die Befürchtung, dass keine Leute kommen, bewahrheitete sich nicht. Im gegenteil, wir hätten noch viel mehr Setzlinge vergeben können, wenn wir denn mehr gehabt hätten - und unsere Aktion auf den Nachmittag ausgedehnt hätten. Laut Statistik hat Sucre Bäume dringend nötig: Auf 14 Einwohner kommt hier gerade mal ein Baum. Um "saubere" Luft zu haben, wären 28 Bäume pro Einwohner nötig. Scheint ziemlich viel, aber wenn man sich die zahlreichen Taxis und Minibusse (und deren Abgas-Bilanz) anschaut, wird's wohl schon so sein. Um halb eins, nach gerade mal 2 Stunden, war schliesslich nur noch ein einsamer Setzling übrig und von Mitleid gepackt adoptierte ich den armen Waisen.
Und so kam es, dass ich heute über 1 Stunde damit verbrachte ein Loch für den Kleinen zu buddeln. 60x60x60cm gross sollte es laut Anleitung werden - kein Problem, dachte ich in gedanken an Mamis Gemüsegarten, eine Mäusebeerdigung und Balkon-Blumenkistchen... Tatsächlich war die Erde nicht so trocken wie sie aussah. Trockener. Und so gab ich mich mit 20cm Tiefe zufrieden. Auf dass mein Sprössling gedeihe (und nicht dem Hund zum Opfer falle)!



Der Küchenmatch
oder: eine Frage der Ehre
Da die Maxime meines Blogs darin besteht, theoretisch jederzeit auch für zufällig hereinschneiende Surfer einigermassen interessant zu sein, verzichte ich darauf, mich ausgiebig über meine Arbeit in der Küche auszulassen.



Von allgemeinem Interesse dürfte höchstens sein, dass Männer sich hier tatsächlich nicht - und zwar überhaupt nicht - an der Hausarbeit beteiligen. Dass sie nicht kochen, klar. Dass sie nicht abwaschen, ok. Dass sie nicht einmal ihren Teller in die Küche tragen, arg. Dass aber der Bruder seine Kleider von seiner Schwester waschen lässt (von Hand wohlgemerkt), schwer zu glauben. Da stand die arme Soraya letzten Sonntag wohl an die 6 Stunden am Waschtisch um Wäsche von Mutter, Bruder und Vater zu waschen (während die Mutter das Haus putzte, und die männlichen Familienmitglieder fernsahen). Soviel zum Thema patriarchalische Familienstrukturen. Da würde ich als Mann ja auch bis 30 zu Hause wohnen bleiben, bei so einem Service!




Auf's Land!
"Ir de paseo" - einen Spaziergang machen - nennt man hier anscheinend, was wir gemeinhin als "Wanderung" bezeichnen würden. Man nehme: Freundinnen, geländegängigen Jeep, Vater als Fahrer und Guide, Verpflegung, Outfit und einen schönen Tag (was sich hier als Bedingung so gut wie erübrigt, da es schlichtweg keine Schlechtwetter-Tage gibt...dachte ich zumindest. Doch das ist eine andere Geschichte).
So zogen wir also am Sonntag vor einer Woche nach Mamahuasi ("Mutters Haus" (Quetchua)) los. Ich lasse lieber Bilder sprechen, deshalb vorab nur soviel:
  • Es war sehr, sehr schön. Ich bin halt ein Kind vom Lande :)
  • Das Picknick entpuppte sich als vollständige Mahlzeit mit Poulet, Reis, Kartoffeln, Salat (Besteck, Teller und Gläser verstehen sich von selbst). Zusammen mit dem Znüni erklärte sich auch, weshalb jede/r einen mittelgrossen Rucksack mitschleppte.
  • Wanderweg oder ähnliches gab es nicht. Wir fuhren mit dem Jeep bis es nicht mehr weiter ging, dann "spazierten" wir über Stock und Stein. Gelobt seien meine Wanderschuhe!
  • Das Bad im Fluss fiel ins Wasser. Oder eben nicht. Kaum Wasser, dafür reichlich Algen&Leben...





Fortsetzung folgt!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

aha, doch scho e sohn id welt gsetzt! has scho dänkt .. :P die wanderig wär wohl nüt für mig gsi, aber es isch ja eh dis ding ;)

btw: hurt torrent isch nid ganz optimal, wirdi mi das wucheend nachemne andere umeluege! das wird de scho klappe!

het di grüen sohn o e name? oder bechumt er eine bir touf..äääh bim erschte mal begiesse. glg

Anonym hat gesagt…

Den Baum musst Du unbedingt richtig einpflanzen.Wenn Du in 10 Jahren nach Sucre auf Besuch gehst wirst Du staunen ,was aus ihm geworden ist.Bin froh,dass Du ein Naturkind bist.Du siehst ,Bergschuhe kann man überall gebrauchen.Sogar in Bolivien.Wünsche dir auch weiterhin viel Erfolg mit Deinen Projekten.
Mam