Mittwoch, 19. September 2007

Vida cotidiana (Teil 1)

Ende der Arbeitslosigkeit
Ja, ich habe tatsächlich endlich ein Projekt gefunden. Wobei die Suche ja nicht sonderlich intensiv war. Nachdem ich bereits 10 Tage in Sucre gewesen war, ohne ein einziges Projekt auch nur besichtigt zu haben - da es Oscar, der ICYE-Verantwortliche vor Ort, irgendwie nicht schaffte an die Verantwortlichen heranzukommen um einen Termin zu verabreden - wollte ich einfach mal beginnen zu arbeiten, egal was. Ferien sind zwar schön, aber auf Dauer nicht so das Wahre. Ausserdem bin ich ja hier um etwas sinnvolles zu tun, und herumhängen und einen argentinischen Musiksender schauen (top!) zählt wohl nicht dazu. Vergangenen Mittwoch hiess es dann: wir treffen uns in 20 Minuten auf der Plaza, und besichtigen ein Projekt. Yay! Dass ich mich dann auch prompt für dieses Projekt entschied war weniger eine Verzweiflungstat, als viel mehr ein lange geplanter Entschluss. Schon im Einführungscamp bei La Paz hatte ich die projektbeschreibung gesehen und gesagt "este proyecto me gusta". Fragt mich nicht wieso es solange gedauert hat, bis ich letzten Donnerstag endlich meinen ersten Arbeitstag hatte.

Asociación Sucrense de Ecología (ASE)
Die ASE ist eine politisch un religiös unabhängige Organisation von Freiwilligen, sowie ca. 5 Festangestellten. Ihre Mission ist es, für den Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen einzutreten, sowie die Lebensqualität der Einwohner des Departements Chuquisaca zu verbessern. Sie ist Mitglied von LiDeMA (Liga de Defensa del Medio Ambiente).
Wie gesagt, ich hatte es schon längere Zeit auf dieses Projekt abgesehen. Die Informationen die uns die Direktorin der ASE, Señora Apolonia Rodriguez Gonzales gab klangen auch alle ganz interessant. Als sie aber zum Bereich der Aktivitäten der ASE kam, und erzählte, dass geplant ist Wände mit Aufrufen zu ökologischem Verhalten zu bemalen und eine Baumpflanzaktion im Gange ist, wusste ich: das ist es. Und so werde ich hier nun also keine Hütten bauen [ ;) ], sondern Bäumchen pflanzen helfen.
Bisher allerdings haben wir, das heisst Sari, Austauscherin aus Finnland, und ich die meiste Zeit damit verbracht, Plakate für kommenden Samstag zu zeichnen. Im Moment läuft in Sucre nämlich die "Semana del Aire limpio" (Woche der sauberen Luft) - bloss dass das kaum einer zu wissen scheint. Während der Woche kann man gratis messen lassen wieviel Dreck sein Auto in die Luft schleudert (ich möchte ja nicht wissen, wie die Ergebnisse der Micros aussehen, ihres Zeichens klapprige Minibusse, in Japan ausgemustert, über Chile nach Bolivien transportiert, und jetzt hier das öffentliche Verkehrsmittel Nr.1 (das einzige)) und am Samstag ist dann Tag des Fussgängers. Die Plaza 25 de Mayo, Hauptplatz, wird für den Verkehr gesperrt sein und es werden diverse Aktivitäten - Sport, Spiel und Spass - durchgeführt werden. Organisiert wird das ganze von der Stadtregierung, mit Unterstützung durch die Kampagne "Aire Limpio" des DEZA. Da wird einem gleich ein wenig patriotisch zumute... Die ASE wird mit eben jenen Plakaten präsent sein, die Sari und ich unter so viel Anstrengung kreiert haben (Problem: Wir können beide nicht zeichnen :)).


Mercado Campesino
Was macht man in Bolivien am Samstagvormittag? Genau, das selbe wie auch in der Schweiz: einkaufen. Allerdings weder in Coop noch Migros, noch in sonst einem Supermarkt (in ganz Sucre gibt es nur einen, und der ist gelinde gesagt klein). Man fährt mit Taxi oder Micro auf den Mercado Campesino ("Bauernmarkt"). Der ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend: schon allein die schiere Grösse - ich glaube, man könnte ohne weiteres einen ganzen Tag dort verbringen und hätte wohl noch immer nicht alles gesehen - mehrere Strassenzüge sind einfach Markt; dann die Vielfalt (es gibt wirklich alles- und alles durcheinander); die Menge der Waren (vor allem Berge und Türme von Früchten und Gemüse) und der Menschen; weiter die Preise (1kg Schweinefleisch=2.50 CHF) und last but not least: die Fleischabteilung. Selbstverständlich ungekühlt, zusätzlich zumindest teilweise unter freiem Himmel - aber alles ganz frisch!
Man muss es fast mit eigenen Augen gesehen haben...
Angenehm fühlte ich mich an Einküfe meiner Kindheit zurückerinnert, als sich mir eine Banane, Apfelschnitze, ein Stück Papaya und eine halbe Birne entgegenstreckten.

[Hier sollten jetzt eigentlich Fotos vom Mercado Campesino folgen, bloss leider sträubt sich PicasaWeb. Ich werde die neue Version von Firefox installieren und einen weiteren Versuch starten]

Edit (22.09.2007): Und
sind die Fotos endlich. Bei Photobucket geht's erst noch schneller :) Leider nicht ganz so elegant wie picasa, aber es funktioniert!

Chiquitito
Hat sich je einer über die "-li" der Schweizer lustig gemacht? Hat je jemand behauptet, wir benutzen zu viele Diminutive? Der kann einpacken, sobald er in Sucre/Bolivien ist. Wie wärs zum Abendessen mit einem "matecito calientito" (heissliches Teelein) und einem "pancito fresquito" (frischliches Brötlein)? Insbesondere die Verkleinerungsform der Adjektive lässt schmunzeln "hermanito viejito" (ältliches Brüderlein) oder "mamita jovencita" (jüngliches Mütterlein).
Die Krönung liefert jedoch unser Golden Retriever Oliver, ein "perrito chiquitito" (winziges Hündchen).

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Holà Chiquitita
Ich wünsche dir einen wunderschönen neuen Tag. Dein Blog ist und bleibt spannend, von der ersten bis zur letzten Zeile. Er gehört zu meiner morgendlichen Lieblingslektüre. Hoffentlich klappt's auch bald wieder einmal mit ein paar Bildern.

Anonym hat gesagt…

Liebe Xiguline,es ist so interessant Deinen Blog zu lesen,dass ich versucht bin,meine nächsten Ferien doch vielleicht in Sucre zu machen.Viel Spass bei der Arbeit
Love Mam

Anonym hat gesagt…

Hallo Xeni

Das tönt ja mal wider spannend. Ig ha mi gad gfragt, für wär die Bemerkig mit dä Hüttlis isch gsi, so spontan fallt mir niemer i wo das chönt si... :D Übrigens wäg dr schwizer Sprach, hesch sä scho derzue bracht, Chuchichäschtli dsägä?

Ganz ä liebä Gruess,
Trix

Anonym hat gesagt…

Hallo

Tönt ja alles ganz cool und spannend! Isch emel schön hesch jetzt öpis z'tue und muesch nid nume no Fernseh luege :-)

Für mi geiz jetzt de o los am Mäntig...

Aja, und i gloube fasch i weiss für wän das mit dä Hütte boue isch gsii, gäll Trix ;-)

Mfulg Jeannette

P.S. Ha de d'Simpsons fertig gläse ;-)